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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor der breiten Brust verschränkt hielten und Draec mit stumpfen Blicken musterten.
    »Eure so wertvolle Eigenschaft, immer im rechten Augenblick aufzutauchen, scheint Euch abhandengekommen zu sein, le Nantres. Vor einigen Stunden hätte ich Euch gebrauchen können.«
    »Bei allem gebührenden Respekt«, erwiderte Draec gedehnt, während er weiter in die Halle trat und beiläufig die Panzerhandschuhe abstreifte, ehe er vor seinem Auftraggeber stehen blieb, »aber mein letzter Befehl lautete, eine bestimmte Tasche auf dem Weg von England abzufangen.«
    »War es vielleicht diese Tasche?« De Mortaine deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf einen Haufen verkohlten Leders, der am Rande eines Tisches vor ihm lag. Draec, den de Mortaine keinen Moment aus den Augen ließ, musterte die versengte Tasche und sah ein wenig verunsichert wieder seinen Auftraggeber an. »Nur zu, werft einen Blick hinein.«
    Da er wusste, was auf keinen Fall in der Tasche sein konnte, hob Draec die Lasche vorsichtig an und schaute kurz hinein. »Ich sehe nichts als alte Lumpen und eine Handvoll Steine. Nur Abfall.«
    »Eine Täuschung, mit der man mich so lange ablenken wollte, bis die Flucht gelang«, zischte de Mortaine. Der giftige Unterton genügte Draec, um sich den Rest der Geschehnisse ausmalen zu können.
    »Demnach ist Kenrick of Clairmont entkommen?«
    »Seine Schwester hat einen Trick angewandt, indem sie sich dieser falschen Tasche bediente«, fauchte de Mortaine und deutete mit seinem langen Zeigefinger auf das verkohlte Leder, so als wünschte er, die kläglichen Überreste würden unter seinem zwingenden Blick zu Asche zerfallen.
    »Ein kluges Ding«, bemerkte Draec und erinnerte sich an den Mut der hübschen blonden Frau, als er ihr in jener Nacht in der Schenke die richtige Ledertasche abgenommen hatte. Eben jene Tasche, deren Inhalt er seither Schriftstück für Schriftstück durchgegangen war, um jede noch so rätselhafte Notiz zu ergründen.
    »Die Kleine ist eine Närrin, wenn sie glaubt, sie habe mich besiegt«, grollte de Mortaine. »Umso mehr, wenn sie und ihr Bruder beabsichtigen, das Wissen, das er sich angeeignet hat, zu nutzen, um die Steine des Kelchs auf eigene Faust zu suchen.«
    »Glaubt Ihr, dass die Clairmonts diese Absicht verfolgen?«
    »Darauf will ich es gar nicht erst ankommen lassen, schon allein deshalb nicht, weil sie sich mit le Chasseur verbündet haben.« De Mortaine nahm einen Schluck aus einem goldenen Gefäß. »Ihr wirkt nicht sonderlich überrascht.«
    Draec hob die Schultern. Es war ohnehin zu spät, Erstaunen vorzutäuschen. Gefasst blieb er stehen und achtete darauf, nichts von seinen Gedanken preiszugeben, während de Mortaine ihn über den Rand des goldenen Bechers hinweg durchdringend ansah. »Braedon ist mehr als wütend auf mich, und wer könnte schon den verlockenden Reichtümern widerstehen, die der Drachenkelch verspricht.«
    »In der Tat«, antwortete de Mortaine langsam, und seine Augen verengten sich gefährlich zu Schlitzen.
    »Es war nur eine Frage der Zeit, bis le Chasseur selbst nach dem Schatz suchen würde«, fügte Draec hinzu. »Wenn mich daran etwas überrascht, dann die Tatsache, dass er noch lebt. Immerhin hatten wir ihm in jener Nacht übel mitgespielt.«
    »Entdecke ich da einen Anflug von Mitgefühl für einen alten Freund, le Nantres?«
    »Keineswegs«, entgegnete Draec wahrheitsgemäß.
    »Sehr gut. Denn diesmal möchte ich ihn tot sehen – ich will sie alle drei sterben sehen.«
    Obgleich ihm der Sinn nicht nach Mord stand, nahm Draec den Befehl mit einem grimmigen Nicken entgegen. Er war es gewohnt, seine todbringende Klinge auf dem Schlachtfeld zu schwingen, hatte aber Skrupel, einem anderen Menschen das Schwert kaltblütig ins Herz zu stoßen. Und nun sollte er nicht nur eine Frau töten, sondern auch den Mann, der mit ihm in manchen Kampf geritten war und ihn mehr als einmal vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
    Er verspürte nicht den Wunsch, Braedon le Chasseur umzubringen … , aber er würde es tun, sollte sein ehemaliger Freund so dumm sein, sich ihm bei der Suche nach dem Schatz in den Weg zu stellen. Wenn der Drachenkelch wirklich hielt, was die Legenden versprachen – Unsterblichkeit und unermessliche Macht – , dann beabsichtigte auch Draec le Nantres, sich diesen Schatz zu sichern. Silas de Mortaine lehnte sich in dem verzierten Lehnstuhl zurück und befahl einem zitternden Pagen, ihm noch mehr Wein zu bringen. »Glaubt Ihr, sie haben schon

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