Der Katzenelf (German Edition)
Eis, das den Boden und alles Lebendige darauf rund um das Palastgelände erstarren ließ, in einem eigenartigen grünblauen Feuer schmolz und sich saftgrüne Pflanzen noch vor Einbruch der Dunkelheit durch die kalten, grauen, rissigen Erdschollen durchkämpften, und buntfarbige Blüten ihre Köpfe sehnsüchtig der untergehenden bleichen Sonne entgegenreckten.
Saturs Stellvertreter, der vor dem Seeopal - Palast mit seinen Kriegern Wache hielt, wusste sofort, dass wieder einer der Elfengeburtssteine seinen Weg nach Hause gefunden hatte. Er sandte verbittert ein zorniges Schreiben an seinen obersten Kriegsherren und bat um dessen Rat und Anwesenheit.
Doch Yerik bemerkte von seinem Turmfenster aus, einen der Roten Drachen, der mit ausgebreiteten Flügeln der bald untergehenden Sonne entgegen flog und alarmierte Sonnas.
Sonnas eilte sofort auf den höchsten Aussichtspunkt seines Schlosses. Während Yerik sich in den schon violett grau verfärbenden Abendhimmel Himmel schwang, so dass er durch sein gleichfärbiges Gefieder kaum sichtbar war und hinter dem Drachenboten herjagte, nahm der Elfenkönig seinen Saphirpfeil aus dem Köcher und legte an. Er zog die Bogensehne durch und leises Zischen ertönte, gefolgt von einem markerschütternden Schrei und fassungslosem Geheule. Der Rote Drache trudelte brennend, heftig und verzweifelt mit seinen Flügeln schlagend, mit durchbohrtem Körper zu Boden und zerfiel sofort zu Asche.
Ein Hagel von Feuerpfeilen schwirrte gegen den Seeopal-Palast, doch sie prallten an den glatten Mauern ab und fielen in kleinen Flammenbällchen zur Erde. Gierig nahm der erstarrte, kalte Boden die willkommene Wärme auf. Die grauen, rissigen Schollen verwandelten sich in Sekundenschnelle in einen satten, rotbraunen Acker. Und wieder spross Grün daraus hervor und das Eis und die Kälte wurden weiter zu den dunkelroten Schatten zurück gedrängt, die verzweifelt auf den Sonnenuntergang warteten.
Im Seeopal-Palast begrüßten alle Kaskade und ihren Geburtsstein voller Freude. Sie versammelten sich wie jeden Abend vor dem großen blauen Saphir und warteten auf Bilder. Und diesmal sprach der Stein wieder: „Wir müssen diese Bilder der Menschenfrau als Träume senden“, sagte Mondiana. „Sie liebt Taras und sie wird uns helfen!“ Schweigend knieten sie sich auf den marmornen Boden und schlossen ihre Augen. Sie sandten ihre Gedanken und Wünsche zu Isa, die, müde von dem anstrengenden Tag bereits in ihrem Bett lag. Voller Verlangen nach dem Elfenprinz sah sie durch ihr geöffnetes Fenster in das silberne Licht des Mondes.
Seine Strahlen schienen sie zu locken und aus ihrem Zimmer fort zu ziehen. Ihre Augen fielen zu und sie versank in tiefen Schlaf.
ACHTZEHNTES KAPITEL
Damals im Verborgenen Reich
SCHLANGEN IM ROTEN LAND
Schon seit einem Jahr trainierte Rubina mit den Amazonen in den Roten Bergen.
Die Drachenkönigin kam regelmäßig ins Lager und kontrollierte die Fortschritte ihrer Kriegerinnen, doch Yul, auf den Rubina so sehnsüchtig wartete, erschien nie. Sie hatte harte Zeiten hinter sich. Hier wurde sie wie eine von den vielen Anfängerinnen behandelt und keiner nahm Rücksicht auf ihren zarten Elfenkörper. Yaruba war eine unerbittliche Trainerin, und die ersten Monate lag Rubina mit schmerzenden Gliedern und oft verrenkten Knochen auf ihrer harten Grasmatte im Zelt und bemitleidete sich selbst. Nächtelang weinte sie sich in den Schlaf. Sie hoffte inständig, dass endlich der Drachenkönig einmal das Zeltlager besuchen würde und spann in Gedanken Pläne, wie sie ihn dann umgarnen könnte, damit er sie ins Schloss zurückbrachte, zurück in ein ihr angemessenes, wohltuendes und königliches Leben.
Aber er kam nicht.
So vergingen die Monate und die Schmerzen in ihrem Körper verschwanden. Ihre zarte Gestalt wurde sehnig und muskulös. Sie kämpfte klug und kraftvoll mit dem Schwert, warf ihren Speer bereits weiter als so manch andere Kriegerin und ritt wie ein Mann. Sie zog die Pfeile so schnell wie keine der Anderen aus ihrem Köcher und verfehlte ihr Ziel nur sehr selten.
Ihre Kampftechnik war grausam und listenreich. Im Zweikampf wurde sie bald unschlagbar, und öfters musste Yaruba sie zurückreißen, denn sonst hätte sie ihre Gegnerin mit aggressiver Leidenschaft getötet.
Das „Kriegsspielen“ bereitete ihr höchstes Vergnügen und den Triumph, den sie verspürte, wenn ihre Widersacherinnen jämmerlich gegen sie im Zweikampf verloren, empfand sie als lustvoll und
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