Der Katzenelf (German Edition)
lehrte Somiris alles Wissenswerte über das Element Wasser, in dem diese geboren war. Somiris liebte das Wasser und das Wasser liebte Somiris. Bald hielt sie sich fast nur mehr an einem Fluss auf der, sich im Grenzland zu den Menschen befand und dort in einen wunderschönen geheimnisvollen, dunklen See mündete. Dieser Ort zog Mondianas Tochter magisch an. Dort saß sie stundenlang. Vor neugierigen menschlichen Blicken durch wild wuchernde Wasserpflanzen verborgen, kämmte sie mit einem Muschelkamm ihr goldblondes Haar und sang mit den Nixen geheimnisvolle Lieder. Sie wusste, dass der Großteil des Flusses und der gesamte See bereits zum Besitz von König Pagiel gehörten, aber sie kannte ihn als gütigen liebenswerten Menschen, zu dem ihre Mutter öfters reiste. Mondiana und Pagiel verschwanden bei diesen Besuchen dann immer für längere Zeit in einer geheimnisvollen Felsenkammer.
Somiris, die öfters ihnen neugierig nachgeschlichen war, konnte durch das verschlossene und von einem grimmigen Troll bewachte Tor, nichts erkennen und kehrte immer enttäuscht in ihren Lieblingssee zurück.
Sie war ein übermütiges Geschöpf, denn jedes Mal, wenn Menschen in die Nähe des Sees kamen und die Nixen blitzschnell zwischen den Wellen verschwanden, so dass alle glaubten, kleine Fischlein würden hin und her flitzen, versteckte sie sich hinter Seerosenblättern und sah sich die eigenartigen Wesen, die nicht so wie sie, kleine spitze Ohren, sondern runde Ohrmuscheln und einen viel stämmigeren Körperbau hatten, genau an. Diese Geschöpfe gefielen ihr. Sie wollte mehr über die „Menschen“ wissen und daher fragte sie ihre Mutter eines Tages, nach ihnen. Da erkannte Mondiana, dass es Zeit war, ihrer Tochter ihre Herkunft genauer zu erklären und sie verabredete sich mit ihr in dem kleinen Wäldchen.
Der Rote Mond war voll und prangte wie ein riesiger Ballon am Himmel, als Somiris in einer silbergrünen, funkelnden, Wasser spritzenden Wolke aus dem kleinen Teich tauchte um ihre Mutter zu necken, die schon am Ufer auf sie wartete.
Dann lief sie mit flinken kleinen Schritten auf die Elfenkönigin zu und umarmte sie mit ihren nassen Armen. Mondiana lachte: „Eines Tages wird dir noch ein Fischschwanz für immer wachsen, meine Liebe“, sagte sie zärtlich und bewunderte den Körper ihrer Tochter. Somiris hatte nicht die zarte und fast durchsichtige Grazie, die Elfenfrauen angeboren war, sondern einen rosigen und eher üppigen Menschenkörper, der mit großen Brüsten, schlanker Taille und runden Hüften jegliche Art von Männerwesen um den Verstand bringen konnte.
Doch Somiris besaß zwar den Körper einer Menschenfrau, doch ihre goldgrün gesprenkelten Augen waren elfisch, genau wie ihre winzigen, spitz zulaufenden, perlmuttrosafarbenen Ohren, die hie und da zwischen dem seidigen goldblonden Haar hervorlugten. Bang fragte sich Mondiana, wie ihre Tochter auf die Wahrheit ihrer Herkunft reagieren würde und gleich darauf befiel sie eine Ahnung.
Schmerz durchzuckte ihr Herz, bitter, schwer und doch seltsam süß.
Vor ihren Augen flammte das Bild von sich und Karun auf, wie sie sich an dieser Stelle, wo sie nun mit ihrer Tochter saß, eng umschlungen geliebt hatten. Und sie erkannte plötzlich traurig, dass sie ihr geliebtes Kind zurückgeben musste, an jenen Teil in ihr, der von ihrem Geliebten stammte. An die Menschen. Sie winkte Sophus dem alten Baumelf und dieser befahl mühsam ächzend, seinem kleinen Streifenäffchen, der Elfenkönigin den Ziegenlederbeutel vor die Füße zu legen. Mondiana öffnete ihn und nahm die Kassette mit dem goldenen Haar Reif heraus.
So saßen beide Frauen eng umschlungen und beleuchtet von sanftem rotsilbernem Mondlicht am See. Mondiana erzählte ihre Geschichte. Sie setzte Somiris das Brautgeschenk ihres Vaters ins weiche Haar und beide sprachen voller Liebe und Zuneigung miteinander über die Menschen.
Seit jener Nacht zog es Somiris noch mehr und mehr in die Nähe von Menschen.
Viele Reisende, die den Fluss bis zum See entlang wanderten, blieben stehen und lauschten verzückt dem eigenartigen Singen, das aus den Seerosen zu ihnen herüber klang.
Somiris trug nun oft Karuns Goldreif stolz im Haar und Mondiana ließ ihr den Smaragd, den sie zu ihrer Geburt erhalten hatte, in diesen Reif einarbeiten. Immer wieder nahm Somiris das schwere Schmuckstück ab um es zu betrachten und über ihren Vater nachzudenken. Und als ihre Mutter wieder einmal Pagiel besuchen wollte, bettelte ihre Tochter
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