Der Katzenelf (German Edition)
Gipfel des Buckligen Berges. Sie spürte weder Kälte noch Müdigkeit. Schwerelos als flögen sie zusammen mit ihnen zogen die dunklen Bäume und die im Mondlicht sanft schimmernden Schneeflecken vorbei. Sie ließen die Baumgrenze zurück und als auch das Ober Holz hinter ihnen war, bemerkte Isa, dass sie bereits auf der Kuppe des Buckligen Berges standen und sie passierten seitlich davon das Joch.
Sie blickte erstaunt die seltsame Landschaft an, die sich hinter dem Buckligen Berg vor ihr ausbreitete. Der Mond beschien ein unbewohntes Tal. Es glich dem von den Menschen genannte Stille Tal. Der eisige Wind, der ihr heute tagsüber durch die Kleider gefahren war, kalt und wild, so dass sie schrecklich fror, war fort. Jetzt blies ein sanfter weicher Südwind in der Höhe, der den Schnee auf der Rückseite des Buckligen Berges fortleckte. Ja, sie spürte glücklich, dass der Frühling nicht mehr weit sein konnte und genoss den lauen Lufthauch auf ihrem Fell.
Im Osten dämmerte es bereits golden am Himmel und plötzlich war die warme Sonne da und Isa sah über sich, weit oben im satten Blau eine Schar Raben, die elegant und meisterhaft ihre Kreise zogen. Auch Taras sah gebannt zu den schwarzen Vögeln auf. Seine Pupillen hatten sich stark vergrößert und seine grüngoldenen Augenverfolgten aufmerksam jede Bewegung der gewandten Tiere in dem Blau des Himmels.
Während Isa sich noch über das Interesse der Katze an den Raben wunderte, löste sich einer aus der Gruppe und flog ihnen mit weit ausgebreiteten Flügeln anmutig, leicht und doch kraftvoll entgegen. Er landete sicher vor beiden auf einem bemoosten Stein und Prinz lief sofort auf ihn zu und umstreichelt den großen Vogel freudig, sein Fell an dessen schwarzem Gefieder reibend. Plötzlich konnte Isa beide verstehen, sie redeten in ihrer Sprache miteinander! Prinz nannte den Raben Krahil.
In was für einen seltsamen und doch wunderschönen Traum war sie hier geraten? Zwei Tiere, die miteinander wie Menschen sprachen! Krahil sah misstrauisch zu ihr herüber, doch Prinz sagte in einem eigenartigen, tiefkehligen Singsang: „Sie gehört zu uns, wir können ihr vertrauen!“
Isa verspürte Glücksgefühl in ihrem Inneren und hörte gebannt zu. Prinz fragte: „Krahil, wo ist der Stern des Schicksals?“ Und der Rabe antwortete: „Sicher verwahrt bei einem Baumelf, Prinz Taras. Ein elfischer Bannspruch schützt den kostbaren Reif samt dem Diamanten und dem Smaragd! Wir mussten das tun.
Yuko, die Königin der Rabenvögel, die ihren Schwarzen Turmalin durch den verheerenden Sturm retten konnte, brachte zusammen mit mir den Reif zu Faniris, dem Baumelf. Er lebt derzeit als Fichte ein kleines Stück seitlich unterhalb des Buckligen Berges, siehst du, dort wo der einzelne große Felsen steht, direkt unter dem Joch, das den Übergang in das Stille Tal bildet.
Dort bei diesem großen Baum ist der Stern des Schicksals sicher verwahrt und durch Yukos Fluch unsichtbar für Menschen. Allein du hast die Macht ihn von dort zu entnehmen. Und zwar an jenem Tag, an dem Du, mein Prinz den Rubin und die übrigen Steine der Elfen gefunden hast, und wir sie gemeinsam zurück bringen können! Erst wenn Rubinas böser Fluch von dir genommen ist, kannst du diesen mächtigen, aber auch bedrohlichen Stein holen!
„Das ist gut so mein Freund“, meinte Taras und flüsterte, weiter sich zärtlich an sein Gefieder schmiegend: „Ich bin so froh dich zu treffen, wo warst du nur so lange?“ „Ich komme von sehr weit her, aus einer Gegend, die früher voller Leben war. Heute findest du dort nur mehr Eiswüste, Kälte und Hunderte von Dämonischen Drachen, die sich nachts herumtreiben. Ich spreche von dem Seeopal-Palast, dem Zufluchtsort der Elfen, dort wo deine Großmutter mit Sonnas und der Weisen Alten ist. In einem Schloss, in dem sie wie eine Gefangene lebt und auf deine und die Rückkehr der Steine sehnlichst wartet!
Doch schon bald könnten wir nach deinem Tigerauge den nächsten Stein finden! Ich habe von meinen Artgenossen erfahren, dass hier in diesem Tal auf dem nächst höherem Gipfel in der Nähe des Gletschers ein mächtiger Bergadler leben soll! Er linste Taras aus seinen klugen Rabenaugen listig an: „Und wer glaubst du, könnte das wohl sein?“
Taras war glücklich und rief: „Mein Gott wenn ich Yerik doch bald wieder sehen könnte! Doch lasst uns aufbrechen - wir müssen zurück, die Morgendämmerung leuchtet bereits hinter den Berggipfeln und die Sonne strahlt bald
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