Der Katzenelf (German Edition)
auch unten im dunklen Tal. Schnell!“
Sie flogen wiederum leicht und mühelos über das unbewohnte Gebiet zurück. Der Himmel war seidig blau und die Sonne wärmte ihren Körper. Isa fühlte sich frei, glücklich und unbeschwert! Als sie den Übergang des Tales erreichten, war ihr, als läge die Welt in der sie tagsüber lebte, noch im Schlafe. Dunkelheit verhüllte diese Landschaft wie ein schwerer Mantel. Doch dann sah sie, dass sich die nächtlichen Schatten bereits auflösten und sie flog vom Buckligen Berg hinunter und weiter zum Haus am See.
Isa erwachte da Prinz mit lautem Klappern durch seine Katzentüre kroch. Ihr Kopf schmerzte, sie hatte verschlafen. Eine warme Märzsonne drang durch das Fenster und die nicht zugezogenen Vorhänge. Mühsam richtete sie sich auf und blickte hinaus. Draußen am See wiegte sich die Eiche im warmen Bergwind und reckte sehnsüchtig und voller Verlangen ihre Äste den Sonnenstrahlen entgegen. Und noch etwas schaukelte sanft auf den Zweigen des Baumes. Isa sah genauer hin. Es war ein großer Rabe, dessen dunkles Gefieder im hellen Tageslicht schwarzblau schimmerte.
YERIK
Mohan, den Isa wegen Anna anrufen wollte, war ein paar Tage verreist. Auch Wilhelm Devananda konnte sie nicht erreichenden. Also vergrub sich Isa in ihre Arbeitsecke und malte den ganzen Vormittag Skizzen. Doch sie war nicht fähig sich zu konzentrieren und gegen Mittag gab sie es auf. Sie pfiff Walid und packte Prinz in den Wanderrucksack. Der Traum der letzten Nacht ließ ihr keine Ruhe, und sie beschloss wie im nächtlichen Traum hinauf durch den Wald und dann auf den Gipfel des Buckligen Berges zu wandern. Sie nahm ihre Tourenskier und schulterte sie.
Doch der Aufstieg war sehr mühsam, der Schnee lag noch in hohen Wechten oberhalb des Weges und so dämmerte es bereits, als sie die Forsthütte erreichten. Sie wusste, dass es sinnlos und gefährlich wäre in der nahenden Dunkelheit weiter bergwärts zu gehen und daher packte sie ihr Fernglas aus und suchte im schwindenden Tageslicht den höchsten Punkt des Buckligen Berges ab. Sie konnte nichts Außergewöhnliches erkennen und so senkte sie mit einem leisen enttäuschten Seufzer das Fernglas, als sie spürte, dass Prinz plötzlich um ihre Beine strich und mit gesträubtem Fell bergwärts starrte.
Nochmals suchte sie den Berg mit dem Glas genau ab. Nichts. Nur die schattenblauen Schneefelder waren in der beginnenden Dämmerung zu erkennen. Die Sonne versank soeben hinter den westlichen Bergen und hauchte die Gipfel der Felsen und das östlich vom Buckligen Berg liegende, gewaltige Gletschermassiv rosa an. Plötzlich sah sie einen Schatten zwischen den Bergzacken, der sanft am inzwischen graublauen Himmel zog Kreise zog. Ein Paragleiter der vor der Dämmerung floh?
Sie kniete sich in den Schnee und stellte nochmals die Schärfe des Glases nach. Nein, jetzt konnte sie das Ding besser sehen. Es war ein riesiger Bergadler, in Farbe und Form wie sie noch kein Tier von dieser Gattung jemals erblickt hatte. Sein Gefieder, das normalerweise braungrau und weiß war, leuchtete im Abendlicht in einem seltsamen satten, dunklen Violett und seine ausgebreiteten Schwingen waren riesig! Bevor sie das Geschöpf noch weiter mit ihrem Fernglas betrachten konnte, verschwand der große Vogel hinter dem Buckligen Berg und mit ihm die letzten Sonnenstrahlen. Sie musste heimwärts, bevor die Nacht sie mit ihrer kalten Dunkelheit überraschte.
Mühelos glitt sie über die Schneewechten auf ihren kurzen Skiern talwärts. Kurz bevor sie den Weg zu ihrem Haus einbog, hörte sie von Ferne das seltsame Heulen der Hunde vom Schloss und ein Angst durchfuhr sie. Auch Walid blieb abrupt stehen und spitzte seine Ohren. Ohne ein Wort mit ihrem Hund zu wechseln, stieß sie ihre Stöcke in den Schnee und fuhr so schnell sie konnte in Richtung Haus am See ab. Walid keuchte hinter ihr her und sie erreichten ihr Ziel noch bevor das unheimliche Bellen zu nahe klang. Seltsamerweise wollte Prinz diesen Abend nicht sofort nach dem Fressen wieder ins Freie. Er kuschelte sich gemütlich auf Isas Schoß, die vor dem offenen Feuer saß und ihren Abendwein trank. Sie streichelte ihn zärtlich, dann nahm sie ihre Katze sanft auf und schlenderte ins Schlafzimmer. Vor dem großen Spiegel blieb sie mit der Katze auf dem Arm stehen und starrte ihr Spiegelbild an. Dann bemerkte sie es. Sie hob Prinz ein Stückchen höher und hielt sein schwarzes Köpfchen an ihre Wangen. „Sieh doch Kater, wir haben
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