Der Katzenelf (German Edition)
dreieckiger Kopf schoss vor, sie öffnete weit ihr Maul und in Sekundenschnelle bohrten sich die langen Zähne tief Thyras Hals. Nochmals schrie Sawa laut voller Entsetzen.
Wütend ließ der Taipan die Drachenkönigin los. Ihr zuckender Körper fiel zu Boden. Das große Reptil bäumte sich nun drohend gegen die Schwangere, die schreiend in der Tür stand. Doch bevor der Taipan noch sein Maul aufreißen konnte, hielt Sawa ihren Blutstein, das Geschenk Mondianas direkt vor seine starren Augen. Der Hämatit strahlte kurz mit metallischem Leuchten auf und die Schlange fiel in sich zusammen. Sie verschwand, sich eilig schlängelnd, in einem Winkel des Zimmers. Während Sawa ohnmächtig den Türstock entlang auf die Marmorfliesen glitt, rannte Ragna aus dem Zimmer.
Die Soldaten, die durch das laute Schreien erschrocken mit ihren Lanzen kampfbereit in der Faust herbeieilten, sahen noch, wie die Seherin ihr Gesicht unter der Kapuze verhüllend, eilig an ihnen vorbei lief.
Ein Soldat der Palastwache trennte mit einem einzigen Schlag seines Schwertes den Kopf der Schlange vom Körper, der sich noch zuckend weiter wand.
Als Yul ins Zimmer seiner Mutter stürmte, lag Thyra zusammengekrümmt und tot vor seinen Füssen.
Ihr schönes Gesicht wies seltsame blaue Flecken auf und aus ihrem Mund trat ein Gemisch aus Blut und Schaum. An den zwei winzigen Bissstellen an ihrem Hals trockneten kleine Bluttropfen. Die Diener betteten die ohnmächtige Sawa, die krampfhaft ihren Hämatit umklammerte in Yuls Arme. Panisch suchte er an ihrem Körper nach einer Bissstelle des Reptils, doch seine junge Frau war unverletzt. Sie hatte einen schweren Schock und war nicht ansprechbar.
Das ganze Land versank in tiefe Trauer.
Die Drachenmenschen versammelten sich vor dem Schloss und verlangten lautstark nach einer restlosen Aufklärung des seltsamen Todes ihrer Königin und Bestrafung der Schuldigen. Niemand konnte sich erklären, wie ein Taipan, eine der gefährlichsten Giftschlangen, unbemerkt in Thyras Zimmer kam. Dieses berüchtigte Reptil lebte in Steinwüsten, ausgetrocknetem Schwemmland oder Steppen in denen es mehr Steine und Sand als Gras gab, jedoch nicht hier im Roten Land.
Yul ordnete eine strenge Untersuchung an.
Der Palast wurde abgeriegelt und jeder Einzelne von seinem obersten Befehlshaber Selek befragt. Außer Ragna und Yaruba hatte niemand den Palast betreten und so wurde die Amazone in ihrem Quartier, das aufs sorgfältigste untersucht wurde, inhaftiert. Der Oberbefehlshaber schickte Soldaten aus, um Ragna zum Verhör in den Palast zu holen.
Unterhalb der Böschung am See des Übungsgebietes der Kriegerinnen fand man eine leere Metallkiste, deren Gitter offen stand und nicht weit davon flache Steine, die verkohlt waren.
Man nahm an, dass der oder die Täter die Steine ins Feuer gelegt und anschließend zum Aufwärmen in den Schlangenbehälter gestapelt hatte, damit das Reptil in diesem Land nicht erfror.
Als Selek, der oberste Soldatenkrieger und ein guter Freund Yuls, Yaruba verhörten, schwor sie, dass sie Ragna auf deren eigenen Wunsch in das Zimmer der Königin brachte und von einer Schlange nichts wusste. Selek, der schon lange der Amazone ihre Kriegserfolge mit ihren Kämpferinnen missgönnte, glaubte ihr nicht. Er ließ sie auspeitschen.
Während die Schergen lustvoll auf den Körper der Kriegerin einschlugen, schrie diese nicht, sondern lachte nur schrill. Entsetzt sahen die Männer, dass nach jedem Peitschenhieb, der kurz blutige Striemen auf ihrem muskulösen rötlichen Rücken verursachte, sich anschließend Yarubas Haut über diesen Verletzungen sofort wieder schloss, und der Rücken der höhnisch lachenden Frau unverletzt blieb. Erschrocken warfen sie ihre Peitschen fort und schrien: „Sie ist eine Hexe!“
Sie fesselten und knebelten Yaruba und zerrten sie vor Selek, der sie wieder und wieder foltern ließ.
Die Soldaten des Drachenkönigs drangen gewaltsam in das Haus der Seherin ein, nachdem diese auf ihr Hämmern an die Haustüre, nicht öffnete. Ragna lag zusammengekrümmt auf ihrem Bett, ihre langen dünnen Finger hatten sich in die Decken verkrallt.
Sie war tot.
Ihre weit offen stehenden gebrochenen Augen, die Zeit ihres Lebens nichts sahen außer der Welt ihrer Prophezeiungen und Visionen, starrten nun mit einem entsetzten Ausdruck ins Leere. Auch ihr Gesicht wies, genau wie bei Thyra blaue Flecken auf. Der herbeigerufene Leibarzt des Königs teilte diesem nach eingehender Untersuchung mit, dass
Weitere Kostenlose Bücher