Der Katzenelf (German Edition)
großen Einfluss auf ihren Sohn. Sawa fürchtete Rubina nicht allzu sehr.
Sie war überzeugt, dass diese langweilige und brave junge Frau nach einer einzigen Nacht, die sie, Rubina wieder mit Yul verbrachte, Geschichte sein würde. Yul würde Sawa sofort wieder vergessen und wenn niemand an das schüchterne Ding mehr dachte, dann konnte sie sich dieser lästigen Rivalin in aller Ruhe entledigen. Sie würde sie einfach für immer zu ihrem Onkel Pagiel ins Land der Menschen verbannen. Mit diesem Menschenvolk würde sie auch irgendwann einmal abrechnen, und an ihnen Rache nehmen, weil Karun sich damals bei Kalkas Höhle sich ihr, Rubina verweigert hatte! Aber zuerst wollte sie die Krone des Roten Landes. Sie war so in ihre Zukunftspläne versunken, dass sie die Fahnen und Girlanden an den wabenartigen Höhlen und Häusern erst wahrnahm, als sie schon mit leichtem Trab den Weg zum Schloss hinauf ritten.
Die Fahnen trugen das Wappen des Drachenkönigs, ein blutroter Drache auf goldenem Grund, aber es flatterten noch andere Flaggen im Wind. Sie erkannte erstaunt das Wahrzeichen von Pagiel, dem Menschenkönig.
Rubina rieb sich erschrocken die Augen, denn sie erinnerte sich sofort an dieses Emblem. Sie hatte den Reiter vor Kalkas Höhle nicht vergessen! Etwas Kaltes umklammerte ihr Herz, so stark, dass sie heftige Schmerzen verspürte. Entsetzt starrte sie die Fahnen an, die ein weißes Pferd und einen Stern auf violettem Grund zeigten. Am Schloss hatte man zusätzlich sogar noch die Wahrzeichen des Verborgenen Reiches gehisst. Drohend leuchteten die Geburtssteine der Elfen um ihre Sonne kreisend, auf Rubina herab.
Ihre Schwester Mondiana, Sonna und die Weise Alte sah sie beim abendlichen Festmahl wieder. Doch die Amazonen mussten leider am unteren Ende der riesigen Festtafel Platz nehmen, da Thyras Gäste aus allen Ländern und Provinzen des Verborgenen Reiches eingetroffen waren.
Sogar Pagiel saß, zufrieden lächelnd, zwischen Sawa und Mondiana, während Sonnas sich voller Zuneigung Thyra zuwendete.
Yul und seine Frau Sawa, prangten Seite an Seite in prunkvolle rotgoldene Gewänder gekleidet, am Oberhaupt der Tafel. Sie hielten sich an den Händen und während Yul glücklich und zufrieden seine schöne Frau anlächelte, dachte Rubina, ein spitzer Dolch würde ihr Herz durchdringen und es in viele, viele, kleine und sehr schmerzhafte Teile zerstückeln. Sie sah auf ihre Brust hinab, verwundert, dass kein Blut durch ihr Bustier sickerte. Verzweifelt und eindringlich versuchte sie Yuls Blicke auf sich zu lenken, doch er hatte nur Augen für die Frau neben sich, die lächelnd mit rosig überhauchten Wangen ihre seidigen goldbraunen Locken schüttelte und ihren künftigen Mann bewundernd ansah.
Erst jetzt erkannte die Elfe, dass sie Sawa falsch eingeschätzt hatte. Dieses hinterhältige Biest hatte die Zeit gut genützt, in der sie als Amazone fern vom Schloss und seinem König, für dieses Land Krieg spielen musste! Sawa, dieses blasse, unscheinbare Wesen hatte sich in Yuls Herz geschlichen und war dank seiner Liebe jetzt zu einer Schönheit erblüht!
Missmutig betrachtete Rubina ihre eigene, von der Sonne verbrannte Haut und ihren muskulösen straffen Körper. Die Frau an Yuls Seite dagegen leuchtete mit ihren weichen, schneeweißen Armen und dem braungoldenen Glanz ihres Haares! Unwillig schüttelte die Elfe ihren dunklen Kopf. Sie dachte an jenen Nachmittag, an dem ihr Yaruba das verfilzte hüftlange Haar vom Kopf schor und ihr einen Schnitt verpasste, mit dem sie aussah wie ein Steppenkrieger und nicht wie eine Palastschönheit. Was war von der zarten Elfe noch übrig, von dem Nymphchen, bei dem fast jeder Mann schwach wurde?
Die Dunkle Elfe warf ihrer Schwester Mondiana, die, als wichtigster Ehrengast oben zusammen mit Thyra an der königlichen Tafel saß und Rubina gar nicht bemerkte, wütende Blicke zu. Deren Geliebter Karun hatte ihr, Rubina widerstanden, doch würde Yul das auch?
Konnte sie ihn, so wie sie derzeit aussah, wieder in ihre goldroten Kissen zwingen?
Dann fiel ihr ein, dass Thyra während ihrer Abwesenheit die Amazonen aus dem Schloss ausgelagert hatte. Sie biss sich so fest auf die Lippen, dass sie statt des köstlichen Weines, ihr eigenes Blut schmeckte. Yul musste zu ihr zurückkehren! Thyra sollte verschwinden und Sawa mit ihr.
Und sie, Rubina, würde alles tun um wieder die unwiderstehliche Elfe zu werden, die sie einst war. Ihre Zeit würde kommen!
„Doch bis dahin“, dachte sie und
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