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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Rücken. Er war auf der Stelle tot.
    Mit einem Tritt entledigte die Frau sich der schlaffen Hand an ihrem Fuß und kroch näher an die Fässer. Ihr Atem kam flach und stoßweise. Braedon schob sein Schwert in die Scheide zurück, bevor er die Hand nach der Frau ausstreckte.
    »Seid Ihr verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er sah, dass sie stark zitterte und ihr Gesicht aschfahl war. Unter dem schräg sitzenden Hütchen stachen ihre vor Schreck geweiteten blauen Augen hervor, ihr Blick war glasig. Das feine, gekräuselte Seidentuch, das den dicken blonden Haarknoten am Hinterkopf gehalten hatte, war in dem Kampf gerissen. Jetzt ringelten sich einzelne seidige Locken an ihrem Nacken hinab. Sie war sichtlich erschöpft, und gemessen an ihrem bleichen Gesicht bezweifelte er, dass sie ohne seine Hilfe würde aufstehen können.
    »Kommt«, stieß er schroff hervor und schob ihr die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, um sie vor dem Schneeregen zu schützen. »Es ist vorüber. Machen wir, dass wir fortkommen.«
    Sie nahm seine Hand, und schweigend ließen sie das Blutbad auf dem Kai hinter sich. Braedon begleitete sie zurück zur Straße und bog mit ihr um eine Hausecke, hinter der das Portal einer alten Kirche aufragte.
    »Wohin gehen wir? Bitte – wo bringt Ihr mich hin?«
    »Zur Brücke«, erklärte er und deutete auf einen steinernen Torbogen vor ihnen. Schwere Ketten hingen zwischen zwei Holzpfosten und markierten die Grenze, an der Londons Einfluss endete und die Gerichtsbarkeit der mächtigen Kaufmannsgilde von London Bridge begann. »Es wäre besser, wenn Ihr die kommenden Stunden außerhalb der Innenstadt verbringen würdet, falls weitere Männer aus Ferrands Mannschaft nach Euch suchen.«
    Jenseits des großen grauen Schlagbaums verlief eine Straße hoch über der Themse, die von nicht weniger als zwei Dutzend steinernen Bögen verschiedener Größe getragen wurde, die die ganze Breite des aufgewühlten braunen Flusses überspannten. Mit den eng aneinanderstehenden Geschäften, Wohnhäusern und kleinen Kapellen war London Bridge wie ein belebter Arm aus Stein und Holz, der London mit Southwark verband, jenem heruntergekommenen Viertel am anderen Themseufer. Für gewöhnlich drängten sich auf der Brücke Karren, Menschen und streunende Tiere, aber wegen des unfreundlichen Wetters war die zwölf Fuß breite Straße jenseits des Schlagbaums beinahe verlassen.
    Ein Wächter forderte sie auf, stehen zu bleiben und den Zoll zu entrichten. Braedon löste den Lederbeutel, den er Ferrand abgenommen hatte, von seinem Schwertgehenk und spürte die anklagenden Blicke der jungen Frau auf sich.
    »Das ist meine Börse«, sagte sie. »Das ist mein Geld in dem Beutel. Ferrand hat es mir gestohlen.«
    Braedon schnaubte, war aber nicht gewillt, seine Beute abzugeben. Seiner Meinung nach entsprach die Summe genau der, die Ferrand ihm für seine geleisteten Dienste schuldig geblieben war. Ganz zu schweigen davon, dass die edle Dame ihm zu Dank verpflichtet war, weil er sie aus den Fängen des widerwärtigen Hurenbocks und seiner Handlanger befreit hatte. Er missachtete den schmollenden Blick der jungen Frau an seiner Seite, griff in die Lederbörse und holte die Münzen hervor, die für die Überquerung der Brücke bezahlt werden mussten. Schnell gingen sie unter den hohen Torbogen hinter dem Schlagbaum und waren augenblicklich vor dem Schneeregen geschützt.
    »Wie ist Euer Name, Madame?«, erkundigte sich Braedon, als sie den dunklen Bogengang im Eingangsbereich durchschritten. Einen langen Augenblick waren nur der Widerhall ihrer Schritte auf den Pflastersteinen und das Rauschen des Wassers unter ihnen zu hören.
    »Ariana«, erwiderte sie, doch der Name kam ihr nur zögerlich über die Lippen, als habe sie Angst, zu viel von sich preiszugeben. »Lady Ariana of Clairmont.«
    Von Clairmont hatte Braedon noch nie etwas gehört, aber an der eleganten Ausdrucksweise der Dame hatte er schon gemerkt, dass sie aus gutem Hause stammen musste. Er war sich sicher, dass sie nicht aus London oder einer der umliegenden Ortschaften stammte. Dann wäre sie ihm längst einmal begegnet, und ein so hübsches Gesicht wie das ihre hätte er gewiss nicht so schnell vergessen.
    Nein, auch nach allem, was er hatte durchmachen müssen, war ihm der Sinn für das Schöne noch nicht abhandengekommen. Er hatte die besseren Zeiten nicht vergessen, und bisweilen schwelgte er in angenehmen Erinnerungen an ein Leben, das reich an schönen Dingen gewesen

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