Der Katzenelf (German Edition)
Ausläufer der verschneiten, nordöstlichen Gipfel der Wilden, Verwunschenen Berge überflogen, doch plötzlich drehte Yasumi nach Südosten ab.
Voller Besorgnis blickte Rubina nach unten und dann erkannte sie die Landschaft: Sie flogen über das Land der blauen Drachen! Endlose riesige Felder mit langen Stangen auf denen Hopfenpflanzen rankten, zogen unter ihr vorbei und wechselten sich mit sattgrünen Weinbergen ab. Je näher der Süden kam, umso heißer und schwerer wurde die Luft. In der Ferne schimmerte bereits der rötlich flimmernde Sand der Wüste - das Niemandsland, das zwischen dem Reich der Blauen Drachen, und dem Roten Land der Dämonischen Drachen lag.
Die Blauen Drachen waren ein gutmütiges Volk, das sehr erfolgreich Wein und Hopfen anbaute, und Yasumis Heimat. Sie versorgten das Verborgene Reich und die eingegliederten Regionen mit Trauben und vielen anderen Früchten, Hopfen, Wein und Bier. Das Land war bis zur Grenze fruchtbar und die fleißigen Bewohner hatten sorgfältig überall Bewässerungsanlagen gebaut, dadurch konnten sie das ganze Jahr über ernten und neu bepflanzen.
Kurz vor der Wüste, standen einem natürlichen Grenzzaun ähnelnd, die riesigen Hopfen- und Malzspeicher, die Kornsilos, die Lagerhallen für Obst und Gemüse, sowie die berüchtigten Grenzlandschenken, die auch die Bewohner aus den angrenzenden Ländern mit großer Vorliebe aufsuchten.
Als Yasumi seine Lieblingsschenke, die direkt an der Grenze vor der Wüste lag, erkannte, wurde sein schneller, zügiger Flügelschlag plötzlich sehr langsam. Die untergehende Sonne tauchte das länglich gestreckte Gebäude in ein leuchtendes orangerotes Licht und der Drache setzte kurz entschlossen zum Sturzflug an. Er landete direkt vor der Eingangstüre der Schenke „zum fröhlichen Bierungeheuer“ und wurde bereits von seinen Trinkkameraden, - Drachen und Saurier - wie er, begrüßt. Sie winkten ihm lachend mit ihren riesigen Bierkrügen in den Pranken zu. Sanft setzte er die kleine zarte Elfe ab. Aus einer Innentasche seiner zog er ein filigranes rotes Fläschchen, das er austrank.
Dann plumpste er mit seinem riesigen, massigen Schuppenkörper ins Gras und hauchte Rubina leicht an. Aus seinen Nüstern stob rötlich- silbriger Nebel, der die Elfe einhüllte und sich einem Hundezwinger gleich, in ein rotes undurchdringliches Stahlgerüst verwandelte. Rubina war darin wie in einem Käfig gefangen und den lüsternen Blicken der grölenden Bierkumpels hilflos preisgegeben.
Sie schrie und tobte und hieb verzweifelt mit ihren kleinen Händchen gegen ihren Käfig. Yasumis Freunde lachten gutmütig, sie schlugen ihm anerkennend, kräftig auf seine schuppige Schulter, umarmten ihn und zogen ihn fröhlich in die Schenke.
Stunden vergingen und draußen wurde es kühl. Die Nacht senkte sich, einer kalten dunklen Decke gleich über Rubina. Sie hungerte und fror. Weinend dachte sie an den hellen und komfortablen Palast ihres Vaters. Um diese Zeit erhellten sich alle Räume mit einem sanften warmen Licht. Es gab duftenden Blütenwein, honigsüße Brote, Kuchen und herrliche Speisen. Sie sehnte sich nach ihrem eigenen Zimmer im Königspalast, wo Diener ihre seidenen Bettlaken mit ihrem Lieblingsduft einsprühten, so dass der ganze Raum nach Moschus, Amber, Zimt und Nelken roch.
Hier stank es nach Rauch und Bierdunst. Sie war starr vor Kälte, doch keiner kümmerte sich um sie, Rubina, die ranghöchste Elfe des Verborgenen Reiches. Niemand dachte an sie, an die künftige Elfenkönigin! Rubina nahm sich grollend vor, alle Wesen, die sich an ihrer Bestrafung und Vertreibung beteiligt hatten, später zu vernichten! Irgendwann, dann wenn ihr kleinlicher, nachtragender Vater endlich abgedankt hatte und sie die Herrschaft über die Reiche übernahm, dann sollten sich alle diese Geschöpfe vorsehen! Oh, ja, sie würde sich grausam rächen! ‚Nein‘, dachte sie und starrte hasserfüllt in den nachtblauen Himmel hinauf. ‚Niemand wird von mir verschont! Wenn ich zurückkehre in das Verborgene Reich wird kein Stein mehr auf dem anderen bleiben! ‘
Die Gedanken an ihre Rache trösteten sie ein bisschen. Sie kauerte sich in die Ecke ihres Gefängnisses und wartete auf Yasumi. Doch der ließ sich Zeit.
Endlich öffnete sich die Türe der Schenke und eine dralle Zwergin mit Hochgeschnürtem Busen und aufreizend geschlitztem Rock, der unvorteilhaft ihre muskulösen, krummen Beinchen zeigte, brachte ihr einen Krug Bier und einen Teller mit Geräuchertem,
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