Der Katzenelf (German Edition)
erinnerten.
Da die Straße direkt zu ihrem Haus nur mit einem Geländefahrzeug befahrbar war, setzte sie der Taxifahrer im Dorf ab und Isa stapfte über den verschneiten Wiesenweg zu ihrem Haus.
Es war Vollmond und die Nacht hell, klar und kalt.
Glücklich atmete Isa die scharfe Winterluft ein. Irgendwo im Wald der zum Buckligen Berg hinaufführte, heulte ein Hund. ‚Das ist fast wie das Heulen eines Wolfes‘, dachte sie überrascht und lachte über sich selbst. ‚Wölfe gibt es hier leider schon lange nicht mehr, eigentlich schade! ‘
Als sie an der großen Eiche vorbeikam, fiel plötzlich etwas Schwarzes vor ihre Füße und sie erschrak kurz. Es war Prinz der auf dem Baum auf sie gewartet hatte und nun schnurrend und mit miauenden Lockrufen um ihre Beine strich. Glücklich bückte sie sich hob ihn hoch und drückte ihn liebevoll an ihren Körper. Zärtlich leckte er ihre Wange mit seiner rosa Zunge. Sie trug ihn ins Haus, setzte ihn vorsichtig ab und gab ihm frische Hühnerherzen, die sie als Geschenk für ihren Gefährten aus der Stadt mitgebracht hatte.
In jener Vollmondnacht träumte sie, sie wäre eine Katze. Ihr Körper war mit goldloh farbenem, weichem Fell bedeckt, dieselbe Farbe die ihr Haar hatte. Sie lief mit Prinz an ihrer Seite durch den dunklen Wald zum Fuße des Buckligen Berges. Dabei spürte sie weder Schnee, Wind noch Kälte als sie durch die Gegend wanderten, nein sie fühlte sich glücklich und frei.
Ihre Augen konnten trotz der nächtlichen Dunkelheit scharf sehen, doch nicht in den gleichen Farben wie tagsüber. Manche Dinge erschienen ihr Schattengrau, doch dann merkte sie, dass sie trotz der dunklen Nacht das Grün der Nadelbäume aufleuchten sah und das Wasser des Baches schimmerte wie tagsüber in dem klaren Blaugrün.
Wie war das nur möglich?
Doch in diesem Traum wischte sie diese Gedanken fort und rannte weiter auf ihren samtenen Pfoten zusammen mit Prinz in den Wald hinein, bis sie auf eine Lichtung stießen, an deren Rand etwas stand, schattenhaft und ruhig. Als sie näher kam erkannte sie im sanften Schein des Mondes, dass es ein großer, weißer Hund war. Er starrte sie aus hellbraun funkelten Wolfsaugen an. Das Tier stand so ruhig da, dass sie zuerst annahm, er wäre eine Gipsfigur. Doch dann merkte sie, dass der Hund auf sie beide zulief und obwohl sie eine Katze war, verspürte sie keine Angst und dachte nicht an Flucht. Als er direkt vor ihnen stehen blieb, glaubte sie, dass es vielleicht wirklich ein Wolf sein könnte, und sie erinnerte sich an das Heulen das sie heute auf ihrem Heimgang hörte. Doch kurz bevor plötzliche Angst durch ihren Körper kroch, erwachte sie.
Verschlafen setzte sie sich auf. Dieser Traum war anders, als alle ihre Träume je zuvor.
Während sie sich wieder in die Kissen zurückfallen ließ erinnerte sie sich an jedes Detail und jede Farbe. Sie sah auf ihre bloßen Arme und wunderte sich, dass diese nicht von loh farbenem Fell überzogen waren. Auch nahm sie die Umrisse der Gegenstände ihres Schlafzimmers wie immer wahr und nicht in diesem eigenartigen grün, rot, blau und gelbfarben, immer unterbrochen von undefinierbarem Grau, jene Farben wie sie ihre Augen während des sonderbaren Traumes empfunden hatten.
Während sie noch verwundert über ihr nächtliches Abenteuer als Katze nachsinnierte, hörte sie ein seltsames Wimmern und bemerkte, dass Prinz mit aufgeregtem, steil aufgerecktem, zuckenden Schwanz um ihr Bett herumstrich und eigenartige Laute von sich gab. Es schien als wollte er sie aus dem Bett und vor die Haustüre locken und unwillig stand sie auf und schlüpfte in ihren warmen Hausanzug. Sie öffnete die Türe und während sie noch das seufzende Knarren der Holzstreben vernahm, sah sie schon das nasse, mit rotem Blut bedeckte, wimmernde Fellbündel auf ihrer Schwelle liegen. Es war ein verletzter schneefarben-grauweißer Hund, der zusammengekrümmt und verwundet dringend Hilfe benötigte!
Während Prinz aufgeregt, aber seltsamerweise, obwohl er doch eine Katze war, ohne jegliche Anzeichen von Angst, um ihn herumstrich und versuchte das Blut abzulecken, fiel ihr wieder der eigenartige Traum mit dem Wolf ein. Sie bückte sich, hob das Tier vorsichtig hoch und trug es ins Haus. Mit sanften Händen untersuchte sie die blutigen Stellen. Es war ein junger Rüde, übel zugerichtet. Das Tier hatte keine Schussverletzungen, sondern Bisswunden. Er war sicher von mehreren größeren Hunden angefallen worden und blutete am ganzen
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