Der Katzenelf (German Edition)
Körper. Sie griff zum Handy und rief den Tierarzt an, bei dem jedoch nur die Mailbox lief. Plötzlich fiel ihr Trimmel, der Förster ein, ein Freund ihrer Großmutter. Nach zweimaligem Läuten hob er ab und sie bat ihn um sofortige Hilfe.
Josef Trimmel war schon ein paar Jahrzehnte Förster und Jäger. Er hatte den ihm zugeteilten Wald, der sich vom Dorf bis zur Baumgrenze zum Buckligen Berg hinaufzog und dann in von Wind und Wetter gekrümmtes niederwachsendes Gehölz überging, immer unter seiner vollen Kontrolle. Trimmel wusste genau welcher Dorfbewohner ab und zu heimlich wilderte, welche Jugendlichen verbotene Lagerfeuer zündeten und dann schwarze Messen feierten. Er kannte jeden einzelnen Hund und deren Besitzer aus dieser Gegend. Er war ein sehr Natur liebender und menschenfreundlicher Mann und drückte öfters ein Auge zu, kannte jedoch kein Pardon bei wildernden Hunden.
Deshalb beäugte er den verletzten Hund sehr misstrauisch. „Er sieht aus wie ein kleiner Wolf“, sagte er überrascht zu Isa. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar sagen es ist ein junger Wolfsrüde, der von größeren Hunden gejagt und gestellt wurde! Warum diese ihr Opfer nicht töteten, ist mir ein Rätsel! - Aber natürlich gibt es keine Wölfe in dieser Gegend mehr, sie sind schon vor hundert Jahren ausgestorben, genau wie die Bären! Leider! Dies hier ist ein Mischlingshund, ich schätze ein Mix aus kanadischem weißen Schäfer und einem Husky, der Wolfsblut in seinen Adern hatte, denn sieh nur, er hat hellbraune und nicht blaue Augen! Er ist schwer verletzt und ich bin mir nicht sicher, ob er durchkommt! Soll ich ihn mit zu mir nach Hause nehmen? Ich könnte versuchen ihn aufzupäppeln und wenn mir das nicht gelingt, kann ich ihm gleich den Gnadenschuss verpassen. Ich mag es nicht, wenn Tiere unnötigerweise lange leiden“.
Doch Isa widersprach sofort mit fester Stimme: „Nein Josef, bitte lass ihn hier! Ich werde ihn selber pflegen, sage mir nur, was ich bis zum Eintreffen des Tierarztes tun muss. Es wäre schade um diesen jungen Hund! Und ich könnte hier in dieser Einsamkeit einen Beschützer gut brauchen! Ich dachte immer, dass Hunde und Katzen sich spinnefeind sind, doch sieh nur, mein Kater Prinz hat sich mit dem Tier schon angefreundet!“ Und sie wies auf ihre Katze, die wiederholt versuchte die Wunden des Hundes zu lecken.
„Ja das ist schon sehr seltsam“, meinte der Förster, „aber ich hatte im Laufe meines Lebens immer wieder Erlebnisse mit Tieren, die mir zeigen, dass wir Menschen uns nicht immer als das höchste Wesen im Universum sehen sollten. Wir können von Tieren sehr viel lernen!“
Er säuberte die Wunden des Hundes, strich Heilsalbe darauf und verband sie. Einen der Vorderläufe musste er schienen. Dann zeigte er Isa, wie sie die Verletzungen weiterhin behandeln musste und schenkte ihr seine Salbe. Er meinte, dass der Tierarzt im letzten Bauerngehöft des Tales ein Fohlen zur Welt bringen half und dass es sicher einige Stunden noch dauerte, bis er kommen konnte. Er wünschte ihr viel Glück und stapfte zu seinem Auto zurück.
Auf der Heimfahrt überlegte er sich zornig, ob der Mischlingsrüde wohl Opfer der großen Hunde von den neuen Pächtern des nahe liegenden Jagdschlosses war. Sie hatten schon mehrmals in den letzten Monaten Wild aus reiner Mordlust und anscheinend lange unterdrücktem Jagdtrieb gerissen und dann die schwer verwundeten Tiere sterbend zurückgelassen, er musste jedes Mal den Gnadenschuss setzen, was ihn sehr erboste. Trimmel hasste jegliche Verschwendung auf Kosten der Natur und beschloss wieder einmal im Jagdschloss vorzusprechen und die Leute zu warnen, damit sie ihre Hunde endlich unter Kontrolle hielten. Sollte er jemals einen dieser riesigen Köter im Wald erwischen, würde er ohne Vorwarnung schießen.
Der Tierarzt kam erst am nächsten Tag, müde und nach Heu und Kuhdreck riechend, da er die ganze Nacht in verschieden Ställen verbracht hatte. Er untersuchte kurz den Hund und auch er wunderte sich über die Ähnlichkeit mit einem Wolf. Er sagte zu Isa: „Der kleine Kerl ist zäh, er wird durchkommen, da mache ich mir keine Sorgen. Ich habe jedoch die größten Bedenken, dass Sie mit diesem Tier nicht mehr zurechtkommen, wenn es wieder gesund ist! Bei diesem Rüden fließt hundertprozentig Wolfsblut durch die Adern und solche Tiere sind halbwild und nur sehr schwer zu erziehen! Sie müssen ihn nachtsüber im Haus behalten und dürfen ihn nicht ohne
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