Der Katzenelf (German Edition)
konnte. Und dann sprach die Alte weiter mit einer eigenartigen Stimme, die nicht wie ihre eigene klang und dabei waren ihre Augen weit geöffnet, aber irgendwie leer und ohne jeglichen Ausdruck. Und es schien als schaue sie immer noch in eine fremde, weit entfernte, für andere nicht sichtbare Welt als sie folgende Worte rief: „Du Mondiana trägst ein Kind unter deinem Herzen, ein Geschöpf, das halb Elfe und halb Mensch sein wird. Ein Mädchen, das sich eines Tages für seine Liebe entscheiden darf, etwas, das du leider nicht konntest. Deine Tochter, die den Namen Somiris erhält, ist eine im Wasser Geborene! Und sie wird sich in einen Menschen, einen Königssohn verlieben und unser Elfenreich verlassen. Somiris wird die Mutter eines tapferen jungen Mannes, genannt Taras, der Elfenprinz. Und er wird einmal von großer Bedeutung für das Verborgene Reich sein. Mehr kann und will ich dir nicht sagen! Doch sei auf der Hut! Deinen künftigen Enkel bedrohen Wesen, die auf der dunklen Seite stehen und deren dauernde Begleiter Hass, Neid und eine übermächtige Gier nach totaler Macht sind! Er wird großen Gefahren und schrecklichen Feinden ausgesetzt werden, und wir aus dem Verborgenen Königreich können ihm kaum helfen, noch ihn schützen.
Daher erziehe deine Tochter nach unserer alten Tradition und nach unserem Glauben. Lehre sie, die Gesetze des Verborgenen Reiches zu befolgen, damit sie diese ihren Sohn lehrt, denn: Er muss lernen frei zu sein, ohne seine Demut zu verlieren. Großmütig, ohne dass man ihn für einen Narren hält! Er soll ein Herrscher werden, geliebt von unserem Volk, aber auch von den Menschen. Er muss lernen die Bewohner unserer Reiche zu führen, ohne in einen Machtrausch zu verfallen. Er soll dein tapferes Herz erben und ohne Angst und voller Mut die wertvollen, für uns lebenswichtigen, und die durch eine dunkle Macht bald verlorenen Schätze unseres Volkes zurückholen!“
Mondiana hörte die Worte der alten Elfe, doch sie konnte deren Sinn nicht verstehen. Sie war so müde, ihr war schrecklich übel, heiß und schwindlig. Die Weise Alte strich sanft murmelnd über das mondscheinfarbene Silberhaar der jungen Elfe. Mondiana vernahm das leise Rauschen des Windes und spürte seinen sanften, warmen Atem wie eine behutsame, zärtliche Umarmung auf ihrer Haut. Sie wünschte sich, es wären Karuns Hände, die sie streichelten und liebkosten. Die Worte und Sätze der Alten klangen immer weiter entfernt. Erschöpft und doch irgendwie getröstet lehnte sie sich zurück. Ihr Kopf mit den hellen, seidigen Haaren fiel auf die Seite und sie schlief ein.
Im Traum zogen Bilder und Geschichten an ihr vorüber: Eine schöne strahlende Elfe mit einem leuchtend grünen Smaragd auf ihrem goldenen Haar lächelte ihr zu. Ein junger Reiter, gekleidet wie ein Mensch, hüllte diese Elfe zärtlich und beschützend in seinen dunklen Mantel und ritt mit ihr fort, während ihr Mondiana, der träumenden Zuseherin, das Herz schwer wie Blei wurde.
Dann erblickte sie einen kleinen Knaben mit schwarzem Haar, goldbraungrünen Elfenaugen und spitzen Ohren, der sich hinter einem roten, schweren Samtvorhang versteckte, während in diesem Raum, der wie ein Thronsaal aussah, Drachen mit Menschen kämpften und dabei viele Wesen getötet wurden. Alles war rot von deren Blut! Unbeteiligt und ohne etwas zu fühlen beobachtete sie die grauenhaften Kampfszenen.
Jäh änderten sich die Bilder wieder und sie erblickte eine kleine schwarze, hilflos miauende Katze, die eine Menschenfrau aus dem Wasser rettete.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel über ihr und sie hörte im Schlaf den grollenden Donner und fühlte den kalten peitschenden Wind. Im Licht der grellen Blitze sah sie den königlichen Palast ihres Vaters und das gesamte Verborgene Reich in grauem Nebel versinken. Sie verspürte große Furcht. Frierend schüttelte sich ihr zarter Elfenkörper vor Angst. Mondiana schrie.
Als sie wieder erwachte, lag sie am Ufer des kleinen Teiches unter Sophus Baum, auf ihrem moosigen Lieblingsplatz in ihrem Wald.
Wieder strich ihr der warme Wind tröstlich über den Körper und die Blätter auf den Zweigen der mächtigen, alten Eiche raschelten schützend und kühlend wie grüne Fächer über ihre Haut. Die Weise Alte war fort, ebenso der Rotfaun. Nur Yerik kreiste über ihr wie ein unermüdlicher, verlässlicher Wächter und beschützender Freund. Sein Flügelschlag war ruhig und sanft. Seine Federn schimmerten braunviolett im
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