Der Katzenelf (German Edition)
Devananda oder anderen Leuten, die gerne mit Drogen experimentierten, für Anna eine tödliche Gefahr wären. „Halten sie ihre Freundin vor dieser gefährlichen Clique fern, geben sie ihr eine Aufgabe, kümmern sie sich um sie. Sie braucht jetzt Hingabe und Zuwendung, mehr als ein gesunder Mensch! Anna ist sehr labil. Wenn sie wieder einen Rückfall erleidet, kann ich vielleicht nichts mehr für sie tun!“, meinte er lakonisch und eilte nach diesen Worten mit wehendem weißen Kittel zu seinem nächsten Patienten.
Isa hatte seit dem Abend, an dem Benno ihr das Medaillon von Prinz abkaufen wollte, nichts mehr von ihm gehört. So war sie sehr erstaunt, als sie eines Tages bei einem Spaziergang durch den Wald mit dem Fernglas aufs Schloss hinab sah und bemerkte, dass Bennos schwarzer BMW im Hof des Anwesens parkte.
„Seltsam“, dachte sie: „Wenn er mich besuchte, nahm er immer die Bahn, meistens wohl um gefahrlos ein paar Gläser meines guten Rotweines zu trinken!“
Dann fiel ihr wieder der letzte Abend mit ihm ein, der wegen Prinz und seinem Medaillon mit Streit endete und sie beschloss, nicht mehr an Benno zu denken. Er war schließlich auch als Freund nicht sehr angenehm und nun war ja Anna da, um die sie sich kümmern musste.
Und sie hatte ihre Träume.
Jede Nacht wartete sie sehnsüchtig darauf ihrem Elfenmann wieder zu begegnen, doch vorerst blieben ihre Nächte dunkel und ohne Zusammentreffen mit ihm oder anderen Wesen aus seiner Welt. Und jedes Erwachen nach einer traumlosen Nacht war für sie ein trauriger Tagesanfang.
Die Firma hatte Annas Arbeitsvertrag wegen ihrer langen Abwesenheit sofort nach der Entlassung aus dem Krankenhaus gekündigt, und Anna die bisher sehr gut verdient hatte und sehr sorglos mit ihren finanziellen Ressourcen umgegangen war, sah sich plötzlich vor die Aufgabe gestellt, eine neue Arbeit zu suchen. In ihrer derzeitigen körperlichen Verfassung war ein acht bis zehn Stundentag jedoch unmöglich. Doch Trimmel, dem Isa eines Tages von den Sorgen mit ihrer Freundin erzählte, verschaffte ihr einen Job bei der Forstbehörde, der zeitlich begrenzt für einige Stunden am Tag bis zum Herbst vorgesehen war. Anna begleitete Forstleute mit Schulklassen in den Wald, wo den Kindern Pflanzenarten und Bäume erklärt wurden und sie beim Aufforsten eines Lawinenstriches mithalfen.
„Du wirst sehen Isa,“ meinte Trimmel glänzend gelaunt und stolz „die frische Luft wird deiner Freundin gut tun und sie wird in der Natur draußen ihre Sucht und ihr verpatztes Leben vergessen. Bei schlechtem Wetter kann sie in meiner Kanzlei aushelfen, der Bürokram wird für mich immer noch anstrengender und größer.
Bis Herbst ist sie damit abgesichert und sie wird kaum Gelegenheit haben, in die Stadt zu fahren, denn dort ist sie sicher mehr gefährdet als hier bei uns!“
Und Anna, die nach dem anstrengenden Entzug im Moment mit sich selbst nichts anzufangen wusste, fühlte sich wohl mit dieser Arbeit, die ihr der alte Förster verschaffte. Ihre blasse Gesichtsfarbe tönte sich golden in der frischen Luft und ihr magerer Körper wurde muskulös und sehnig. Nach kurzer Zeit freute sie schon morgens auf das beruhigende Grün der Bäume, die würzige Luft des Waldes auf das Gemurmel der klaren Bäche und auf den Duft des Mooses. Voller Begeisterung erklärte sie den Schulkindern die einzelnen geschützten Pflanzen und langsam, aber stetig schlich sich Liebe zur Natur in ihre Seele und ihren Körper. Und sie fühlte, wie alles Verwundete, Kranke und schon fast Zerstörte in ihrem Inneren sanft, aber beharrlich heilte. Isa sah sie meistens nur kurz morgens und abends, wo sie sich über ihren Tag unterhielten. So wurde ihr Leben durch die Anwesenheit ihrer Freundin kaum eingeschränkt und sie wartete voller Spannung wieder auf ihre nächsten Träume.
Endlich kam der Frühling.
Eines Tages als Isa an einem lauen sonnigen Morgen zum Berg hinaufsah, war sein runder Buckel frei von jeglichem Schnee, nur der Zacken des nächstliegenden Gletschers leuchtete silbern ins knallige Blau des Himmels.
Isa beschloss den schönen Tag für einen Ausflug zur Quelle zu nutzen, die knapp unter dem Joch in der Nähe der riesigen Fichte, in der momentan der Baumelf Faniris lebte, entsprang und schon seit Kindheit einer ihrer Lieblingsorte war. Sie wanderte mit ihren Tieren wie üblich durch den Wald, wo sie Trimmel und Anna mit einer lärmenden Schar Schüler traf und entfloh schnell dem Lachen und Gekreische in höhere
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