Der Katzenelf (German Edition)

Mann in einem hellen Trenchcoat ausgestiegen war und den kleinen schmalen Steig zu ihrem Haus herunterging.
    Es war Benno, der mit einer teuren Flasche Wein unter dem Arm sie unangemeldet besuchen wollte.
    Seufzend erhob sie sich von ihrer alten Holzbank und bedauerte insgeheim, dass sie nun wahrscheinlich einen sehr anstrengenden Abend mit einem ebenso anstrengenden Besucher verbringen musste.
    Doch Isa war zu feige ihn mit harschen Worten fort zu schicken und so lächelte sie ihn mühsam freundlich an und bat ihn, da die Sonne nun wirklich verschwunden war, und mit ihr auch die angenehme, milde Wärme des Abends, ins Haus.
    Der Abend verlief zuerst eigentlich recht harmonisch. Sie kochte köstliche Spaghetti Funghi con Ricotta und er meckerte kein einziges Mal, dass sie boshaft ein paar Salbeiblätter verwendete, ein Gewürz, das er nicht leiden konnte.
    Erst als sie ihm zum Abschluss einen leckeren reifen italienischen Dolce Latte zusammen mit einem erdig mundenden, sizilianischen Rotwein servierte, fragte er sie, ob sie sich nun wegen ihrer Erbschaft entschieden hätte.
    Isa zerkrümelte ein Stück frisches, italienisches Toskana-Weißbrot und meinte leichthin, doch sich innerlich auf seine heftige Reaktion wappnend: „Ja Benno, ich habe alles bereits mit meinen Anwälten besprochen. Ich werde nichts von meinen Grundstücken verkaufen! Die Kanzlei hat von mir lediglich die Erlaubnis, ein kleines Stück unterhalb des Jochs, mit der Auflage einen ökologisch vertretbaren Abstand zu meiner Quelle, als Trasse für Lift und Abfahrt zu verpachten. Doch verkaufen und dadurch mein Erbe für Geld aus der Hand geben und daher keinerlei Einfluss mehr auf das Geschehen am Buckligen Berg oder sogar über das Stille Tal zu haben, werde ich nie und nimmer!
    Das Stille Tal steht doch schon seit Jahren unter Naturschutz und Genehmigungen für einen Straßenbau durch oder um den Hohen Berg herum, werden so oder so nicht erteilt, was nützt daher ein Lift von der rückwärtigen Seite des Buckligen Berges ins Tal hinunter? Schon der Gedanke, dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, mit den dort so reichen Wasservorkommen Geschäfte zu machen, verursachen mir Angstträume!
    Daher habe ich diesen eventuellen Absichten einfach einen Riegel vorgeschoben. Das Stille Tal bleibt so wie es ist und daran wird niemand etwas ändern können, da müsste man mich schon enteignen und dazu wäre kaum jemand in dieser Region befähigt. Das Stück Land, das ich für eine neue Skiabfahrt und einen größeren Sessellift auf der Dorfseite des Berges zur Verfügung stelle, ist das Einzige, was ich in dieser Sache gewähre und auch nur weil ich in diesem Dorf aufgewachsen bin und nicht möchte, dass die Leute behaupten, ich würde ihre Arbeitsplätze gefährden! Schließlich werde ich weiter hier in diesem Haus am See bleiben und ich denke nicht daran in die Stadt zu ziehen! Geld, Geld immer nur Geld! Warum denken die Menschen nur daran? Ich habe alles, was ich zum Leben brauche. Kann ich mir für Geld hier an diesem Ort, Ruhe und Erholung kaufen, wenn durch so viele riesige Hotels, Liftanlagen, Golfplätze und tausenden von vergnügungssüchtigen Touristen meine Lebensqualität für immer verdorben ist? Kann ich mir mit Geld reines Wasser kaufen, wenn alle Quellen, Flüsse und vielleicht sogar mein See dann verschmutzt sind? Nein kann ich nicht! Jetzt haben meine Tiere und ich hier ein kleines Paradies und das soll es für uns auch bleiben und zwar für immer!“
    Sie stand auf und holte einen Flaschenöffner um nun Bennos mitgebrachten Wein zu öffnen. Doch er schob plötzlich den Tisch von sich und erhob sich so heftig, dass der Käseteller klirrte und sein Stuhl fast umstürzte. „Du bist so dumm Isa, du ahnst nicht wie enttäuschend deine mangelnde Intelligenz und Voraussicht für mich ist! Wir sind nicht hier um im Stillstand zu erstarren, sondern um den Fortschritt zu leben und immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Die Welt rückt dauernd näher zusammen, gute Arbeitsplätze sind schon seit Jahren Mangelware, besonders hier in diesem Land. Die einzige Chance, die die Menschen da haben, das einzige Zukunftskapital sind die Jobs im Tourismus! Aber du mit deiner Sturheit, deiner übertriebenen und schon unnatürlichen Liebe zu Tieren und Pflanzen bist in dieser Region das einzige Hindernis um ein wirklich großartiges Tourismusparadies zu verwirklichen! Nur weil du zufällig in den Genuss eines gigantischen Erbes gekommen bist, nimmst du