Der Katzenelf (German Edition)
glitt.
Benno und Devananda trafen am Sonntagnachmittag im Schloss ein. Hingerissen betrachtete Benno die schwarzhaarige Frau, die ihn anlächelte und zum ersten Mal seit Isa ihn verlassen hatte, spürte er wieder das Pochen seines Blutes in seinen Adern und Begehren beim Anblick einer Frau. Nur einen einzigen Blick in ihre dunklen Augen und er hatte das Gefühl, dass sie die „Einzige“ und die „Wahre“ Begegnung in seinem Leben war. Er sah nur mehr sie.
Devananda und Dana, die sich leise bei Cognac und Kaffee unterhielten, waren vergessen. Benno stand mit Rubina am Fenster und blickte mit ihr auf das Dorf hinunter.
Weiter östlich davon sah er Isas Haus. Doch jetzt dachte er kaum mehr an sie. Das kleine schmerzliche Stechen in seinem Herzen, das er jedes Mal seit ihrer Trennung, immer dann, wenn ihr Name fiel oder jemand von ihr sprach, zu seinem großen Ärger verspürt hatte, war fort, ausgelöscht und endlich verheilt durch die Gegenwart dieser wunderschönen, schwarzhaarigen Frau. Die Sehnsucht nach Isas warmen, Rosaperlmutt farbenen, üppigen Körper, nach den Nächten voller Sinnlichkeit, die er mit ihr damals am Anfang ihrer Beziehung besonders intensiv erlebte, waren plötzlich fort, zerronnen wie Schriftzeichen aus Tinte auf durchnässtem Papier.
Magisch, wie von Zauberhand betastet, begehrte sein Körper nur mehr diese dunkelhaarige Schönheit. Sie standen Seite an Seite, starrten in die Landschaft hinaus und obwohl sie sich nicht anfassten, spürten beide das gleiche. „So war das also“, dachte Rubina, „so fühlte meine Schwester Mondiana als ihr Karun begegnete!“
Da war plötzlich ein anderes, neues Gefühl in ihrem Inneren, viel mehr als nur die sexuelle Gier, die sie früher mit Satur geteilt hatte und die sie jetzt tödlich langweilte. Oder der Hunger nach Macht, der ihre Leidenschaft so anstachelte, den sie bei Yul empfand. Rubina dachte an all die anderen Elfen, die so anders liebten, auch süß und verlangend, doch nie konnten sie dieses brennende Feuer zusätzlich zu einer unstillbaren Sehnsucht und dieser trunkenen Gier verspüren, den anderen zu berühren, ihn zu fühlen, zu riechen und sich ihm hinzugeben. Die meisten Elfen freuten sich an jeder kleinen Liebe, sie verlangten nichts dafür und nach vollzogenem Geschlechtsakt ging man wieder seine eigenen Wege, egal ob ein kleiner neuer Bewohner des Verborgenen Reiches im Bauch einer weiblichen Elfe heranwuchs oder nicht. Elfen liebten alle Lebewesen und es war egal von wem die Nachkommen gezeugt wurden. So wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte flatterten, flogen die Elfenherzen von Herz zu Herz. Sie liebten und begehrten sich und ließen einander voller Zärtlichkeit, dabei lächelnd, wieder los.
Doch jetzt wollte Rubina, die ihre Gefühle stets nur ihren eigenen Wünschen und Begehrlichkeiten unterordnete, plötzlich, dass ihre Zuneigung erwidert wurde und sie wollte diesen Mann nur für sich alleine.
Immer wieder sah sie Benno lauernd unter ihren langen, schwarzen Wimpern von der Seite an. Plötzlich glitt ihre kleine, zarte Hand in die seine. Er nahm sie, küsste beglückt ihre Fingerspitzen und blickte ihr ins Gesicht. Seine kalten, hellblauen Augen glimmerten plötzlich als hätten Schmerz und Lust sie blauer poliert und sie versanken in Rubinas dunklen wie in einem geheimnisvollen tiefen Wasser.
Ihm schien, als wäre er in eine fremde, mystische und magische Welt getaucht. Blitzartig hatte er alles, was ihm bisher wichtig war, vergessen. Ja, Benno dachte nicht mehr an seine von ihm selbst aufgestellten Liebesregeln, die da waren:
- Stets ein bisschen weniger als der Andere zu lieben und zu geben
- Immer darauf zu achten, dass man über seine jeweiligen Beziehungen die alleinige Kontrolle behält
- Mit anderen niemals über seine wirklichen Gefühle sprechen und sich Menschen gegenüber keinesfalls wirklich zu öffnen, denn das macht verletzlich
- Tarnen und Täuschen und zwar immer und überall
- Sich nie die Maske vom Gesicht reißen lassen, nie seine Seele vollständig entblößen
- Aus allen Vorhaben das Maximum mit einem Minimum an Kosten und Gefühlen heraus holen -
Ja, an diese Regeln hatte sich Benno immer gehalten.
Die einzige Ausnahme war bisher nur Isa. Ja, Isa, die er so sehr geliebt hatte. Er wusste, dass er Schuld am Scheitern dieser Liebe hatte. Doch neben Isa kam er sich immer so klein und böse vor, ja er erkannte die eigene Unfähigkeit zu lieben erst, als er die grenzenlose Großmut ihres
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