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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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überquerte ich die Shore Road und wartete unter den Ästen einer kleinen Gruppe von Weißeichen.
    Wenigstens wird es wegen des Regens heute Nacht keine Unruhen geben, sagte ich mir. Ich wette auch, die Frauen der Kraftwerksarbeiter haben ihre Männer gezwungen, Licht und Heizung anzulassen. Die Minuten tickten vorüber. Das ist der Grund, warum Polizisten immer ein Buch bei sich haben. Ein kleines Buch, das in die Tasche passt.
    Ich stand eine gute Viertelstunde da. »Ist er vielleicht ins Loch gefallen?«, murmelte ich. Dann hatte ich einen düsteren Verdacht. Schließlich waren wir einem Mörder auf der Spur …
    Ich zog die Dienstwaffe aus der Manteltasche und sah nach, ob wirklich sechs Patronen in der Trommel steckten. Ich trat unter den Bäumen hervor und ging auf die Klos zu.
    Auf halbem Weg sah ich jemanden an der Shore-Road-Seite aus der Toilette kommen und schnell auf einen parkenden VW Käfer zugehen, der mir gar nicht aufgefallen war. Ich lief los, aber der Mann rannte ebenfalls, um schnell aus dem Regen zu kommen.
    Er stieg ein und fuhr in Richtung M5 und den Zubringern nach Belfast davon.
    »Verdammt! Du hast es versaut, Duffy!«, schimpfte ich. Du wolltest es ja unbedingt trocken haben, also hast du dich unter die Bäume gestellt statt an eine Stelle, die von beiden Ausgängen gleich weit entfernt ist. »Du Blödmann!«, sagte ich zum Regen und den hereinbrechenden Wellen.
    Ich hatte nicht mal das Kennzeichen, aber wenn es Shane und sein Auto gewesen war, dann würde das leicht herauszufinden sein.
    »Also gut, wollen wir mal sehen, was er in den letzten fünfundzwanzig Minuten auf dem Klo getrieben hat«, sagte ich und ging, die Waffe voran, hinein.
    Aus irgendeinem Grund rechnete ich mit einem Junkie, aber natürlich war es eine Schwuchtel. Er war neunzehn oder zwanzig, blaue Augen, blasse Haut, schwarze Haare, Elvistolle. Hohe Wangenknochen und rot lackierte Fingernägel. Er war viel zu attraktiv, um nicht schwul zu sein, und er trug Lederjacke, Jeans und Converse – die übliche Berufskleidung eines Strichjungen. Er sah die Waffe, ich steckte sie ein.
    »Ach, Sie sind Polizist«, sagte er nonchalant.
    »Deine gute Fee bin ich jedenfalls nicht.«
    Er ging einen Schritt auf mich zu. »Warum denn gleich so grob?«
    »Du bist mir ja ein ganz Tapferer. Wie heißt du?«
    »John Smith. Sie können mich Johnnie nennen.«
    Er schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen, ich könne ihn umlegen oder ins Knie schießen. Ich besah mir die Graffiti an der Wand: die üblichen Sprüche: »Fuck the Pope«, »Denkt an 1690«, »UVF«, »UDA«, »UFF«, aber nicht so viele, wie man nahe Rathcoole erwartet hätte.
    »Wer war vorhin mit dir hier drin?«, fragte ich ihn.
    »Ein Name?«
    »Aye, ein Name.«
    »Ich hab ihn schon mal gesehen, Herr Polizist, aber ich kenne seinen Namen nicht. Nicht ganz mein Typ.«
    »Was hat er hier gemacht?«
    Der Bursche lächelte. »Das wissen Sie doch.«
    »Keine Spielchen, Junge, ich verpass dir sonst ein paar Ohrfeigen.«
    »Ach, macht Sie das an?«
    »Also gut, Sonnenschein, Schluss mit den schlauen Sprüchen. An die Wand«, sagte ich.
    »Das höre ich heute Abend nicht zum ersten Mal.«
    Ich drückte sein Gesicht gegen die Fliesen, klopfte ihn ab und durchsuchte ihn. 100 Pfund in der einen Jackentasche, ein Tütchen mit in Folie gewickeltem Haschisch in der anderen. Nicht genug, um ihn wegen Drogenhandels dranzukriegen, und sicherlich nicht den Papierkram wert.
    »Wo hast du das her?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht. Ich zog meine Waffe wieder raus und drückte ihm den Lauf an die Wange. »Wo hast du das her?«
    »Von dem Mann«, antwortete er. »Von dem wir gerade gesprochen haben.«
    Ich nickte und steckte das Haschisch in die Manteltasche.
    »Was wollte er von dir?«, fragte ich weiter.
    Der Bursche drehte sich um und starrte mich an. Ein langer, suchender Blick. Selbst in der Dunkelheit wirkten seine Augen ausgesprochen blau. Er kam einen Schritt näher und drückte den Revolver mit dem Finger beiseite.
    »Das, was du auch willst«, sagte er.
    Er schob mir eine Hand in den Nacken, zog mich zu sich heran und küsste mich auf den Mund. Ich wich erschrocken und entsetzt zurück. Er hielt die Hand weiter in meinem Nacken und küsste mich erneut, erst sanft, dann fest, und massierte mir mit den Fingern den Kopf.
    »Was zum Teufel machst du da?«, zischte ich.
    »Wenn du gehen willst, dann solltest du das jetzt tun, Polizist.«
    Natürlich wollte ich weg. Aber ich blieb, wo ich

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