Der Katzenelf (German Edition)
sogar berauschend. Dieses überlegene Machtgefühl Schwächeren gegenüber entschädigte sie für alle Demütigungen der vergangenen Wochen.
Durch ihren ständigen Aufenthalt in der frischen Luft nahm ihr elfenbeinfarbener Körper einen goldbraunen Schimmer an. Die anderen Mädchen badeten ihre verschwitzten Leiber regelmäßig in den kalten Flüssen und Wasserfällen und legten sich danach in die pralle Sonne um zu trocknen. Dadurch hatten sie bald eine Epidermis wie gegerbtes Leder. Rubina, die als königliche Elfe gelernt hatte, ihre Haut immer zart und weich zu erhalten, tändelte und schmeichelte mit einem jener Soldaten, die regelmäßig Lebensmittel ins Zeltlager brachten. Sie verdrehte ihm mit ihren schönen Augen derart den Kopf, dass er sich überreden ließ, in der königlichen Drachenapotheke eine Salbe aus Bergkräutern, Olivenöl und Honig nach Rubinas Rezept herstellen zu lassen. Sie selbst hatte ihm heimlich einige der dazu nötigen Pflanzen besorgt, indem sie sich wieder einmal die Freiheit nahm und einfach einem Nachmittagstraining fern blieb. Sie ritzte eine genaue Anleitung in ein Stück Schuppenstoff, das sie heimlich einer schlafenden Amazone aus deren Kampfanzug herausschnitt.
Für das Schwänzen des Unterrichtes kürzte Yaruba ihr eine Woche lang das Abendessen. Für den zerschnittenen Anzug gab es keine Strafe, denn niemand konnte ihr etwas nachweisen. Der Apotheker der königlichen Apotheke machte das Geschäft seines Lebens, denn die Salbe erwies sich als hervorragende Schönheits- und Heilcreme. Sogar Thyra, der er vorsorglich ein Gratismuster zukommen ließ, befahl ihm, diese Mixtur für sie persönlich herzustellen, was er auch beflissen erledigte. Die Creme verpackte er aufwendig in goldene Töpfchen und tat so, als liefere er sie exklusiv nur der Drachenkönigin ins Schloss. Dafür wurde er von Thyra mit kostbaren Karfunkelsteinen belohnt und zu ihrem persönlichen, königlichen Salbenanrührer befördert. Die Drachenkönigin ahnte natürlich nicht, dass diese kostbare Mischung, für die sie sehr viele Rubine als Bezahlung opferte, von der dunklen Elfe stammte. Und der königliche Salbenanrührer schwieg natürlich und gab die Schönheitscreme als seine eigene Erfindung aus.
So hatte Rubina am königlichen Hof bereits einen Verbündeten, der ihr außerdem regelmäßig ein nach ihrer eigenen Rezeptur hergestelltes Duftwasser, eine Tinktur, die nach Moschus, Amber, Vanille und Nelken roch, zusammen mit der Wundersalbe ins Lager sandte.
Einen Tag, bevor die Amazonen ihr Training an diesem Ort beendeten und ihre Zelte abbrachen, befahl Yaruba einer ihrer Vertrauten, die Mädchen zu beaufsichtigen, da sie nachmittags zu Thyra reiten wollte. Rubina bemerkte, dass die Amazone als sie ihr kleines Pferd bestieg, nicht wie gewöhnlich ihre rotgoldene Hofkleidung oder ihren Kampfanzug trug, sondern nur ein einfaches Gewand aus grob gewebtem Leinen. Das Kleid besaß eine große Kapuze und war sandfarben und von schlichtem Schnitt. Dadurch wurde die Elfe sehr neugierig.
Ihr Instinkt befahl ihr, sich Yaruba bei deren Ausritt heimlich anzuschließen. Als diese das Lager verließ, schlich Rubina unbemerkt an den Zelten vorbei zur Koppel. Sie umwickelte ihrem Hengst die Hufe mit Baumwolllappen und verließ mit ihrem Pferd, vorsichtig der Amazone folgend, das Lager.
Yaruba ritt nach dem ersten Felsenvorsprung nicht wie sonst üblich ins Tal, sondern gab ihrem Tier die Sporen und nahm die Straße hinauf zum Roten See. Dort ließ sie sich am Ufer nieder, entledigte sich ihres Leinenkittels und stieg vollkommen nackt, in das blutrote Wasser. Bis zum Hals stand sie in den Wellen des Sees und Rubina, die sich hinter einem der großen Steine versteckte, sah nur Yarubas Kopf mit den ausrasierten Seiten und ihren langen, am höchsten Punkt des Scheitels, hochgebundenen, dunkelbraunen Haarsträhnen. Nach ein paar Minuten schwamm die Amazone wieder ans Ufer. Sie legte sich an den steinigen Strand und ließ ihren nun rötlich schimmernden Körper in der Sonne trocknen. Dabei schlief sie ein und die Elfe wagte sich kurz hinter ihrem Versteck hervor, um sich zu dehnen und zu strecken, um dann wieder hinter den Stein gekauert zu warten.
Erst gegen Abend schlüpfte Yaruba in ihr Leinenkleid zurück, zog sich die Kapuze über ihren Kopf und ritt ohne sich umzusehen und Rubina zu bemerken, weiter, an den roten Felsen entlang, die staubige, schmale und steinige Passstraße hinauf die zu dem Gebiet der Dämonischen
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