Der Katzenelf (German Edition)
mit ihrem Fernglas ab und wirklich, ein riesiger Gebirgsbach mündete in das große Gewässer.
Ja, das musste der schmale Fluss sein, der aus dem Wasserfall der Schlucht heraustoste und sich den Weg durch die schroffen Felsen talwärts suchte!
Ohne lange zu verweilen stieg sie ab und beschloss auf dem Weg zum Tal hinunter einen Heustadel für die Nacht zu suchen, denn sie wollte nicht sich und ihre Tiere in einem der Dorfgasthäuser neugierigen Blicken aussetzen. So überkletterte sie die Gebirgskette, also wieder die vielen Höhenmeter talwärts und als sie sich einer Alm näherten, mündete der steile Steig in einen bequemen Forstweg. Kurz vor einem Dorf fand sie einen Heustadel und legte dort auf dem Boden ihren Schlafsack und Wolfs Decke aus. Eng an den warmen Fellkörper von Prinz geschmiegt und ihren Hund zu Füssen, schlief sie sofort ein und träumte diese Nacht nichts.
Sie erwachte vom Tuckern eines Traktors und als sie verschlafen auf ihre Uhr sah, stellte sie fest, dass es bereits fünf Uhr früh war. Es war höchste Zeit aufzubrechen und wieder Bergauf zu steigen.
Im Tal war schon warmer Frühsommer. Trotz ihres schmerzenden Muskelkaters, genoss sie den Duft der Blüten und das satte Grün der wachsenden Wiesen, die sich im lauen Wind sanft wiegten.
Als sie am Ufer des großen Sees ankamen, erblickte sie auf der anderen Seite das hohe, violett grau schimmernde Gebirge, dessen schneebedeckte Gipfel machtvoll in den tiefblauen Sommerhimmel ragten. Sie nahm eine Fähre und je näher sie dem gegenüberliegenden Strand kam, in der die Klamm lag, desto weniger Sonnenstrahlen schimmerten auf den Felsen. Dieses riesige Bergmassiv warf dunkle, bedrohliche Schatten auf den See.
Doch tapfer schlug sie mit Wolf und Prinz den Weg zur nächstliegenden Alm ein, von wo aus der breit angelegte Forstweg endete und der weitere Weg wiederum in einen steilen Steig mündete, der zur Bärenklamm führte. Sie hatten die Almhütte schon weit hinter sich gelassen und Isa wuchtete sich wieder mühsam mit ihren Stöcken den schmalen Bergpfad hoch, als sie den Adler mit den violett farbenen Flügeln über sich kreisen sah.
Mühsam Atem holend blieb sie stehen und betrachtete das Tier durch ihr Glas. Ja, es musste der große Adler sein, Yerik, dessen Bergkristall sie aus der Felsenspalte unterhalb des Gletschers geholt hatte! Sie betrachtete die atemberaubende Aussicht, die Häuser der kleinen Dörfer, die am Ufer des Sees wie winzige Miniaturen aussahen. Als sie so ins Tal hinunter sah, bemerkte sie zwei Bergsteiger, die sich so wie sie mühsam denselben Steig herauf kämpften. Sie nahmen anscheinend den gleichen Weg.
Sie stellte ihren Feldstecher schärfer um beide genauer zu betrachten, doch sie verschwanden hinter den Felsen und tauchten nicht mehr auf. Sie folgten ihr nicht, also sie hatte sich wohl geirrt! Kurz entschlossen packte sie ihr Fernglas ein und ging weiter.
Zuversicht und Mut beflügelten jetzt ihre Schritte, die Zweifel der letzten Tage fielen von ihr ab, wie abgestorbene Haut. Mondiana, die Elfenkönigin aus ihren Träumen hatte ihr Versprechen gehalten. Sie war nicht mehr allein mit ihren Tieren! Es halfen ihr wirklich Wesen aus dem Verborgenen Reich und bald müsste sie auf Kuzo treffen, der ihr beistehen wollte.
Und als sie sich unterhalb des schneebedeckten Gipfels befand, von dem ein kühler Fallwind herab wehte, der ihre Locken zauste, sah sie den kleinen Mann auf einem Felsbrocken sitzen, ebenfalls ein Bergseil zu seinen Füssen und ihr mit seinem Lodenhut zuwinkend. Sie war angekommen! Als sie zusammen mit Kuzo auf dem Bauch liegend, in die steile und unwirtliche Klamm hinuntersah, schwand jedoch ihre Euphorie.
Obwohl noch einmal Mittag war, fiel kaum Sonne in den Abgrund, die steil abfallenden Wände waren rutschig und feucht. Auf den vorgelagerten, wässrig glänzenden kleinen Felsterrassen häuften sich noch das Laub und die Nadeln des Mischwaldes aus dem Vorjahr, graubraun schmutzig, nass und verwelkt.
Von den Sicherheitshaken des Alpenvereins waren die ersten drei bereits ausgehängt und teilweise gebrochen.
Ein falscher Tritt und sie würde trotz Seilsicherung in diese dunkle Tiefe und damit direkt in den tosenden Bach stürzen! Ob Kuzo, der kleine Mann wirklich die Kräfte hatte, sie dann zu halten und zu sichern?
Isa schluckte und versuchte ihre Angst zu überwinden, doch sie fühlte, dass ihr das nicht gelang. Aber es nützte nichts!
Mutig band sie sich das Seil um ihre Taille, ließ
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