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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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zu Eis erstarren ließ.
    Er fand sie in der kleinen angrenzenden Schlafkammer.
    Mit dem Rücken an der Wand entlang auf das Bett herabgesunken. Die Arme zu beiden Seiten fast perfekt symmetrisch gerade und mit offener Handfläche erschlafft. Därme und Blase hatten sich entleert und ihre Gewänder beschmutzt – er kannte den Gestank von den Schlachtfeldern. Ihre aufgerissene Augen eingerahmt von ihrem zerzausten ergrauendem Haar starrten ihn mit leerem Blick an.  
    Die Brust ihres Gewandes war klebrig schimmernd und rot, satt vollgesogen und an den Körper geklatscht von ihrem Blut, das ihren Arterien entströmt war. Von ihrem Blut, das überall hingespritzt war, in fetten Klecksen, in sudelig schlüpfrigen Schlieren und schlampigen, zerplatzten Gestotter feuchtrot verstreuter Tröpfchen. Überall verspritztes Blut. Nicht anders, als es beim Schlachten eines Schweins auch zuging.
    Ihre Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
    Eine Klinge hatte einen abschließenden Strich durch das Fleisch gezogen, das eine heftige, idealistische, ränkemütige, leidenschaftliche Seele mit jugendlichen Idealen, mit vom Alter und der Welt abgewetzter abgebrühter Schläue durch die Welt getragen hatte.
    Vikarin Berunian war tot.

    Die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschnitten.
    Der Anschlag auf ihn. Hatte er selber auch so enden sollen?
    Die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschnitten.
    Er stand da, wie erstarrt vor der Leiche der Vikarin, lief nicht hinaus, um Hilfe zu rufen – was zu spät und vergeblich gewesen wäre –, lief nicht hinaus, um Alarm zu schlagen – was eine angemessene, wahrscheinlich aber auch vergebliche Reaktion gewesen wäre.
    Er stand nur da, wie erstarrt, wusste nicht, wie ihm geschah, ahnte, dass sich etwas tief in den Untergründen seiner Erinnerung und seines Verstandes rührte. Konnte nicht anders als, obwohl eine blutige Leiche vor ihm lag, dem in Versunkenheit nachzuspüren.
    Hätte er auch so enden sollen?
    Nein!
    Es war darum gegangen, mit dem Anschlag auf ihn, eine Botschaft zu senden, eine falsche Spur zu legen. Die Botschaft war nicht sein Tod gewesen sondern der Anschlag auf ihn an sich. Und die Spur zu einen Verdächtigen, Vikar Genarion.
    Denn was wäre geschehen, wenn der Anschlag Erfolg gehabt hätte?
    Er, General Auric Torarea Morante, der Anführer des Feldzugs gegen die Suevaren tot, sein möglicher Nachfolger, Vikar Genarion, verhaftet. Hätte es da nicht jede Menge Unruhe und Aktionismus gegeben? Wäre man da nicht erst recht auf die Idee verfallen, als stille Reserve für den Fall, dass der Feldzug scheiterte, ein Kontingent der Dritten am östlichen Rand der Drachenrücken zu stationieren?
    Genau das war aber durch den Anschlag verhindert worden, das war eines seiner Ziele.
    Also hatte es einen Anschlag auf ihn geben sollen, er durfte aber nicht dabei sterben.
    Man musste verhindern, dass ihn jemand tötete.
    Ein weiteres Erinnerungsbild blitzte in Auric auf, etwas, das während des späteren Anschlags auf Kelams Leben geschehen war, ein Tableau, das sich den verschleierten Tiefen seiner Erinnerung eingeprägt hatte.
    Der Quâ-tsunja, er stand hinter ihm. Nicht ihm zugewandt – den Rücken zu ihm. Zugewandt war er der Gruppe von Aurics ersten Gegnern, die vor dem Pferdekadaver standen. Mit zu beiden Seiten hin ausgebreiteten Klingen. Wie um sie zurückzuhalten.  
    Ihn hatte Panik durchfahren, als er versuchte aus der Reichweite der kurzen Klingen des Quâ-tsunja heraus zu hechten, ihm dabei den Rücken zuwandte, dass eine der Klingen ihn doch erwischen würde. Er hatte diese Angst gar nicht haben müssen. Das Letzte, was der Quâ-tsunja wollte, war ihn zu töten. – Denn der Anschlag galt Kelam, mit Auric hatten sie gar nicht gerechnet. – Der Quâ-tsunja hatte sogar die anderen Attentäter davon abgehalten, ihm auf den Leib zu rücken.
    Zu diesem Zeitpunkt – im Gegensatz zum Zeitpunkt des Anschlags auf Auric, denn der musste echt aussehen – hatte der Quâ-tsunja also gewusst, dass Auric am Leben bleiben musste.
    Als er Kelam zu Hilfe geeilt war, den Anschlag auf ihn zu verhindern, und dann in der Jenemandischen Kapelle zum ersten Mal dem Quâ-tsunja direkt gegenüber gestanden hatte, nahm er im Blick seines Gegenübers etwas wie ein verdutztes Straucheln wahr. Der Schwung der Zwillingsklingen hatte daraufhin seine Achsen gewechselt. Und statt sein Fleisch oder seinen Stahl zu treffen, waren sie in einer geschmeidigen Bewegung scherengleich an seiner Klinge

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