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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nahm er das matte Dämmerlicht des anbrechenden Morgens wahr, das allmählich in die Höhle kroch. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wir sollten aufbrechen, bevor es hell wird.«
    Sie schaute auf, und ein schwacher Hoffnungsschimmer erhellte ihre müden Augen. »Werdet Ihr mich nach Rouen bringen?«
    Er nickte vage, wollte ihr keine klare Antwort geben, da er sie ansonsten belügen würde. Bis zur Küste – und einer sicheren Überfahrt nach England – waren es nur wenige Tagesritte. »Zieht Euch an und legt die Decken zusammen«, forderte er sie auf. »Ich kümmere mich um den Rest.«
    Ariana widersprach nicht. Sie war mittlerweile zu erschöpft. Sie zog das Kleid über die Tunika, packte die wenigen Sachen zusammen und lud sie auf die Pferde. Mit einem Anflug von Reue schaute Braedon auf die Unterlagen ihres Bruders, dann sammelte er sämtliche Schriftstücke vom Boden auf und steckte sie in die Tasche, die er sich um die Schulter hängte.
    »Haben wir alles?«, fragte Ariana unweit des Höhleneingangs, der noch in kaltes Mondlicht getaucht war.
    Braedon nickte und trat an das glühende Feuer. Mit der Stiefelspitze schob er Sand auf das noch schwelende Holz, löschte die letzte Glut … und versteckte die Asche einer Pergamentkarte unter Qualm und Staub.
    Genau die Karte, die er gerade heimlich an sich genommen und verbrannt hatte, als Ariana mit dem Packen ihrer Sachen beschäftigt gewesen war.
    »Ja«, sagte er und verließ die Höhle, die nun in Finsternis gehüllt war. »Das ist alles, Mylady.«

11
    Sie ritten zwei Tage und legten nur kurze Pausen ein, um sich und den Pferden ein wenig Ruhe zu gönnen. Braedon führte sie zumeist im Schutz der Wälder durch die schneebedeckten Landstriche, da er wusste, dass zwei Reiter auf den Wegen und offenen Feldern nur allzu leicht auszumachen wären. Das Vorankommen in den Wäldern war mühsam, aber Ariana hatte seine Entscheidung ohne Murren akzeptiert. Erst am dritten Tag zeigte sie bei Einbruch der Dunkelheit unmissverständliche Anzeichen der Erschöpfung. Mit hängenden Schultern saß sie im Sattel und taumelte, wenn der Weg uneben wurde. Sie hatte kaum noch die Kraft, die Zügel festzuhalten. Als die Sonne unterging, frischte der Wind merklich auf und fuhr durch das kahle Geäst der alten Bäume. Braedon warf Ariana einen Blick über die Schulter zu und sah, dass sie fror. Um sich gegen die kalte Winterluft zu schützen, zog sie die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht.
    Der Tag endete bitterkalt und stürmisch. Eiskristalle glitzerten auf den nackten Zweigen der dürren Bäume, in deren Schutz sie entlangritten. Für die Pferde wurde es gefährlich, wenn der Schnee auf dem Boden an manchen Stellen gefroren war oder Senken und Furchen sich unter einer unberührten weißen Schneedecke verbargen. Braedon ritt einige Längen voraus und folgte der Biegung eines Erdwalls an der linken Seite des Weges, aus dessen hartem Boden überfrorener Stechginster und Adlerfarn ragten. Vorsichtig lenkte er seinen Hengst über das gefrorene Terrain und schaute immer wieder zurück, um sich zu vergewissern, dass Arianas müdes Pferd nicht fehltrat.
    »Wir machen bald eine Rast«, munterte er sie auf, hoffte aber, noch eine weitere Stunde reiten zu können, um dann im Schutz der Dunkelheit ein Lager aufzuschlagen. Das Waldgebiet behagte ihm nicht sonderlich. Aber sein Gefühl resultierte nicht daraus, dass sie mittlerweile ihm vertrauten Boden betreten hatten, sondern aus einer unbestimmten Vorahnung, die ihm ein beunruhigendes Prickeln verursachte.
    Der Landstrich um Amiens mit dem dichten Waldstück und den Wiesen, die sich in alle Richtungen erstreckten, barg so manche Erinnerung. Nicht weit von ihrem Pfad entfernt lagen die Besitztümer seines ehrwürdigen, aber längst verstorbenen Vaters.
    Als Junge hatte Braedon in den Wäldern gespielt, war durch das Unterholz gestürmt und hatte in kindlichem Eifer mit seinen Freunden von benachbarten Landgütern Kämpfe und Gefechte nachgespielt. Hier war er mit seinem Vater gelegentlich auf die Jagd gegangen, und in diesem Wald hatte er auch an einem kühlen Herbsttag mit knapp zehn Jahren die Waffe gegen seinen Vater erhoben …
    Nein, er war damals nicht kaltblütig gewesen, wie er sich mit einem Anflug von Belustigung erinnerte, sondern einfach nur furchtbar wütend, ja beinah halb verrückt. Vermutlich hätte sein Vater genau dieses blutige Ende verdient gehabt. Wenn schon nicht wegen der grausamen Tat an jenem Tag tief im

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