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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Vita-Spray mehrfach in die Lösung, während meine schlimmsten Befürchtungen sich zu einer furchtbaren, dunklen Wolke zusammenbrauten. Das Herz pochte mir bis zum Hals. Durch das Okular sah ich die Guarnieri-Körper, die ich inzwischen fürchten gelernt hatte.
    Wheat wußte meinen Gesichtsausdruck sofort zu deuten, als ich zu ihr aufblickte.
    »Nichts Gutes«, sagte sie.
    »Nichts Gutes.« Ich schaltete das Mikroskop aus und ließ meine Maske und die Handschuhe in den infektiösen Müll fallen.
    Die Vita-Sprays aus meinem Büro wurden nach Atlanta geflogen, und die Medien sendeten eine erste Warnung an die Adresse aller, die möglicherweise solch eine Probe erhalten hatten. Der Hersteller hatte eine sofortige Rückrufaktion gestartet, und die internationalen Fluggesellschaften entfernten die Sprays aus den Reisenecessaires, die auf Überseeflügen an Passagiere der Busineß- und der ersten Klasse verteilt wurden. Die Vorstellung, wie weit diese Krankheit verbreitet werden konnte, falls deadoc Hunderte, gar Tausende der Gesichtssprays vergiftet haben sollte, war ungeheuerlich. Möglicherweise stand uns wieder einmal eine weltweite Epidemie bevor.
    Die Konferenz fand um ein Uhr mittags in der FBI Außenstelle in einer Seitenstraße der Staples Mill Road statt. Ein scharfer Wind zerrte an der Staats- und der Bundesflagge an ihren hohen Masten, riß braune Blätter von den Bäumen und ließ den Nachmittag viel kälter erscheinen, als er war. Das Backsteingebäude war neu und besaß einen abhörsicheren Konferenzraum. Er war mit einer Audiovisionsanlage ausgestattet, die es uns ermöglichte, Menschen, die sich ganz woanders befanden, zu sehen, während wir mit ihnen redeten.
    Eine junge Agentin saß am Kopfende des Tisches an einem Schaltpult. Wesley und ich zogen jeder einen Stuhl unter dem Tisch hervor und holten die Mikrofone zu uns heran.
    An den Wänden über uns waren Videomonitore installiert.
    »Wen erwarten wir noch?« fragte Wesley, als der verantwortliche Special Agent, der S.A.C. mit einem dicken Stapel Papiere hereinkam.
    »Miles«, sagte der S.A.C. Das war der Leiter der Gesundheitsbehörde, mein direkter Vorgesetzter. »Und die Küstenwache.« Er warf einen Blick auf seine Unterlagen. »Ein Revierleiter aus Crisfield, Maryland. Wird mit einem Hubschrauber abgeholt. Wenn sie einen von den großen Vögeln nehmen, dauert das bestimmt nicht länger als eine halbe Stunde.«
    Kaum hatte er das gesagt, hörten wir in der Ferne das leise Knattern eines Rotors. Wenige Minuten später donnerte der Jayhawk über uns hinweg und landete auf dem Hubschrauberlandeplatz hinter dem Gebäude. Ich konnte mich nicht erinnern, daß schon jemals ein Seenotrettungshubschrauber der Küstenwache in unserer Stadt gelandet wäre oder sie im Tiefflug überquert hätte. Die Menschen auf der Straße wußten bestimmt nicht, wie ihnen geschah. Chief Martinez trat ein und schlüpfte aus seinem Mantel. Als ich seinen dunkelblauen Armeepullover, seine Uniformhosen und die aufgerollten Landkarten sah, die er bei sich trug, kam mir die Situation noch ernster vor.
    Die Agentin am Schaltpult begann an den Reglern zu drehen, und dann kam mit großen Schritten Commissioner Miles herein und nahm neben mir Platz. Er war ein älterer Mann mit vollem, grauem Haar, das noch widerspenstiger war als die meisten Leute, die unter ihm arbeiteten. Heute stand es büschelweise in alle Himmelsrichtungen ab. Mit ernster und düsterer Miene setzte er eine dicke, schwarze Brille auf.
    »Sie sehen ein wenig angeschlagen aus«, sagte er, während er sich Notizen machte.
    »Das übliche. Die Grippe geht um«, sagte ich.
    »Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mich nicht neben Sie gesetzt.« Das meinte er durchaus ernst.
    »Ich bin nicht mehr ansteckend«, sagte ich, aber er hörte gar nicht zu.
    Überall im Raum leuchteten die Monitore auf, und auf einem davon erkannte ich das Gesicht Colonel Fujitsubos.
    Dann erschien Bret Martin auf einem Bildschirm und sah uns direkt in die Augen.
    Die Agentin am Schaltpult sagte: »Kamera an. Mikro an. Würde bitte mal jemand zählen?«
    »Fünf-vier-drei-zwei-eins«, sagte der S.A.C. in sein Mikro.
    »Wie ist es mit der Lautstärke?«
    »Hier ist es gut«, sagte Fujitsubo aus Frederick, Maryland.
    »Bestens«, sagte Martin aus Atlanta.
    »Dann kann's ja losgehen.« Die Agentin am Schaltpult ließ ihren Blick einmal um den Tisch wandern.
    »Erst einmal möchte ich Sie alle ins Bild setzen«, begann ich.
    »Offenbar grassiert

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