Der Katzenelf (German Edition)
sie drehte sich, um auf das Licht hin zugleiten. Ihr Herz klopfte so heftig, sie hoffte Taras dort zu treffen aber als sie in dem hellen Schein landete und das samtene weiche Moos unter ihren nackten Beinen spürte, stand Mondiana vor dem Baum und tauchte die Umgebung in helle, mondfarbene Silberstrahlen. Die Elfe breitete ihre Arme aus und Isa bemerkte, wie die perlmuttfarbenen dünnen Schleier im Nachtwind flatterten und glücklich trat sie auf die Elfenkönigin zu und umarmte sie.
Sie fühlte deren kühle, glatte Haut und atmete den zarten Duft von Jasmin und weißem Flieder ein. In den Armen dieser hochgewachsenen, feingliedrigen Frau empfand sie Geborgenheit und Ruhe. Mondiana, die größer als Isa war, fasste ihr zart unters Kinn, bog ihren Kopf nach oben, so dass Isa ihr direkt in die riesigen goldgrünen Elfenaugen sah. Sie versank in dem eigenartigen Sternengeglimmer von Mondianas Iris wie in einem blaugoldgrün funkelnden Teich. Lange standen die zwei Frauen sich dann gegenüber und sahen sich nur an. Dann löste die Elfe zart ihre Hand von Isas Kinn und sagte: „Nun hast du noch eine weitere große Verantwortung zu tragen, mein Kind! Außer deinem Versprechen meinem Enkelsohn und damit unserem gesamten Volk zu helfen, bist du nun auch für diesen riesengroßen Besitz verantwortlich, den du geerbt hast. Aber denke daran, was ihr Menschen der Natur schuldig seid und hüte dich vor gierigen und maßlosen Geschäftemachern! Ich weiß, dass dein Herz für dieses Tal hier schlägt und ich vertraue dir wie immer. Dieses Gebiet hier ist eine der wenigen Landschaften, die noch unberührt von menschlicher Gier, und deren Tier- und Pflanzenwelt noch gesund und heil ist! Hier sind die Gewässer noch klar und frisch, der Baumbestand noch nicht dezimiert, hier blühen noch Bergblumen, die anderswo schon längst ausgestorben sind! Diese Gegend ist ein Juwel und deine Großmutter wusste das. Sie liebte und verehrte die Natur! Achte und schütze auch du dieses wunderschöne, noch intakte Paradies! Doch bitte denke auch daran, dass wir insgesamt noch vier Steine brauchen, damit das Verborgene Reich wieder auferstehen kann. Wir helfen dir, soweit es in unserer Macht steht, doch ich weiß, dass im entscheidenden Augenblick nur du alleine das Richtige tun kannst! Nur du Isa wirst eines Tages diejenige sein, die über Taras Schicksal bestimmen wird. Und damit auch über die Zukunft des Verborgenen Reiches und seiner darin lebenden Wesen! Daher flehen wir alle, die Taras lieben dich erneut an, immer nur auf dein Herz zu hören!“ Und sie lächelte Isa traurig an. „Ich bitte Dich nochmals, höre nur auf dein Herz!“ Abermals streifte ihre kühle Hand Isas Wange und dann verschwand sie in ihrem mondfarbenen, glitzernden Sternennebel.
Isa blieb in der dunklen Nacht alleine zurück. Sie lief auf die Fichte zu und umarmte deren rau-rindigen Stamm, hoffend, dass Faniris seine grünen Nadelarme ausbreiten würde und sie in das Verborgene Reich brachte. Doch der Baum rührte sich nicht, nur seine kräftigen Äste bewegten sich sanft wiegend im nächtlichen Wind.
Isa erwachte früh, die morgendliche Julisonne hielt sich hinter dem Buckligen Berg verborgen und ihre goldenen Strahlen hatten die Eiche am See noch nicht erreicht. Sie stand auf und sah zum Fenster hinaus. Sie dachte an ihren nächtlichen Traum und beschloss, Benno nicht anzurufen, denn nach dieser Nacht erkannte sie, dass sie ihm nicht vertrauen durfte. Sie musste die vorerst wichtigen Erledigungen die wegen dieser Erbschaft notwendig waren, alleine mit den zwei Anwälten aus Glasgow besprechen, sie erreichte sie heute noch den ganzen Tag in deren Hotel. Daher brach sie noch vor Mittag auf und fuhr mit der kleinen Bahn in die Stadt.
Isa erfuhr, dass sie außer dem Grundbesitz und dem Jagdschloss, das allerdings für weitere zwanzig Jahre an die Frau mit den schwarzroten Haaren verpachtet war und auf das sie daher vertraglich keinen Zugriff hatte, auch noch ein Bankkonto, ausgestattet mit einem größeren Geldbetrag, der für die Erhaltung der Besitztümer und für ihre finanzielle Unabhängigkeit gedacht war, geerbt hatte. Von dem vorhandenen Kapital blieb ihr auch nach Abzug der gesetzlichen Steuern noch ein sehr großer Betrag, der sie künftig unabhängig von Mohans und anderer Menschen Launen machen würde. Die Anwälte hatten auch ein versiegeltes Schreiben bei sich und als sie es Isa überreichten, erkannte sie die Schrift ihrer Großmutter.
Sie wollte es
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