Der Katzenelf (German Edition)
sterblich sind und dass du deinen Stein niemals und unter keinen Umständen (außer es sei in Notwehr oder um Böses von deinem Volk abzuwenden) zum Schaden für Lebewesen verwenden darfst! Das oberste Gebot des Elfenreiches, Menschen und allen anderen Wesen zu helfen – hast du missachtet. Ich bin überzeugt, dass du zu klug bist um nicht die Grenzen zu kennen, die dir von Geburt an von unserer Welt gesetzt wurden. Du hast diese Schranken einfach nicht anerkannt und unsere Regeln und Gesetze nicht befolgt, daher wirst du jetzt hart bestraft. Mein Urteil lautet:
Rubina, Erstgeborene unserer Elfendynastie, dein Geburtsrecht als künftige Herrscherin des Verborgenen Reiches wird dir hiermit für immer und ewig aberkannt. Und durch deine Tat hast du deinen Geburtsstein für alle Zeiten verloren. Der mächtige, zauberkräftige Rubin verbleibt im Besitz unserer Familie bis zu jenem Augenblick, wo wir ihn an jemand Würdigeren weitergeben! Die Elfe Mondiana, deine jüngere Schwester wird künftig die neue Elfenkönigin sein, mit allen Rechten und Pflichten eines Herrschers und sie erhält damit auch hat das Recht diese Macht an ihre Nachkommen weiterzugeben. Du jedoch wirst in das Rote Reich, dem einstigen Land der Dämonischen Drachen verbannt, an den Hof von Thyra und Yul. Dort musst du künftig ohne deine gewohnte Zauberkraft an diesem unwirtlichen Ort zusammen mit den Drachenmenschen leben!
Thyra, die Mutter des Drachenkönigs und meine liebste Freundin, werden streng über deine Erziehung wachen! Dort, am Hofe ihres Sohnes Yul, dem Drachenkönig wirst du merken, dass du auch auf die Hilfe anderer Geschöpfe angewiesen bist. Vielleicht gelingt es dir nach und nach endlich etwas Demut und Respekt vor Lebewesen aller Art zu empfinden. Deine Rückkehr ins Verborgene Königreich ist ungewiss, denn du bleibst lange, lange Jahre fort, mein Kind. Wahrscheinlich sogar für immer, denn mit deiner Tat hast du auf die dunkle Seite der Macht gewechselt und damit das Anrecht auf ein Leben im Verborgenen Reich und unter unserem Schutz verwirkt!“
Nach diesen Worten trat er zurück und reihte sich in den Kreis des Elfenrates ein. Eine der vielen Wandtüren des Saales öffnete sich und ein riesiger, blaugrüner Drache trat, seine gewaltige Körperfülle würdevoll wiegend, vor den König. Es war Yasumi, ein uralter Flugsaurier aus dem Land der Blauen Drachen, genannt der „Bierdrache“. Gefürchtet wegen seiner Stärke, seiner enormen Trinkfestigkeit und geliebt wegen seines guten Charakters und seiner Gutmütigkeit.
Er packte Rubina mit seinen Schuppen behafteten Klauen und hob sie auf, als wäre die strampelnde, schreiende und fast menschengroße Elfe eine Feder. Sie spuckte, biss und kratzte in seinen rauledrigen Drachenkörper, aber Yasumi grinste nur gutmütig. Er drückte Rubina an seinen nach Schweiß und Bier riechenden Schuppenleib, spannte seine gewaltigen, saurierartigen Flügel aus und flog fort vom Schloss, über das Verborgene Reich und weiter nach Nordosten.
Wochenlang betrat Mondiana ihren Elfenwald nicht mehr. Zweimal schon hatte sich der Rote Mond über ihrem Lieblingsplatz gerundet, bevor sie wieder den Mut fand, jenen Ort zu betreten, an dem sie und Karun sich geliebt hatten. Es war an einem heißen Sommertag, als sie Kräuter für die Palastküche sammelte, und erschöpft von der Hitze plötzlich beschloss, wieder das Wäldchen zu besuchen. Zusammen mit Yerik dem Bergadler, der sie seit jenem Unglückstag täglich begleitete, ließ sie sich am kleinen See nieder und lehnte sich erschöpft an den Stamm einer alten Eiche in der Sophus, der Baumelf ihres Vertrauens lebte. Obwohl Sophus ihr zärtlich mit seinem Blätterwerk kühle Luft zufächelte, fühlte sie sich müde und traurig. Ihre Haut sah durchsichtig und blass aus. Mondiana schloss die Augen und wünschte, sie könnte zu Sternenstaub zerfallen und dann als Stern ihren Geliebten dort im Blau des Himmels suchen.
Doch auch eine Elfe mit Zauberkräften hatte dazu nicht die Macht und sie legte resigniert ihre silbermond-farbenen Schleier ab und watete ein Stück in das moosige, laue Wasser. Plötzlich durchbrach ein eigenartiges Flattern und Zischen die Stille. Sie erschrak und bemerkte, dass der Bergadler über einem Busch am Teich aufgeregt kreiste und mit seinen Flügeln schlug.
Plötzlich sah sie etwas schillernd Rotes, Haariges aus den grünen Blättern herausleuchten. Erbost und nackt wie sie war, stieg sie aus dem Wasser und zog mit aller
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