Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
heraus, was sie Überzeugung nennen. Sie tun diese Dinge so, dass sie glauben ungestraft damit davonzukommen. Oder nehmen auch in Kauf dabei zu Schaden zu kommen, wenn das, was sie Überzeugung nennen, sehr stark ist. Ich denke aber, dass es Grenzen gibt für das, was ein Mensch, wenn er denn einen Funken Vernunft besitzt, tun kann.“ Silgenjas Körper straffte sich sichtbar unter der Kutte. „Und wenn nicht?“ Er saß gerade aufgerichtet, sein von der Kapuze verschatteter Kopf schien sich mit einem gewissen Stolz – oder Trotz – zu heben. „Dann sind wir die Kutte. Dazu sind wir da.“
    Es herrschte ein Moment des Schweigens, dann entspannte sich die Haltung der Kutte in ihrem Lehnstuhl wieder.
    „Aber all das macht für Sie in Bezug auf diese Mission keinen Unterschied“, sagte sie. „Sie, Morante, werden nur als Zeuge der Mission dabei sein, und als Beweis und Unterpfand für den Aussteiger, dass er nicht hintergangen wird und dass wir tatsächlich die sind, die wir vorgeben zu sein.“ Sein Finger deutet auf Auric. „Keine überstürzten Handlungen diesmal. Ich mache mir schon genug Vorwürfe, dass ich, nachdem wir den Anschlag auf General Kelam schon vereitelt hatten, nicht verhindern konnte, dass Sie und Kelam, zwei Generäle der idirischen Armee, in eine derart gefährliche unkontrollierbare Situation gerieten.
    Nein, diesmal nicht.
    Sollte es, aus welchem Grund auch immer, entgegen jeder Erwartung zu einer gewaltsamen Konfrontation kommen, so werden Sie sich aus allen Kampfhandlungen heraushalten.
    Haben Sie mich verstanden, General Auric Torarea Morante?“
    „Aufs Wort, Major Silgenja.“

    Es war Abend.  
    Es war in einem Haus in den Vorstädten. Eines jener Häuser, die von außen unauffällig aussehen, sich leicht übersehbar einfügen in die Zeile angrenzender Bauten. Hatte man dieses aber erst einmal betreten, so stellte es sich von innen als eine kleine Festung heraus.
    Auric befand sich allein in einem Raum, der an einen von massiven Mauern begrenzten Innenhof anschloss. Von draußen drangen die Geräusche emsiger Betriebsamkeit an sein Ohr, Scharren, Schritte, Klirren von Metall, die gedämpften Satzmelodien knapper, hin und her fliegender Gesprächsfetzen.
    Auric legte die Gewänder einer Kutte an.
    Diese Gewänder, stellte er dabei fest, waren äußerst praktisch geschnitten. Sie unterschieden sich von der Kleidung, wie sie Kutten trugen, wenn sie Beschäftigungen nachgingen, die weniger Agilität erforderten, dadurch, dass die eigentliche Kutte nur bis zu den Oberschenkeln reichte und darunter eine Hose von weitem Schnitt getragen wurde, die optisch eine Entsprechung zum Bild des lang fallenden Mantels bot aber gleichzeitig größte Bewegungsfreiheit erlaubte. Auch sie war anthrazit gefärbt, wie die gesamte Gewandung, denn ihre Aktion sollte des nachts stattfinden. Er legte diese Kleidungsstücke über Rüstungsteilen aus verstärktem, speziell behandeltem Leder an. Beweglichkeit musste für ihre Aktion Priorität haben.  
    Die Kapuze der Kutte, stellte er fest, wurde durch eine innen in ihr angenähte Mischung zwischen einer Kappe wie sie Mönche trugen und einer Haube an ihrem Platz gehalten. Die Gesichtsmaske saß leicht wie Samt und erlaubte unbeschwertes Atmen.  
    Die Kutte war eine alte Organisation. Und eine, welche umfangreiche Unterstützung des Staates genoss. Sie hatte in der Zeit ihres Bestehens Möglichkeiten gefunden, ihre Ausrüstung zu optimieren.
    Er hängte die Scheide mit seinem Langmesser an den Gürtel, begutachtete die ihm zur Verfügung gestellten Waffen und wählte zusätzlich ein gerades Kurzschwert mit drei Finger breiter Klinge aus.
    Sein Langschwert ließ er an einen Haken gehängt an der Wand zurück. Es war ein seltsames Gefühl, sich ohne die alte vertraute Waffe in eine gefährliche Situation zu begeben. Aber Silgenja hatte gesagt, dass, wenn alles nach Plan lief, keine gewaltsame Konfrontation zu befürchten stand.
    Er atmete durch, sah an sich herab – an der Erscheinung einer Kutte –, schüttelte den Hauch der Befremdung ab und trat durch die Tür in den Innenhof.
    Einundzwanzig weitere Kutten erwarteten ihn dort, alle genauso gekleidet, wie er es nun war, mit Vorbereitungen ihrer Mission beschäftigt. Sechs Kutten, die Mitglieder ihrer eigentlichen Einsatzgruppe legten letzte Hand an das Verstauen der Ausrüstung in an ihre Gewänder angeschnallten Taschen. Die übrigen fünfzehn, ihre Rückendeckung, nahmen bereits die Pferde entgegen, die

Weitere Kostenlose Bücher