Der Katzenelf (German Edition)
schwarzes Haar und flüsterte irgendwie traurig: „Ich, Fuma, die Hexenfee bin über tausende Jahre alt und noch immer jung. Mein Körper altert nicht und doch beneide ich die Menschen manchmal trotz ihrer Sterblichkeit und der schnellen Vergänglichkeit ihrer Körper, weil ich an ihre Art von Liebe glaube!“ Sie rieb an ihrem Geburtsstein und verschwand, feuerrotes Geglitzer versprühend.
Taras trat aus Kaskades grüner Höhle und stieg den Wasserfall hinunter. Noch immer duftete sein Körper zart nach Wasserlilien und er atmete sehnsüchtig Vaileas Geruch ein, während er noch lange sinnend auf die Wellen des Sees blickte, die sich sanft im Wind kräuselten. Diese Nacht würde er nie vergessen und er hoffte, dass er trotz Fumas Worten die schöne Nixe bald wieder sah.
Doch dann verbannte er seine Sehnsucht und vergaß das Prickeln seines liebeshungrigen Körpers. Er stand auf und rief Krahil, der sofort angeflogen kam und zärtlich seinen Federkörper an seinem Arm rieb. Und ohne auf die Nixen zu achten, die plötzlich wieder lustig im See herumplanschten, ihm lachend zuwinkten und ihn ins Wasser lockten, brach er auf. Während er den Weg zum Königspalast einschlug, hörte er noch das wunderschöne Singen der See-Elfen und bildete sich ein, immer noch Vaileas Wasserlilienduft zu riechen.
Nach dieser Nacht und dem Gespräch mit Fuma betrachtete Taras die weiblichen Wesen des Verborgenen Reiches mit anderen Augen. Voller Neugierde musterte er ihre Körper und verglich sie miteinander. Die Lust und das unbändige Verlangen, das er noch einige Zeit nach der Liebesnacht mit Vailea verspürte, verging, denn die schöne Nixe blieb nicht die einzige Elfe, in deren Armen er lustvoll unter dem Sternenhimmel einschlief. Viele Frauen boten ihm erfreut ihr Herz und ihre Körper an und ließen ihn dann oft widerwillig und mit großem Bedauern wieder ziehen. Mondiana und Fuma beobachteten sein Liebesleben mit wachsamen Augen, aber sie mischten sich nur zeitweise und unbemerkt von Taras ein.
So vergingen die Monate.
Taras besuchte einige Wochen vor seinem Geburtstag zusammen mit Yerik und Sophus die ältesten Baumelfen und deren Bäume. Er saß nächtelang unter ihren Zweigen, sich wohlig an ihre alten Stämme lehnend und hörte zu, wie ihre Wipfel die alten Lieder des Verborgenen Reiches sangen. Er fühlte sich geborgen und glücklich, er liebte den harzigen Duft der Nadelbäume und das sinnliche Rauschen der Laubwälder. Das Reich seiner Eltern und die darin lebenden Menschen hatte er vergessen. Immer mehr wurde er eins mit all diesen Wesen, Tieren und Pflanzen in dieser harmonischen Natur in der er hier leben durfte und deren Gesetze er als die einzig wichtigen und wahren im Leben empfand. Er konnte sich nicht vorstellen jemals wieder in die Welt der Menschen zurückzukehren.
Ja, er bemitleidete sie sogar, da er sah, dass die Menschen immer häufiger ihre Urinstinkte und damit die Verbindung zur Natur verloren. Wenn er mit Yerik oder einem anderen seiner Lehrmeister kurze Ausflüge durch die Bannstrahlen in diese Parallelwelt unternahm, bedauerte er diese Wesen, die einzig und allein nach Macht und Besitz strebten und die Gesetze der göttlichen Ordnung gröblich missachteten. „Ihnen helfen, ja, dazu werde ich immer bereit sein“, dachte er „aber mit ihnen leben, nein, das möchte ich nicht!“
Und jedes Mal wenn er von seinen Ausflügen wieder das satte Grün der Wälder und Wiesen, das kristallklare Wasser, die hohen und jetzt im Frühsommer noch mit viel Schnee bedeckten Gipfel der Wilden, Verwunschenen Berge sah, wurde sein Herz von einer brennenden und innigen Liebe zu seiner Heimat erfasst und er beschloss, obwohl er ein halber Mensch war, im Verborgenen Reich zu bleiben und die Menschen und ihre Art zu leben, ihr verachtenswertes Streben nach Besitz und Macht für immer zu vergessen.
Fast täglich lief er, begleitet von Krahil zu seinem Lieblingsbaum, der alten Eiche in der Sophus der Baumelf mit seinem bunt gestreiften Äffchen wohnte. Und hier am Lieblingsplatz seiner Großmutter, lehnte er sich dann an Sophus Baum, fühlte die Energie und die große Lebenslust, die unter der Rinde und durch die Zweige und Blätter floss und bei jeder Berührung warm und kraftvoll auf seinen Körper überging. Ja, Taras, der Elfenprinz war in jenen Tagen glücklich, zufrieden und eins mit sich und dieser Welt in der er lebte.
SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Heute in der Welt der Menschen
WÄRMENDES FEUER -
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