Der Katzenelf (German Edition)
lernte ich auch zu unterscheiden und ich werde die menschliche Liebe wählen. Doch ich bitte dich noch um einen Rat. Was mache ich mit Vailea? Diese Elfe ist zu neugierig auf mich und auf meine menschlichen Gefühle! Sie versucht dauernd, sich zwischen mich und Isa zu stellen und ich bin mir nicht sicher, ob sie Isa überhaupt wohl gesonnen ist! Doch trotz aller ihrer Fehler, sie war schließlich (eben auch mit deiner Hilfe), die erste Frau in meinem Leben und ich will nicht, dass sie unglücklich wird. Ich möchte ihr keinesfalls schaden oder ihr Schmerz zufügen. Ich werde Kaskade daher bitten, sie wieder bei den Nixen am See aufzunehmen. Kannst du nicht auch mit ihr sprechen?“
Doch Fuma antwortete ihm mit seltsam kalter Stimme: „Vailea ist eine Elfe und sie kennt unsere Gesetze! Sie hat keinerlei Ansprüche an dich und du solltest dir nicht so viele Gedanken über diese Nixe machen! Kaskade, Sophus und ich wissen um ihre Spielchen. Sie war sehr dreist und hat sich ein bisschen zu weit vorgewagt und sich zu sehr in die menschliche Seele hineingewünscht! Ja, ich habe sogar den Verdacht, dass sie dir und Isa das „Menschsein“ neidet. Vielleicht hat sie eine Ahnung, dass menschliche Liebe und Leidenschaft so viel intensiver, aber dadurch auch so ungeheuer zerbrechlicher ist, als unsere elfischen Gefühle. Vailea muss aus dem Schloss und aus eurem gemeinsamen Leben fort! Ich werde mich mit Mondiana und Kaskade beraten! Doch jetzt denke daran, dass deine und Isas Zukunft alleine in deiner Hand liegt! Vertraue auf die Kraft des Magischen Kreises!“
Und nach diesen Worten nickte die Feuerhexe Taras zu, berührte ihren Opal und verschwand in einem rot sprühenden Nebel. Erst als die letzten Funken verglüht waren, bemerkte Taras, dass schon wieder die Abenddämmerung anbrach. Der Tag war bald vorbei. Fern im Westen verfärbten sich die Gipfel der Grünen Berge zu einem schattenhaften Violett, während die untergehende Sonne die schneebedeckten Zacken des Wilden, Verwunschenen Gebirges im Norden mit rosagoldenem Schimmer zart übermalte. Er stand auf, streichelte zärtlich den Stamm der Eiche und nickte Sophus zu.
„Danke“, sagte der zu dem stolzen Baum, „danke, dass du auch Isa liebst und uns hilfst!“ Und wieder wanderten seine Finger sacht über Sophus raue Rinde. Der Baum senkte seine Zweige, die voller saftgrüner, im Wind leicht raschelnder Blättern waren und fuhr damit liebevoll über Taras Haar. Dann seufzte Sophus auf, so dass der ganze Baum zitterte. Es war ein erleichterter, glücklicher Seufzer und Taras nickte ihm lächelnd zu. Dann wandte er sich ab und verließ den kleinen Wald am See.
Vailea sah, wie Taras mit ernster Miene den Schlosshof betrat. Sofort ahnte sie: Jetzt war für sie der Zeitpunkt gekommen, schnell das Schloss zu verlassen. Sie würde sich für einige Wochen irgendwo in den Bergen in eine Höhle zurückziehen und über alles gründlich nachdenken und weitere Pläne schmieden, damit die Menschenfrau endlich aus dem Verborgenen Reich verschwand. Doch wohin sollte sie dann gehen? In den Verwunschenen, Wilden Bergen war sie vor Welf und seinem Wolfsrudel nicht sicher und in den Grünen Bergen hatten Kaskade, Fuma und die Krähenkönigin alles unter Kontrolle.
Diese Feen und Hexen schätzten Isa, weil die sie aus dem Menschenland gerettet hatte und würden sie vor allen anderen Wesen, die sie vertreiben wollten, schützen und ihre Feinde bestrafen. Sie, Vailea hatte hier im Verborgenen Reich kaum Verbündete, obwohl sie ja nicht Taras, sondern nur der Fremden schaden wollte. Tief in ihrem Inneren gab Vailea Isa Schuld, dass sie selbst sich vielleicht irgendwann ganz der dunklen Seite zuwenden, deren schwarzen Zauber verwenden und entgegen dem Gesetz des Verborgenen Reiches einem Wesen schaden wollte. Wäre Isa nicht in das Verborgene Reich eingedrungen und hätte sie nicht Taras Herz mit dieser eigenartigen Magie der Menschenliebe verzaubert, dann, so war sich die Nixe ganz sicher, wäre sie Vailea, zusammen mit Taras die künftige Herrscherin. Und dies war doch schließlich ihre Heimat! Sie war hier in dieser Welt geboren und keine Fremde durfte sie verdrängen!
Doch jetzt musste sie fort, noch ehe sie Kaskade übergeben wurde und im See beim Heiligen Wasserfall verschwand. Dort würde sie wieder nur eine von den vielen Wassernixen sein, die dem Verborgenen Reich mit ihren Gesängen und ihrem Liebreiz zu dienen hatten. Nein, sie hatte keine Lust mehr, sich dauernd im
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