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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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noch die Treppe hochkam, erwischte es ebenfalls. Sie stürzten in wild brüllendem Knäuel übereinander.
    Die Bahn von Aurics Sprung trug ihn geradewegs mit dem Getroffenen auf dieses Knäuel zu. Sein Fuß traf auf irgendetwas, das keinen Halt bot, weil es selber stürzte. Eine weißglühende Schrecksekunde des freien Falls durchbohrte sein Hirn. Weitere Schreie. Sein anderer Fuß trat auf Holzplanken, ungelenk schräg, ohne Halt, rutschte wieder ab – war erneut in der Luft. Sein wild umher greifender Arm fand etwas, seine Hand krallte danach, bekam es zu packen, griff fest zu. Seine Füße, sein Körper sackten abwärts, prallten auf Holz, glitten ab.  
    Hingen mit einem Ruck in der Luft.
    Ein Aufschrei in der Schrecksekunde.
    Ein Scheppern und Krachen, er schwankte, pendelte in der Luft, fiel jedoch nicht mehr, dann ein breiter Teppich von Klirren. Er stieß mit dem zusammen, woran er hing, etwas Metallischem, und ein Hagel von blitzenden Objekten prasselte an ihm vorbei, traf ihn mit einer Salve scharfer Kanten, klirrte in einer glitzernden Kaskade unten auf den Bretterboden.
    Er erkannte, seine Hand hatte im Fall ein Rahmengestell erwischt, etwa eineinhalb mal so groß wie er selber, an dem verschiedene Phanumprodukte zum Austrocknen aufgehängt waren. Sein Aufprall und die heftige Bewegung, in die er das Gestell versetzt hatte, ließen die Phanumformen aus ihren Korbhalterungen rutschen und in die Tiefe purzeln, wo das spröde, nur halbgehärtete Phanum in einer Kristallwolke feinster Splitter zerbarst.
    Über dem hellen Klirren hörte er Stöhnen und Schreien der mit ihm herabgestürzten Angreifer, schräg unter sich. Dann weitere Schreie, polternde Schritte, die über ihm auf den Laufgängen in seine Richtung kamen. Er musste sich beeilen. Von seinen drei ersten Angreifern mit den Zwillingsklingen fehlte jede Spur. Er musste verschwinden, bevor man ihn einkesselte.
    Schon wollte er von dem in seiner Metallhalterung schwankenden Gestell herabspringen, da blickte er am Blitzen einer Klinge entlang in ein bärtiges,von Mordlust gezeichnetes Gesicht. Die Klinge stach nach ihm – gerade noch konnte er ihr durch energisches Pendeln an dem Metallgestell ausweichen. Metallisches Klirren und Schmettern von oben. Ein Blick zeigte ihm auf dem Laufgang einen weiteren Pulk von Angreifern, die mit Waffen nach ihm schlugen und stießen, doch dabei vom Gestänge des Gestells zunächst so behindert wurden, dass sie mit ihren Klingen nicht an ihn herankamen. Sie fluchten deswegen wüst in ihrer ihm unverständlichen Sprache.  
    Sich mit seinem Gewicht gegen das Gestell werfend, brachte er es in heftige Pendelbewegung, um seinen Angreifern einen Treffer zu erschweren, stieß mit dem Schwert nach oben und trat nach unten wild und unkontrolliert mit den Beinen aus. Sein Fuß traf auf Widerstand, ein echter Glückstreffer – ein knurrender Schrei antwortete von unten. Mehr Schreie, diesmal Wut, kein Schmerz: Sein Angreifer unten erhielt Verstärkung. Klingen klirrten, spießten nach ihm. Der Absprung nach unten war ihm versperrt.
    Eine hektische, panische Minute verging, in der Auric, mitten in der Luft an einem Metallgestell hängend, wild zappelnd, sich hin und her schwingend wie ein Affe, versuchte, den tödlichen Klingen von Feinden, die sowohl von oben als auch von unten mit ihren Waffen nach ihm stachen und hackten, zu entgehen. Auric schwang sich an dem Korb herum, mal auf diese, mal auf jene Seite, schlug mit dem Schwert nach oben, nach unten aus, mehr um zurückzudrängen, als dass er wirklich in diesem Gewühl auf das Glück eines Treffers hoffte. Eine Hieb eines Angreifers schlitzte ihm Uniformhose und Wade auf, sein Fuß trat den Haufen von Klingengestocher ungestüm zurück.
    Er kam sich vor wie eine schlachtreife Gans. Sie würden ihn von beiden Seiten her aufspießen, wenn nicht irgendetwas Entscheidendes geschah; es war nur noch eine Frage der Zeit. Sie wurden schon methodischer, knieten sich oben hin, um mit ihren Stichen besser durch die Lücken im Gitterwerk nach ihm zielen zu können. Irgendwann musste eine stochernde Klinge ihn finden. Unten am Boden ein Haufen mordlustiger Gesichter, oben vom Laufgang herab blitzten ihn ebenfalls mordgierige Augenpaare durch das Halbdunkel an.
    Er schwang sich um den Gestellrahmen herum, wieder einmal, um den Klingen zu entgehen, doch dieses eine Mal schaute er dabei hoch, und die veränderte Perspektive offenbarte ihm einen Blick auf die Konstruktion, der ihm bisher

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