Der Katzenelf (German Edition)
die Seherin schon vor Thyra an dem Biss des Taipans gestorben war, da ihr Körper bereits ausgeprägte Leichenflecke aufwies.
Das war für Yul Beweis genug, dass Yaruba schuldig war, denn sie war mit der angeblichen Ragna ja im Palast erschienen. Wieder wurde die Amazone vor Selek gebracht und nun war Yul bei der Vernehmung anwesend.
Yaruba sagte, dass Ragna ihr Antlitz durch eine Kapuze verhüllt hatte und ihr sonst nichts aufgefallen wäre. Als man sie befragte, warum die Peitschenhiebe bei ihr keine dauerhaften Verwundungen hervorriefen, lachte sie wieder höhnisch und rief.
„Eine richtige Amazone hat eine Haut wie Leder!“ Selek, der wusste, dass sie sich immer mit Rubina absonderte, ließ die Elfe holen und verpasste dieser einen gewaltigen Hieb mit seiner eigenen Peitsche.
Doch auch auf Rubinas Rücken war sah man nur kurz eine rote Spur, dann glänzte ihr Körper unbeschädigt wie vorher. Doch Selek ließ nicht locker und holte eine weitere Amazone. Sie peitschten diese arme junge Frau, die blutüberströmt zusammensank und etwas von einer Schlange aus der Steinwüste murmelte und von einer Phiole in die Rubina das Gift des Taipans gefüllt hatte.
„Yaruba ist eine böse Hexe und Rubina eine Elfe, die bereits zum zweiten Mal auf die dunkle Seite der Macht gewechselt hat!“, sagte Selek zu Yul. Der Drachenkönig dachte kurz daran, wie oft Thyra ihn vor dieser Frau gewarnt hatte.
Schuldbewusstsein und die bittere Erkenntnis, dass er am Tode seiner eigenen Mutter, ungewollt, jedoch trotzdem, einen Teil Mitschuld hatte, quälten ihn sehr. Die Erinnerung, dass er trotz dem Widerstand Thyras seiner Begierde nicht widerstanden, und diese Frau zu seiner Geliebten erkoren hatte, drangen wie brennendes Feuer in sein Herz und sein Hirn. Eine ungeheure Wut ergriff ihn und nur mühsam konnte er sein plötzliches Verlangen Rubina mit eigenen Händen zu erwürgen, unterdrücken.
Zornig rief Yul: „Wir müssen beide Frauen vernichten, sonst zerstören sie uns, das Rote Land und das Verborgene Reich! Sie sind unsere Feinde! Ja, ich hätte auf meine Mutter hören sollen, sie hat mich so oft vor dieser Frau gewarnt!
Bis ich über sie Gericht halte, legt beide in Ketten, durchsucht sie und ihre ganze Umgebung nach verborgenen Zaubersteinen! Mauert sie bis zu meiner Rückkehr ein! Keine einzige Amazone darf zur Bewachung abgestellt werden, sondern nur von dir, Selek, persönlich ausgewählte Männer, müssen die Gefangenen Tag und Nacht bewachen! Sie bürgen mit ihrem Leben dafür, dass die beiden nicht entkommen!“
Er senkte traurig den Kopf, damit sein Oberbefehlshaber nicht seine Tränen sah. Dann entfernte er sich eiligen Schrittes aus dem Thronsaal, bestieg seinen Kampfwagen und fuhr durch die Wüste ins Land der Blauen Drachen um Yasumi, den Botendrachen der Elfen, in dessen Lieblingsschenke zu treffen.
Inzwischen wurde Thyra von den Totenwäscherinnen in einen Pavillon am See gebracht.
Weinend sangen die Frauen die vorgeschriebenen Totenlieder, entnahmen die Organe ihrer Herrin und legten sie in ein mit rotleuchtenden Rubinen verziertes goldenes Gefäß. Dann balsamierten sie den Körper ein. Sawa schminkte weinend das ehemals schöne Gesicht ihrer Schwiegermutter, das jetzt von dem Gift dunkle Flecken aufwies, mit Reispuder.
Sie befahl den Frauen der toten Drachenkönigin das Krönungskleid anzulegen. Sie blieb die ganze Nacht weinend und klagend bei ihrer geliebten Thyra und sie spürte, wie sich in ihrem geschwollenen Leib ihr Kind sachte bewegte. Voller Trauer legte sie kurz ihre Hände auf ihren Bauch und dachte daran, dass die Drachenkönigin wie von Ragna prophezeit, den bald geborenen Thronfolger nie mehr sehen konnte.
Inzwischen schickte Yul Yasumi mit einem Schreiben, indem er Sonnas und Mondiana den Tod seiner Mutter mitteilte ins Verborgene Reich. Er bat ihn und Mondiana zur Abschiedsfeier der Drachenkönigin anzureisen.
Rubina und Yaruba wurden mit schweren Ketten an zwei Pfosten vor dem Palast gefesselt. Soldaten bildeten einen dichten Ring um die zwei Frauen, denn sie mussten deren Leben vor den wütenden Drachenmenschen schützen, die die Gefangenen mit Dung und Steinen bewarfen, sie verfluchten, ihnen wütend ins Gesicht spuckten und beide Frauen als Hexen, die brennen müssten, beschimpften.
Währenddessen mauerten Arbeiter um jede einen Turm aus klobigen roten Steinquadern, bis sie völlig eingeschlossen waren. Lediglich ein kleines Viereck ließ man frei, um ihnen Brot und Wasser
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