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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gesagt, als er beteuerte, er habe Ariana nicht verführen wollen. Es war wirklich nicht seine Absicht gewesen. Tatsächlich hatte er sie aus einem weitaus unangenehmeren Grund aufgesucht.
    Er wollte sich von ihr verabschieden.
    Am Morgen würde er aufbrechen, um Calasaar zu suchen, den Stein des Lichts aus dem Drachenkelch. Er durfte nichts unversucht lassen, um dem Irrsinn Einhalt zu gebieten, den der Schatz bereits entfesselt hatte. Wenn er schon ansonsten nichts Bedeutendes in diesem Leben zustande brachte, so doch wenigstens das.
    Und als er sie – jetzt ruhiger und zärtlicher – erneut in dem alten Heiligtum des Beckens liebte, jeden ihrer wonnevoll gehauchten Seufzer in sich aufnahm und Ariana mit Ehrerbietung verwöhnte, gelobte er, sie in jede nur erdenkliche Ekstase zu versetzen und die ihnen noch verbleibenden Stunden mit nichts anderem als mit Freude zu erfüllen. Er liebte sie, als wäre es das erste Mal – dabei sollte es das letzte sein. Der Morgen würde früh genug anbrechen – jener Tag der Abrechnung, der ihn sein ganzes verfluchtes Leben lang schon verfolgt hatte.

21
    Er war fort.
    Ariana spürte es, noch ehe sie Stunden später allein in ihrer Kammer erwachte. Braedon hatte sie auf ihr Lager getragen und mit nicht enden wollenden Liebesspielen verwöhnt, bis sie sich befriedigt im Delirium gewähnt hatte. Nun bohrte sich der Schmerz wie eine weißglühende Spitze in ihr Herz, als sie sich in dem Bett aufsetzte, das sie die Nacht zuvor noch geteilt hatten und dessen Laken von einer nicht nachlassenden Leidenschaft zerwühlt waren.
    Braedon hatte sie mit größter Hingabe geliebt, und jetzt war er fort. Hastig kleidete sie sich an, eilte aus der Kammer und redete sich ein, ihn gewiss irgendwo in der Höhle doch noch zu finden. Sie hoffte, dass die Furcht, die an ihrem Herzen nagte, unbegründet war.
    Doch die Wirklichkeit war unerbittlich. All ihre Hoffnungen und Gebete waren nutzlos. Als sie durch die labyrinthartig verzweigten Gänge hastete, immer wieder in leere Kammern schaute und Braedons Namen rief, erhielt sie keine Antwort. Kein Wunsch war stark genug, um Braedon vor ihr erscheinen zu lassen. Und auch ihre tief empfundene Liebe – so selbstlos sie auch sein mochte – hatte ihn nicht halten können, da eine stärkere Macht von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Seine Ehre.
    Was war sie nur für eine Närrin gewesen, sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm auszumalen! Und ihre Pläne, mit ihm fortzulaufen oder gemeinsam in den Höhlen unterzutauchen, abgeschieden vom Rest der Welt? All die Vorhaben hätten ihn zu einem Leben in den Schatten gezwungen, das sich nicht von seinem früheren Dasein unterschied. Die ganze Zeit hatte er zugelassen, dass sie sich ihren flüchtigen Träumereien hingab, obgleich er bereits gewusst hatte, dass er ihr ihre sehnlichsten Wünsche nie würde erfüllen können.
    Besonders hart traf sie die Erkenntnis, dass jedes einzelne Wort, das sie gesagt hatte, ernst gemeint gewesen war. Sie hätte sich von ihrem Zuhause und von allen Menschen losgesagt, die sie kannte. Alles hätte sie hinter sich gelassen, selbst ihren Bruder, wenn sie dadurch mit Braedon hätte zusammen sein können.
    Die Tränen, die ihr schon beim Erwachen in den Augen gebrannt hatten, brachen sich endlich Bahn, als sie seine leere Kammer fand und realisierte, dass sie ihn für immer verloren hatte. Mit zitternden Knien trat sie über die Schwelle, und ihr leises Schluchzen hallte von den Felswänden wider. Sein Bett war unbenutzt, sein Schwert und den Beutel mit den wenigen Habseligkeiten hatte er mitgenommen.
    »Verflucht seist du, Braedon«, wisperte sie in die Stille hinein, dabei war sie es doch, die den Vorwurf verdient hatte. Sie war die Närrin, die sich gewünscht hatte, er möge noch da sein, die darauf vertraut hatte, dass er sie womöglich so sehr liebe, dass er sie mitnehmen würde, ganz gleich, wohin das Schicksal ihn führen und was immer ihnen bevorstehen würde. Dabei hätte sie doch wissen müssen, welch tiefen Kummer ihr dieser Morgen bescheren würde. Er hatte sie verlassen, und Peg hatte sie bereits an jenem Tag davor gewarnt, als sie Braedon zum ersten Mal begegnet war.
    Von Zorn und Schmerz gleichermaßen getrieben machte Ariana auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem leeren Raum.
    Sie eilte zu Kenricks Quartier, das nicht weit entfernt in demselben Gang lag, und fand ihren Bruder bereits angekleidet vor. Er hockte auf dem fest gestampften Boden des Höhlenraums und hielt ein

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