Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin
am Boden liegenden Kämpfer dar. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen sank das Pferd auf die Hinterbeine und schlug mit den Vorderhufen hart auf den Boden.
Ohne einen weiteren Gedanken an Braedons Befehl oder ihr eigenes Wohl zu verschwenden, raffte Ariana die Röcke und eilte Braedon über den gefrorenen Pfad zu Hilfe. Doch zuallererst musste sie das Pferd befreien. Laut wiehernd und die Hufe durch die Luft schlagend hätte es Ariana beinahe getroffen, als sie sich ihm näherte.
Braedon musste ihre Absicht geahnt haben. »Ariana, lauft! Zum Teufel, macht, dass Ihr wegkommt, Frau!«, rief er über das laute Knurren der Bestie hinweg.
Sie ging nicht auf seine Worte ein und hatte auch nicht die Absicht, auf ihn zu hören. Mit weit ausgestreckten Armen, um dem Pferd zu zeigen, dass sie ihm kein Leid zufügen wollte, näherte sie sich dem scheuenden Tier und versuchte es zu beruhigen. Im nächsten Augenblick bekam sie die verhedderten Zügel zu fassen. Mit sicherer Hand holte sie ein Messer aus Braedons Satteltasche und trennte das Pferd von seiner Fessel. Sofort riss es den Kopf herum, kam schnaubend auf die Beine und galoppierte in den Schutz der Bäume.
Hinter Ariana, auf dem blutbefleckten, zerwühlten Waldboden, drückte das höllische Untier Braedon zu Boden. Mit den gesträubten Haaren an Nacken und Rücken und dem enormen Kopf und kraftvollen Körperbau wirkte es größer, als es ohnehin schon war. Als Braedon in seiner Not nach seinem Schwert tastete, das jedoch zu weit von ihm entfernt lag, beäugte der Wolf Braedons bloßen Hals mit einem hämischen Funkeln in den blassgrauen Augen.
»Oh Gott, nein!« Ariana spürte den kalten Griff des Messers in ihrer Handfläche und umfasste ihn fester. Sie wusste sofort, was sie zu tun hatte.
»Ariana, flieht! Ihr ahnt ja nicht … «
Aber sie näherte sich bereits dem massigen Rücken des Wolfes, holte weit aus und stieß ihm die Klinge in die Seite. Das Tier brach in Schmerzensgeheul aus und ließ zu Arianas Erleichterung von Braedon ab.
»Verschwindet, Ariana!«
Doch sie blieb an Ort und Stelle, bereit, ein weiteres Mal zuzustechen. Als der Wolf seinen großen Kopf herumriss und Ariana mit schaumtriefenden Lefzen anstarrte, veränderte sich der Tonfall seines Knurrens. Auch die eben noch wolfähnlichen, schreckgeweiteten Pupillen schienen sich in zornerfüllte, menschliche Augen zu verwandeln.
Nein, das kann nicht sein, dachte Ariana, als sie die unheimliche Veränderung bemerkte.
Die Bestie, die den Blick auf sie geheftet hatte, war weder Mensch noch Tier.
»Ariana!«, rief Braedon ihr zu und hielt den Wolf umklammert, als dieser sich auf sie stürzen wollte. »Um Gottes willen, lauft!«
Wie benommen trat sie einen Schritt zurück, aber ihre Beine schienen ihr nicht mehr zu gehorchen. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass der Wolf kein gewöhnliches wildes Tier war. In ihrer Angst glaubte sie zu wissen, was für einem Geschöpf sie und Braedon gegenüberstanden. Während sie das große Tier anstarrte, erstaunt und zu keiner Regung fähig, begann das Fell des schwarzen Wolfes zu zucken wie bei einem Hund, der sich Wasser aus dem Fell schüttelt.
Das Tier entwand sich Braedons festem Griff, als bestünde er aus Luft, wuchs schließlich in die Höhe, wurde immer größer und größer und verwandelte sich schließlich vor Arianas Augen in eine andere Gestalt.
Sowie sich die Illusion des Wolfes aufgelöst hatte, stand dort, nur wenige Schritte von ihr entfernt, ein hünenhafter, hässlicher Ritter mit einer blutenden Wunde, dessen grobe Züge zu einem Ausdruck offener Bosheit verzerrt waren. Seine Kleidung war von dem Kampf mit Braedon zerrissen, seinen Atem stieß er zwischen den geschwollenen Lippen hervor. An der Seite trug er ein Schwert, dessen verzierter Drachenknauf silbern glomm, als der Mann die Waffe hob, um Ariana anzugreifen.
Doch dazu sollte es nicht kommen.
Ehe er noch einen Schritt machen konnte, war Braedon wieder auf den Beinen und bückte sich nach seinem Schwert. Bewaffnet ging er auf den Mann los und verwickelte ihn in einen wilden Kampf, in dem Schwert auf Schwert traf. Vor Furcht erstarrt sah Ariana zu, wie Braedon und der Gestaltwandler nur wenige Schritte von ihr entfernt fochten. Sie wollte helfen, aber es gab nichts mehr für sie zu tun. Bei jedem Hieb hallte das Klirren der Klingen durch den einsamen Wald, der zertretene, nunmehr matschige Schnee zu Füßen der Gegner wurde mit Blut getränkt.
Braedon musste einen weiteren
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