Der Katzenelf (German Edition)

Sie gehörten zueinander wie Tag und Nacht, Sonne und Mond, Mann und Frau. Nach dieser einzigen, wunderbaren magischen Nacht des Roten Mondes würde sich diese gemeinsame Verbundenheit niemals mehr ändern.
    An jenem Abend, als der Rote Mond zu seiner Vollendung am samtschwarzen Nachthimmel aufstieg, liebten sich Taras und Isa im Magischen Kreis am Fuße der alten Eiche. Ihre ineinander verschmolzenen Körper und die kleinen Waldchampignons, die den Kreis abgrenzten, glühten in der Dunkelheit rötlich auf. Es sah aus, als wären beide Wesen von einem sanft leuchtenden Feuerwall umgeben, der unauslöschlich stark wie ein Schutzgürtel um die beiden Liebenden waberte und sie dennoch nicht verbrannte. Auch Isa war, als hüllte sie ein nicht schmerzendes und doch brennendes Feuer ein und sie schlang voller Verlangen ihre Arme um den Körper ihres Geliebten. Das leise Glucksen der Wellen des Sees und der engelsgleiche Gesang der Wassernixen klangen so weit weg, als wären sie Meilen von ihnen entfernt und doch irgendwie so nah, dass sie jeden Laut, jeglichen Duft und alle Bewegungen der Bäume und Pflanzen, die sich in einem lauen, zärtlichen Wind wiegten, wahrnahm und fühlte. Isa dachte: „Was für einen seltsamen Zauber hat doch diese eine Nacht! Alles war so leicht, so voller Harmonie und trotz der nächtlichen Dunkelheit so voller Licht und Strahlen!“
    Sie gab sich Taras leidenschaftlich hin und wusste dabei nicht, ob sie träumte, ob es seine Nähe oder der seltsame Bann des Roten Mondes war, der als einzige, entfernte Lichtquelle, hoch oben am dunklen Himmel wie ein riesiger feuriger Ballon leuchtete und dessen weiche, mohnrot schimmernde Strahlen mit einer magischen Liebkosung ihre Körper streichelten. Irgendwann, in einer Stunde zwischen Nacht und Dämmerung schimmerte nur noch ein matter Lichtstreifen am Horizont über den Grünen Bergen und die Feuerkugel am Himmel war verblasst.
    Ein neuer Tag brach an und sie erwachten eng umschlungen, als die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen sie berührten. Sie sprachen nicht miteinander, als sie Hand in Hand zum Schloss zurückkehrten, sie berührten sich beide wie neugeboren und in ihrer gemeinsamen Liebe so tief und eng verbunden, als wären sie eine einzige Person, zusammengeschweißt in einem Körper. Und noch etwas verspürte Isa: Sie erlebte plötzlich eine noch nie empfundene Freiheit in ihrem Herzen! Sie war plötzlich ohne jede Angst ihren Geliebten zu verlieren! Die Eifersucht auf die Nixe Vailea war weit, weit fort, ja sie erinnerte sich gar nicht mehr daran. Als sie das Schloss betraten, blieb sie kurz stehen und sah Taras an. Sie sagte: „Bald werde ich in meine Welt zurückkehren Liebster, zurück in mein Leben, das mein einziges Leben war, bevor ich dich traf. Und ich werde mit großer Traurigkeit, aber voller Hoffnung von dir lassen, denn seit dieser Nacht weiß ich, dass ich nur dir gehöre und dass wir uns eines Tages wieder sehen werden!“
    Und Taras nickte nur, er lächelte sie an und sie erkannte einen leichten Zug von Trauer in seinem Gesicht. „Ja“, sagte er und legte ihre kleine Hand auf sein Herz. „Ich weiß, dass du gehen musst, aber du sollst auch wissen, dass ich dich diesmal nicht begleiten und behüten kann! Wenn du das Verborgene Reich verlässt, wirst du, wo immer du auch bist, ohne den Schutz unseres magischen Zaubers weiterleben! Denn der Zauber der Elfen muss im Verborgenen Reich bleiben. Aber wir können dir trotzdem kleine Hilfen mit auf den Weg geben, damit für dich der Übergang in deine eigene Welt nicht zu schwierig wird. Ja, wir werden dann wohl eine Weile ohne einander leben müssen und das wird sehr, sehr schwer! Nach eurer Menschenzeit gerechnet rundet sich der Rote Mond wieder in drei Monaten. Bis dahin musst du dich entscheiden, ob du für immer zu mir und meinem Volk zurückkehren willst! Bitte denke daran: Wenn du diese Frist verstreichen lässt, dann werden wir uns beide nicht mehr wieder sehen! Aber nun ist es sehr wichtig, dass du das Gesetz des Magischen Kreises kennst: Hast du dich in jener kommenden Nacht des Roten Mondes für ein Leben in meiner Welt entschieden, ist eine Rückkehr in deine nicht mehr möglich. Du müsstest die Menschen verlassen und dich für immer von Ihnen und dem Leben dort verabschieden! Dafür jedoch wirst du in unseren Kreis aufgenommen, du wirst eine Elfe, unsterblich wie wir und erhältst einen eigenen Stern! Du bekommst alle Privilegien der königlichen Elfen, doch deine alte