Der Katzenelf (German Edition)
alleine! Dank diesem kleinen felligen Etwas fühlte sie sich hier nicht verlassen, so wie früher nach dem Tod ihrer Großmutter. Ohne Imogen empfand sie damals an den allein verbrachten Wochenenden hier die Einsamkeit und die Stille im Haus immer erschreckend. Aber auch als ihre Großmutter noch lebte, kehrte Isa Sonntagabend erleichtert wieder zurück in die Stadt, die sie mit ihren glänzenden Lichtern, den unzähligen Cafés, Kinos, Restaurants und Bars, den vielen Menschen und die Nähe ihrer Freunde willkommen hieß. Doch nun war alles anders. Die Stadt lockte sie nicht mehr, die meisten ihrer alten Freunde hatten sich noch während ihrer Beziehung mit Benno zurückgezogen und Bennos Bekannte würde sie nun nicht mehr ertragen.
Schon jetzt konnte sie sich ein Leben ohne Prinz nicht mehr vorstellen, und für ihn war dieser Ort hier ein Paradies. Weit und breit keine Straße, nur die kleine Bahnstation, verbunden durch einen schmalen von Bäumen und Sträuchern gesäumten Steig und nicht einmal zwanzig Minuten Gehzeit von ihrem Grundstück entfernt. Wenn sie sparsam leben würde, blieb ihr noch für mindestens ein halbes Jahr genug Geld. Bis dahin fand sie eine Lösung um das Haus weiter zu erhalten und den älteren Teil davon ein bisschen zu renovieren, da war sie ganz sicher.
Als Isa erwachsen wurde hatte ihre Großmutter einen kleinen Anbau an das Häuschen machen lassen. Ein kleines, winziges Appartement alleine für ihre Enkelin, mit einem eigenen Eingang und einem herrlichen Blick auf die nördliche Seite. In klaren Nächten sah man von den zwei Fenstern aus drunten tief im Tal die Lichter der Großstadt funkeln und strahlen. Notfalls konnte sie diese kleine, in sich abgeschlossene Wohneinheit vermieten. Doch jetzt würde sie mit ihrer Katze die Räume ihrer Großmutter Imogen beziehen, die in dem alten Teil des Hauses gelebt hatte. Sie freute sich schon auf das Wohnzimmer von dessen Fenstern aus man auf den See, den Buckligen Berg und das etwas weiter entfernte Dorf blicken konnte.
Sie hatte die großzügigen, holzgetäfelten Räume immer geliebt und sie fühlte sich in Imogens schönen alten Vollholzmöbeln und dem breiten behäbigen Kamin im Wohnzimmer, vor dem ein gemütlicher riesiger Ohrensessel stand, wohl und geborgen.
Isa hörte plötzlich ein Rascheln hinter sich und drehte sich überrascht um. Ein Vogel? Oder gar ein Fuchs, der es auf ihre Katze abgesehen hatte? Doch sie sah nichts, nur die Bäume und Sträucher, die sich im für die Jahreszeit zu warmen Bergwind sanft hin und her wiegten. Sie wunderte sich, dass sie nicht schon viel früher an das Haus und diesen wunderschönen Ort gedacht hatte, doch sie hatte immer ein bisschen Angst vor dem einsamen Leben hier ohne ihre Großmutter.
Es war Prinz, der sie daran erinnerte, dass dies nun ihr kleiner Besitz war, denn der Kater würde sich hier wirklich wohl fühlen. Noch vor ein paar Monaten wollte Benno sie überreden das Haus und das Grundstück gewinnbringend zu verkaufen und das Geld in eine Luxuswohnung in der Stadt zu investieren. Er hatte schon Inserate für die einschlägigen Immobilienzeitschriften aufgesetzt. Jetzt war sie glücklich, dass sie sich instinktiv dagegen gewehrt hatte und nicht zustimmte, den Platz ihrer Kindheit zu veräußern.
Sie brauchte nun eine Arbeit, die sie von hier aus erledigen konnte. Sie war ausgebildete Modezeichnerin und Stoffdesignerin, vielleicht kannte Anna eine Firma, die ihre Entwürfe kaufen wollte. Während sie langsam den schmalen Weg um den See wanderte und genussvoll die frische, reine Alpenluft einzog, verflogen ihre Existenzängste. Sie setzte sich am Fuße der großen Eiche auf einen bemoosten Stein und beobachtete glücklich die Wellen des Sees, die glitzerten und glucksten. Es war so friedlich hier, keine Verabredungen zu langweiligen Geschäftsessen mit reichen Kunden, die sie immer so verlangend und dabei irgendwie abwertend musterten, keine Auseinandersetzungen mit einem ewig nörgelnden Benedikt, der, gehässig wie er war, Zahnstocher in den Winkeln seiner Wohnung versteckte um zu kontrollieren, wie oft sie sauber machte.
Sie hatte hier nur ihr Handy und das konnte sie ausschalten, ein anderes Telefon gab es nicht. Ab und zu würde vielleicht der Förster Trimml vorbeischauen, ein lieber Freund ihrer Großmutter, der sie oft auf seinen Waldrundgängen besuchte und mit der alten Dame einen Kaffeplausch abhielt. Auch ihre Freundin Anna war früher ein paar Mal mit ihr übers Wochenende
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