Der Katzenelf (German Edition)
gesamten Hofstaat zu einem großen Festmahl. Wieder musste Rubina zähneknirschend am unteren Ende der Tafel das Glück ihres ehemaligen Geliebten und seiner Frau mit ansehen. Sie war so verzweifelt, dass sie mehrmals ihren Platz hastig verließ, zu den Abtritten eilte und erbrach. Während sie spuckend und würgend das köstliche Essen und den ausgezeichneten Wein auf dem Abort wieder von sich gab, wuchs der Hass in ihr wie ein böses Tier. Einige Tage später, besprach sie sich mit ihrer Vertrauten. Und wieder brachen sie und Yaruba zu den Roten Bergen auf, jedoch nicht zu den Höhlen, sondern zum Roten See. Yaruba ließ diesmal den Taipan zurück. Sie versteckte die Kiste.
Als beide auf ihren Pferden in die Straße zum See einbogen, sagte Yaruba: „Nun dauert es nicht mehr lange, erinnere dich, was ich dir damals gezeigt habe. Bist du bereit?“ Rubina nickte. Sie ließen ihre Tiere am Ufer weiden, zogen sich nackt aus und stiegen Hand in Hand in das Wasser, bis nur mehr ihre Köpfe aus den Wellen ragten. Die Elfe ekelte sich, denn der See roch nach Blut. Nach Drachenblut?
Eine kurze Weile standen sie Hand in Hand. Das Wasser brannte auf ihrer Haut und Rubina schloss die Augen. Endlich sagte Yaruba: „Es ist genug, wir müssen hinaus!“
Und sie legten sich auf die roten Felsen und ließen die Wasserperlen an ihren Körpern trocknen. Beide waren plötzlich unendlich müde und schliefen ein. Als Rubina erwachte, schrie sie erschrocken auf. Ihr Körper leuchtete rötlich wie die umliegenden Felsen. Nur ein kleines Stück ihres Halses und ihr Gesicht schimmerten wie vorher elfenbeinfarben. „Was hast du gemacht, sieh nur meine Haut!“ Keuchte sie empört. Yaruba lachte: „Sei unbesorgt, die Farbe verblasst in wenigen Stunden, die Wirkung jedoch, die bleibt.
Weder Messer noch Schwert auch nicht Lanzen und Pfeile werden dir künftig etwas anhaben! Du bist jetzt äußerlich unverwundbar, schöne Elfe! Wie glaubst du, habe ich bisher überleben können? Und du willst ja auch nicht vorzeitig zu Deinem Stern zurückkehren, oder? Denke an unsere Rache und an unsere Pläne! Jetzt ist die Zeit gekommen. Wir brechen sofort auf!“
Sie schlüpften in ihre Schuppenanzüge und trabten ins Tal.
Sawa war glücklich.
Sie liebte Yul und er liebte sie, und in wenigen Monaten kam ihr gemeinsames Kind zur Welt. Sie interessierte sich nur mehr für schwangere Frauen, Babykleider und erörterte mit Thyra stundenlang, wie sie das Kind gesund erhalten und alle Gefahren von ihm abhalten konnte. Auch die Drachenkönigin war fröhlich und voller Pläne.
Sie saßen beide gerade im Erker des Thronsaales, als der Diener die Ankunft Ragnas meldete. Freudig bat Thyra die alte blinde Seherin herein, stellte ihr den bequemsten Stuhl zurecht und meinte dann ungeduldig: „Nun erzähle uns von deinem Traum, der dich so beunruhigt!“
Ragna wandte ihre blinden Augen der Drachenkönigin zu und sprach mit ihrer seltsamen Stimme: „Ich sehe Glück und Liebe, Thyra, die Geburt eines gesunden Knaben! Doch wehe! Dunkle Schatten kriechen durch dein Schloss, sie lauern in Ecken und Winkeln wie böse Dämonen! Verraten wird das Rote Land, das Verborgene Reich, alle dazugehörigen Regionen und das Reich der Menschen! Und dieser Verrat wird alles verändern!“
Sie lallte wie in Trance weiter: „Der Neugeborene sieht seine Königin nicht mehr und er selber wird nur König im Land seiner Mutter sein! Doch in der nächsten Generation wird in Pagiels Land ein weiterer Sohn gezeugt, der Beschützer des Verborgenen und aller anderen Länder sein wird. Ein Retter für uns alle! Für uns wird er Entbehrungen und Verluste in einer fremden Welt auf sich nehmen und dafür einen hohen Preis bezahlten! Ein böser Fluch legt ihm Schrecken, Angst und eine totale Veränderung seines bisherigen Lebens auf. Für eine lange, lange Zeit!
Besteht er jedoch diese Prüfungen, so kehrt er als Lichtgestalt, als Retter unseres Universums zurück. Und obwohl er ein Mischwesen ist und sogar zur Hälfte menschliches Blut besitzt, wird sich unter seiner Regentschaft das Verborgene Reich für immer und ewig von der Welt der Menschen trennen und dann zusammen mit unseren Regionen zu neuer Blüte gelangen!“
Plötzlich stürzte Ragna vom Stuhl auf den Boden und schrie dabei so laut, dass ihre Stimme die Zimmer des Schlosses durchdrang und alle in ihren Verrichtungen inne hielten und lauschten: „Die Dunkelheit und das Böse lauern in diesem Schloss wie schwarze Schatten
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