Der Katzenelf (German Edition)
Regionen.
Während unten im Tal die Wiesen bereits in leuchtendem frischem Grün prangten, war hier oben unter dem Joch der Waldboden noch braun, doch man sah Anzeichen, dass in den nächsten Tagen das saftige Grün des Frühlings das ganze Gebiet überziehen würde. Die Krokusse waren bereits verblüht, dafür drangen jedoch Himmelschlüssel und rosaweiße Buschwindröschen aus der Erde heraus und reckten ihre zarten Blütenköpfe voller Sehnsucht und Verlangen der Sonne entgegen.
Isa, die gerne diese die heiteren Frühlingsboten in Vasen und Gläser in ihrem Haus gesehen hätte, beschloss jedoch sie nicht zu pflücken und ließ die Blumen mit leisem Bedauern weiter wachsen.
Sie erreichte die Quelle und hier leuchteten überall die hellgelben Himmelschlüssel und wiegten sich im sanften Bergwind hin und her. Isa, Prinz und Wolf ließen sich auf einer mitgebrachten Decke nieder, es war jetzt Mittagszeit und die Sonne warm.
Sie aßen und tranken ihre mitgebrachte Verpflegung und dann legte sich Isa auf den Rücken und starrte in das tiefe Blau des Himmels. Sie dachte an ihre Träume, die schon seit Wochen nicht mehr wiederkamen und an die geheimnisvolle, verborgene Welt, die sie trotz der vergangenen traumlosen Nächte noch immer gefangen nahm. Ja, sie war eine Gefangene ihrer nächtlichen Illusionen, eine Süchtige, die ungeduldig auf den Abend wartete. Sie kraulte Prinz und flüsterte leise: „Ach Taras, ich wünsche mir so sehr, dass dies nicht alles nur Träume waren, ich wollte du wärst hier, damit ich dich sehen und fühlen kann.“ Prinz schnurrte zufrieden und sie ließ ihre Hand auf dem feinen schwarzen Fell ihrer Katze ruhen und schlief ein.
Etwas Zartes streichelte behutsam über ihr Gesicht. Mühsam und unwillig öffnete sie ihre Augen. Eine dicke Himmelschlüsselblüte schwankte direkt vor ihr im Wind und neigte sich so weit vor, dass sie ihre Nasenspitze berührte. Als Isa genauer hinsah, erkannte sie eine winzige weibliche Gestalt, die inmitten der gelben Blütenblätter saß und sie anlächelte. Ihr zierlicher Körper war in licht-gelbe Schleier gewickelt, die dünner als Spinnweben die winzige Gestalt umschmeichelten und sie kaum verhüllten, denn Isa entdeckte unter ihnen die goldschimmernde zarte Haut. Das zauberhafte Geschöpf hatte eine schmale Taille, feste kleine Brüste und schlanke gerade Beine.
‚Sie sieht aus wie Barbie, das Wunschbild von Generationen! Mädchen und Frauen wären vor Neid genauso gelb wie die Blumenblätter, könnten sie dich sehen, ‘ dachte Isa, denn die vollkommene Anmut und Schönheit dieser winzigen Frau übertraf alle Wunschträume und Phantasien der Menschen. Vorsichtig streckte Isa ihre geöffnete Hand zu dem kleinen Wesen hin, das sofort elegant in ihre Handfläche sprang. Sie sah zu Isa auf und warf ihr gelbes Haar zurück.
Isa bemerkte ihre winzigen spitzen Ohren und den geheimnisvollen goldgrünen Glanz der großen Augen. „Ich bin Hiva, eine Blumenelfe“, sagte ein zartes Stimmchen und Isa dachte glücklich: „Nun träume ich wieder - ich bin zurück in dieser wunderbaren Welt!“ Sie hob langsam ihre Hand, so dass die Elfe sich mit ihr auf Augenhöhe befand. „Natürlich bin ich sonst größer“, sagte Hiva herablassend. „Aber bei meiner Schönheit ist es in der Welt der Menschen viel zu gefährlich groß zu sein, das verstehst du doch oder?“ Isa nickte und lächelte die zauberhafte Elfe freundlich und bewundernd an.
„Mondiana, die Königin des Verborgenen Reiches schickt dir durch mich eine Botschaft“, sagte Hiva nun und fuhr fort: „Hör gut zu, sie lautet: jetzt ist die Zeit gekommen, wo du Kaskade helfen sollst! Kaskade ist die Hüterin des heiligen Wassers und eine der schönsten und gütigsten Hexen unseres Reiches. Darum suche ihren Geburtsstein und erlöse sie! Finde den Türkis! Forsche bei den Gewässern!“
Während Isa die kleine Elfe noch überrascht und wie gebannt anstarrte, löste sich die zarte Gestalt in einem gelbschimmernden Wirbel auf und verschwand.
Isa erwachte.
Es war bereits später Nachmittag und die Luft wieder kühl. Sie streckte wohlig und beglückt ihren noch schlaftrunkenen Körper. Sie brauchte keine Nacht und keinen Vollmond mehr. Hier oben am Buckligen Berg, unterhalb dieses geheimnisvollen Felsens beim Joch, unter Faniris Ästen hatte sie am helllichten Tag wieder geträumt! Taras und Mondiana hatten sie also nicht vergessen! Stolz überlegte sie, dass diese Elfen sie sogar brauchten. Ja, die
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