Der Katzenelf (German Edition)
einer an!“ Er beschloss sofort seinem Freund davon noch nichts zu sagen und einen geeigneten Zeitpunkt abzuwarten. Schadenfroh lächelnd folgte Benno Rubina in das Turmzimmer. Als sie sich beide satt geliebt hatten und er müde und zufrieden in die Kissen sank, fiel ihm, während Rubinas zarte Hand mit seinem geschenkten Ring auf seiner Brust lag und dessen weißes Feuer ihn anstrahlte, das Buch der Mönche ein, in dem neben dem Tigerauge auch ein sternförmiger Diamant abgebildet war.
Drei Tage später verabredete sich Benno mit Devananda. Er klingelte ungeduldig, doch statt Devananda öffnete ihm Dana, die trotz des kühlen Aprilwetters ein dünnes, moosgrün schimmerndes Seidenkleid trug. Sie hatte ihre rotleuchtenden Haare zu einer üppigen Hochfrisur aufgesteckt von der eine einzelne Locke wie eine Feuerschlange auf ihre Schultern rieselte, und als sie sich umdrehte, sah er das schwarze daumennagelgroße Muttermal an ihrem Nacken. Als er ihr schweres Parfum einatmete, erinnerte er sich an seine seltsame Begegnung mit dem Mann im Schlafrock in Rubinas Schloss. Benno, der ihr in die Wohnung folgte, fand dass das ein sehr sinnlicher Duft war und er starrte auf ihr wiegendes Hinterteil, das sich unter dem zarten Stoff verlockend abzeichnete.
Am liebsten hätte er seine große Hand darauf gelegt um die verführerischen Rundungen zu fühlen, doch plötzlich fiel ihm Rubina ein und hastig steckte er seine Hände in die Manteltasche. Dana drehte sich zu ihm um. Sie hatte meergrüne Augen, die ihn anblitzten und sie lächelte freundlich. ‚Weiß Gott, sie ist eine sehr verführerische Frau‘, dachte Benno, ‚ja wirklich, sehr, sehr begehrenswert‘. Dana bat ihn lächelnd weiter und sie stiegen die Treppe zu dem ausgebauten Dachgeschoß hinauf, das Devananda als Meditations- und Therapieraum benutzte. Er schien gerade einen seiner Kurse abzuhalten, denn auf dem Flur hingen ein Dutzend Anoraks und Mäntel. Dana öffnete die in leuchtendem Orange bemalte und mit magischen Zeichen versehene, riesige Schiebetüre und kurz warf Benno einen neugierigen Blick auf Devanandas Schüler.
Die meisten Teilnehmer waren junge Frauen, er konnte nur zwei männliche Jugendliche unter ihnen entdecken. Gekleidet in orangefarbene Kutten knieten alle auf einer selber mitgebrachten Matte und streckten ihre Arme wie schemenhafte Wesen durch die von vielen streng riechenden Räucherkerzen vernebelten Luft zu den riesigen Fenstern hin, die einen großartigen Ausblick auf die Stadt boten. Devananda reckte seine Gestalt und die Schüler bogen ihre Körper zu ihm hin, als wäre er der große Heilsbringer.
Dana gab Devananda ein Zeichen und schloss wieder die Türe. Kurz darauf war der Unterricht zu Ende und Devananda, der jedem seiner Kursteilnehmer einen Erlagschein für die nächste Stunde mitgab und alle streng ermahnte den Kursbeitrag auch pünktlich einzuzahlen, winkte Benno und bat ihn herein. Dana folgte ihnen. Benno nahm das alte Buch aus seiner Aktentasche. Er schlug die Stelle auf, wo das Tigerauge abgebildet war und drehte sich nach Dana um, die nur mühsam einen überraschten Schrei unterdrückte. Neugierig fragte er sie: „Hast du diese Abbildung schon einmal irgendwo gesehen, Dana?“ Ihre Augen weiteten sich, hastig sie riss ihm das Buch aus den Händen und blätterte weiter bis sie das Bild vom Stern des Schicksals erblickte. Sie ließ die Lektüre sinken und war plötzlich sehr blass. Fast hätte sie geantwortet: „Ja, ich habe das Original gesehen und zwar nicht nur einmal“, doch sie biss sich rechtzeitig auf die Lippen und antwortete mit leiser fremder Stimme: „Ja, ich glaube, irgendwo habe ich schon einmal eine ähnliche Abbildung gesehen.
Du solltest das Buch unbedingt Rubina zeigen, sie versteht mehr von Steinen und deren Mythologie als ich, Benno. Ich muss jetzt gehen, entschuldigt mich!“ Devananda sah sie erstaunt an: „Wir wollten doch zusammen essen gehen“, sagte er verwundert, doch Dana schüttelte den Kopf, winkte ihm nur zu, schlüpfte in ihren Mantel und verschwand.
Benno dachte: „Sie weiß irgend Etwas“. Doch auch er sagte nichts zu Devananda und beschloss alleine mit Rubina darüber zu sprechen. Er traute Dana nicht und dachte an die männliche Gestalt, die hinter Danas Schlafzimmertüre verschwunden war, damals nachts, als er bei Rubina war. Irgendetwas ging da oben im Schloss vor sich. Er spürte ein Prickeln im Nacken wie immer, wenn er kurz vor Abschluss eines für ihn vorteilhaften
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