Der Katzenelf (German Edition)
hinunter.
Ihr Vater stand bereits unten an den Nischen, wo die noch verbliebenen Geburtssteine der Elfen lagen. Auch Thyra war schon auf und wies lächelnd auf eine bis gestern noch leere Wandvertiefung. Jetzt lag Yeriks Bergkristall dort und sein klares helles Licht strahlte sie an. Der riesige Bergadler selber saß auf einer Stange beim Fenster und plusterte stolz seine Federn auf, als seine Freundin, die Königin der Elfen ihn mit einem Freudenschrei umarmte.
Nachdem Benno wieder in die Stadt zurückgekehrt war und sich auch Devananda von Dana verabschiedet hatte, war Rubina missgelaunt und unzufrieden. Ihr fiel wieder die Geschichte mit dem Bergadler ein. Sie war sicher, dass es Yerik war, der nun wieder im Besitz seines Geburtssteines in den Seeopal-Palast zurückkehren würde.
Mit Hilfe ihres Rubins könnte auch sie dorthin gelangen, doch sie wusste, dass ihr die Aufnahme in den Palast für immer verwehrt bleiben würde. Sie war schließlich eine „dunkle“ Elfe und somit war ihr der Einlass in den Seeopal-Palast für immer versagt. Liebend gern hätte sie dem lästigen Satur befohlen, ein Auge auf seine Krieger zu haben, die den Palast bewachen sollten! Doch der Rote Drache behauptete ohne die Zauberkraft des Rubins zu schwach zu sein, um diese lange Reise anzutreten und forderte sie auf, ihm diesen Stein endlich zu übergeben. Aber Rubina war misstrauisch und glaubte ihm nicht. Sie würde weder ihm noch ihrer Freundin Kalka ihren Geburtsstein aushändigen.
Sie dachte an Karun und den Augenblick damals in den Wilden, Verwunschenen Bergen, als sie Kalka ihren Zauberstein überließ, diese verhängnisvolle Sekunde, die ihres und das Leben der Hexe für immer verändert hatte! Nein, dieser Fehler durfte nie mehr geschehen! Sie traute beiden nicht mehr, hatte sie doch die heimlichen Blicke und Zärtlichkeiten, die ihr Geliebter und ihre Blutsverbündete immer unverhohlener miteinander tauschten, schon längst bemerkt. Doch derzeit war ihr gleichgültig, ob die beiden nun ein Paar waren oder nicht. Sie musste sich so oder so eines Tages von Kalka und Satur endgültig trennen, das war ihr schon lange klar.
Auch hatte sie nicht die geringste Lust ihre Macht und vielleicht auch den Stern des Schicksals, den sie zu finden hoffte, mit ihnen zu teilen. Es war also bald an der Zeit, Pläne zu schmieden! Doch vorerst wünschte sie sich, eine Zeit lang ihre neue Liebe auszuleben.
Denn endlich hatte auch sie einen Menschenmann gefunden, der sie anscheinend sehr liebte und zwar mit einem Feuer, das sie weder bei Yul noch bei Satur verspürt hatte. Vorerst wollte sie jetzt an Benedikt denken! Und den durfte sie um keinen Preis der Welt erschrecken. Er wusste nichts von ihrer Geschichte und der des Verborgenen Reiches. Er würde das Geschehene weder glauben, noch es verstehen. Daher durfte er vorläufig auch nichts von ihrer Herkunft erfahren, sonst war die Gefahr groß, dass sie ihn verlor.
Sie zog sich nun tagelang in ihr Turmzimmer zurück und ließ den unnützen Satur und die ihr lästig gewordene Kalka allein. Sie dachte an die alten Regeln des Verborgenen Reiches. Die Verbindung mit einem Menschen brachte Probleme mit sich.
Sie erinnerte sich: Sobald eine Elfe sich mit einem Menschen vor dem Elfenrat und dem Volk verband und ihm in sein Reich folgte, verlor sie ihre Sterblichkeit.
Rubina schüttelte sich. Wie ein Mensch zu sterben, behagte ihr ganz und gar nicht. Sie zog es vor eines Tages zu ihrem Stern zurück zu kehren und wieder zu kommen, wann und in welcher Gestalt es ihr immer beliebte. Doch sie wollte auch nicht ohne den Menschenmann und seine Liebe leben.
Und dann gab es noch jenes Geheimnis, das sie leider nicht kannte. Sie hatte nur gehört, wie die Baumelfen sich von einem geheimnisvollen Kreis zuflüsterten. Ein Wunder, das nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Verborgenen Reich geschah, dann, wenn der Rote Mond sich am Himmel vollendete. Doch das konnte man nur dort erleben und angstvoll fragte sie sich, ob sie allein schon durch die Vereinigung mit einem Menschen ihre Unsterblichkeit verloren hatte. Aber dann fiel ihr ein, dass diese Regel nur für eine eheähnliche Verbindung galt und man es vor der Königin oder dem König des Verborgenen Reiches bestätigen musste. Man war verpflichtet, laut und einstimmig zusammen mit seinem menschlichen Partner zu erklären, dass man, um einander für immer zu gehören und bei den Menschen zu leben, auf seine Unsterblichkeit freiwillig verzichtet.
Und
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