Der Katzenelf (German Edition)
Morgens lachte die Sonne golden ins Zimmer und sie stand sehr früh auf und packte ihren Rucksack.
Sie schwebte in der Gondel die schneebedeckten Felsen entlang bis zur Bergstation. Obwohl der Himmel knallblau und ohne eine einzige Wolke war, nahm ihr oben ein eisiger Wind, der Schneefahnen vor sich her fegte, den Atem. Prinz blieb im Rucksack und Wolf kämpfte sich mit hängender Zunge an ihrer Seite durch den hohen Schnee bis zum nächstliegenden Felsen. Sie duckten sich unter den schützenden Stein, denn dahinter blies der Nordföhn nicht mehr so stark. Ein bisschen mutlos sah sie auf die Schifahrer, die sich weit unter ihr fröhlich die Pisten hinabschwangen. Hier oben unter diesem riesigen Felsvorsprung schien sie mit ihren Tieren vollkommen alleine zu sein. - Oder doch nicht?
Sie hörte ein leises Rascheln und spürte etwas Leichtes, das sie berührte. Überrascht drehte sie sich um.
Ein sehr kleiner Mann stand hinter ihr, frierend in seinen groben Lodenumhang gewickelt, und obwohl Isa auf ihrer mitgebrachten Decke saß, war er so klein, dass sie auf ihn hinunter sah. Er hatte hellblaue Augen, durchsichtig wie Glas, die sie ein wenig besorgt anstarrten. Sie lächelte ihn an und sagte: „Sind wir uns nicht schon einmal beinahe in Trimmels Hütte begegnet?“ .Er nickte erleichtert und antwortete: „Ich bin Kuzo, von König Adlais Stamm der Kleinen Leute dem Verborgenen Reich und ich werde dich begleiten! Mein Auftrag ist, dir zu helfen Kaskades Türkis zu bergen. Doch zuerst muss ich dir etwas zeigen. Komm mit!“
Ihr schien als stapfte er beinahe mühelos durch den hohen Schnee und sie folgte ihm auf ihren fellbespannten Skiern, nicht wissend ob sie wach war oder wieder träumte. Er fand einen schmalen Steig zwischen den Felsen und sie sah, dass sie sich auf der Höhe des Jochs, von dem Trimmel gesprochen hatte, befanden. Isa brettelte seitwärts und hatte Mühe ihm zu folgen. Sie überquerten das Joch und sie bemerkte, dass tief unter ihr weitere Felsspitzen waren. Hier oben in mehr als zweitausend Metern war noch tiefer Winter und wegen des schönen Apriltages firnte der Schnee kristallig auf.
Kuzo deutete auf einen Felszacken und sie sah den schmalen Eingang einer Höhle. Weiter unten begann der Zaun des Wasserreservoirs. Nun wusste sie, dass sie an der richtigen Stelle waren. Der kleine Mann holte ein aus Latten gefertigtes Holzteil, das wie ein kleines, mit Stricken befestigtes Floß aussah hinter einem Stein hervor, schob es zwischen seine Beine und rodelte, eine pulvrige Schneewolke hinter sich lassend auf die Höhle zu. Isa schnallte ihre Felle ab und schwang sich vorsichtig ebenfalls hinunter. Sie mussten eine Weile warten, bis Wolf ihnen durch den hohen Schnee nachkam. Jetzt wollte auch Prinz aus seinem warmen Rucksack und so betraten sie nacheinander die riesige Höhle.
Drinnen war es feucht, dunkel, kalt und unheimlich. Kuzo entzündete einen Kienspan und leuchtete. Sie sahen weiter unten einen kleinen See und stiegen zu ihm ab. Je näher sie ihm kamen umso heller wurde es und das Wasser färbte sich leicht türkisgrün, wie der Fluss im Winter an dem die Stadt lag.
Isa sah verwundert nach oben und bemerkte einen schmalen Spalt im Felsen und erblickte durch ihn ein Stückchen vom blauen Himmel. Als sie endlich am Ufer des unterirdischen Sees angekommen waren, hörte sie ein leises Wimmern. Der kleine Mann leuchtete die herumliegenden Felsbrocken ab und sie bemerkte hinter einem dieser Steine einen graugrünen Schimmer. Schnell liefen sie darauf zu und dann sah sie eine winzige Figur auf dem feuchten kalten Boden liegen, vielleicht ein bisschen größer als Hiva die Schlüsselblumenelfe.
Es war eine Frau mit blassstaubgrünen Haaren. Haare, die Isa aus ihrem Traum silbrig-grün in Erinnerung hatte und ihre schmutziggrau wirkende Haut war ohne jeglichen Schmelz. Die kleine Gestalt öffnete nur mühsam ihre Augen. Sie schimmernden in einem klaren Türkisblau mit goldenen Pünktchen. Sie versuchte sich aufzurichten als sie Prinz bemerkte, der nun auf sie zulief und sie zart beschnupperte. Doch sie war zu schwach und ihr kleiner zarter Körper sank wieder auf den Boden. Kuzo eilte herbei und stützte sie. Sie wies mit einem Arm auf eine entfernte Stelle des Sees und flüsterte ihm leise zu: „Der Stein liegt dort, er ist zu groß für mich, ich kann ihn nicht bergen!“
Isa bückte sich und wie bei Hiva nahm sie das kleine Geschöpf in ihre Handfläche und versuchte den zitternden, winzigen
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