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Der Katzenelf (German Edition)

Der Katzenelf (German Edition)

Titel: Der Katzenelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsebill
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planen. Sie musste eine hohe Gebirgskette und das dahinter liegende Tal überqueren und wieder erneut mindestens 1900 m aufsteigen, bis sie zu dem kleinen Steig gelangte, der zur Klamm führte. Das hieß, einmal in einer Berghütte oder einem Heuschober zu übernachten. Also packte sie Schlafsack, Teleskopstöcke, Verpflegung und Futter für ihre Tiere, sowie Kleidung zum Wechseln ein. Der Rucksack war schwer und sie fragte sich etwas bang, ob diese Tour nicht ihre körperlichen und seelischen Kräfte weit überstieg. Sie war nie eine besonders ehrgeizige Bergsteigerin gewesen, ihr genügten bisher die Almhütten. Die Gipfelkreuze waren seltene Ziele für Isa. Sie wanderte gerne, genoss Landschaft und unberührte Natur, die man derzeit noch in höheren Regionen vorfand. Die Ruhe und das satte Grün der Almwiesen, die nach würzigem Harz duftenden Bäume und die farbenprächtigen Blumen, gaben ihr Kraft und Frieden. Hohe Gipfel, ausgesetzte Steige und rutschige Schneefelder mied sie, denn sie war nicht schwindelfrei und vor dem Abstieg in die Klamm am Seil graute ihr.
    Doch sie musste es für den Mann in ihren nächtlichen Träumen tun, für die Wesen des Verborgenen Reiches und schließlich auch für sich selbst, denn sie spürte schon lange, dass Prinz (oder Taras?) ihr wichtiger war, als sämtliche Menschen (außer vielleicht ihre verstorbene Großmutter), die sie jemals gekannt hatte. Sie bildete sich ein, nein sie fühlte tief in ihrem Inneren, dass sie dazu bestimmt war, diese eigenartigen Elfensteine zu suchen, zu finden, und Taras und den Seinen zurück zu geben.
     
    Die kommende Nacht war Vollmond und fast taghell. Isa fand keinen Schlaf und starrte sehnsüchtig aus ihrem Fenster den runden, fahlfarbenen Ball an, der hinter dem Buckligen Berg heraufschwebte und den dunklen Wald in silbernes Licht tauchte.
    Sie holte sich ein Glas schweren Rotweines und setzte sich gemütlich auf ihr Fensterbrett. Es war Ende Mai und die Nacht nicht mehr so kalt. Das warme Wetter der vergangenen Tage hatte die Landschaft mit kräftigem Grün und leuchtend bunten Wiesenblumen überzogen und die Vorfreude des kommenden Sommers lag überall in der Luft. Ja, es war eine gute Zeit für eine größere Tour in die Berge. Der Schnee lag nur mehr kärglich auf den Gipfeln und in den Schattenlagen der Felsen.
    Isa saß da und wartete noch immer auf Schlaf und hoffte auf eine Begegnung mit Taras im Traum. Sie wickelte sich in ihre Bettdecke ein und sah zu der großen alten Eiche und dem See hinaus und erinnerte sich an den Teich und die Eiche mit dem Wäldchen in ihren Träumen. Auch die Wellen ihres Sees murmelten leise, doch hier sangen keine Nixen ihre lockenden Lieder. Die Eiche in ihrem Garten wiegte ihre Äste mit den frischen grünen Blättern sanft im Wind und es war ihr, als wüchsen die grünen Zweige in ihr Fenster und holten sie zart ins Freie.
    Zärtlich umarmt von den Eichenzweigen landete sie in der Nacht. Doch es war eine andere Nacht als die, die sie von zuhause kannte. Der Mond stand voll und rötlich am Himmel und in dem kleinen Wald war es ruhig, so als schliefen Wellen und Nixen.
    Doch plötzlich löste sich aus dem Schatten der Eiche eine große dunkle Gestalt, die zu ihr trat und sie in die Arme nahm. Taras drückte sie leidenschaftlich an sich und sie atmete beglückt den Duft von Moos und Lavendel ein.
    Sie liebten sich innig und verzückt die ganze Nacht. Erst als der Rote Mond hinter den Wilden, Verwunschenen Bergen versank und seine letzten Strahlen die grauviolette Dämmerung in einen purpurnen Schleier hüllte, ließen sie voneinander und liefen zum See. Sie waren immer noch allein, der Elfenmann und die Menschenfrau mit den braungoldgrünen Feenaugen. Doch als sie aus dem Wasser wateten, wartete eine schwarzhaarige Frau am Ufer, die einen Umhang aus Blauschimmernden Rabenfedern trug. Sie sah Isa mit leuchtend goldenen Augen an und hielt ihr einen schwarzen Stein entgegen, der trotz der Dämmerung dunkel strahlte.
    Sie sagte zu Isa: „Ich bin Yuko, die Königin der Krähenvögel. Hab keine Angst Menschenfrau, mein Stein und ich helfen dir!“
    Und Isa ließ Taras Hand los und trat einen Schritt auf die geheimnisvolle Frau zu. Die dunkelleuchtenden Strahlen des Steines zogen sie von ihrem Geliebten weg, weiter und weiter in eine samtene Schwärze hinein. Sie wachte frierend und traurig auf ihrem Fensterbrett auf.
    Der silberne Mond war fort und es kroch wirklich schon die Dämmerung über den Buckligen

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