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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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hier einen Augenblick warten können?«
    Müde hob sie den Kopf, doch neuerliche Furcht lag in ihrem Blick. »Wohin gehst du?«
    »Ich muss den Schatz holen, der uns hergeführt hat«, sprach er und streichelte ihr sanft über die Wange. »Außerdem sollte ich Rand helfen, die Leichen wegzuschaffen.«
    »Ja, gewiss«, erwiderte sie leise und nickte.
    Langsam vermochte sie wieder klar zu denken, doch sie fühlte sich immer noch kraftlos. Eine innere Stimme meldete sich warnend zu Gehör, als Haven in Kenricks ernste blaue Augen sah. Sie ahnte, dass ihr dornenreicher Weg noch nicht vorüber war, auch wenn sie heute einen Sieg davongetragen hatten. Mochten sie die Gestaltwandler diesmal vernichtet haben, bald würden ihr weitere nachjagen. Ein Clanmitglied würde das andere ablösen, solange die Gestaltwandler für Silas de Mortaine arbeiteten – solange sie aufgrund ihrer Liebe zu Kenrick of Clairmont ein Schattendasein führte.
    Kenrick kniete neben ihr im weichen Gras des Kapellenhügels. »Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du wirkst so blass.«
    Haven begegnete seiner Besorgnis mit einem Lächeln und zwang sich, sich aufzurichten. Auch dies verdankte sie ihrer Zauberkraft, denn im Innern fühlte sie sich furchtbar schwach und vermochte sich in dieser sitzenden Stellung kaum zu halten. »Mir geht es gut, wirklich. Das Trugbild war schwierig und hat mich ermüdet, das ist alles.«
    Er sah sie mit gerunzelter Stirn an und schien von ihren Worten nicht überzeugt zu sein. »Ich bin gleich zurück. Warte hier auf mich.«
    Sie nickte und sah ihm mit einer Mischung aus Sorge und Erleichterung nach, als er aufstand und der Kapelle zustrebte.

34
    Er rechnete fest damit, dass Rand schon damit begonnen hatte, die toten Gestaltwandler fortzuschaffen, da es töricht wäre, Spuren des Kampfes zu hinterlassen. Pilger oder die Mönche aus der Abtei würden im Laufe des Tages gewiss auf den Tor kommen. Doch als Kenrick den dunklen Gang in der Kapelle entlangschritt, sah er, dass die Leichen noch genau dort lagen, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Sein Freund aber war nirgendwo zu entdecken.
    Schon war er im Begriff, nach ihm zu rufen, als Rand plötzlich aus der Sakristei trat. In seinen Händen hielt er die goldene Schale des Kelchschatzes. Erst jetzt schien er zu bemerken, dass Kenrick vor ihm stand, und hob ruckartig den Kopf.
    »Du hast ihn dort stehen lassen«, sagte er beinahe anklagend. »Calasaar war allein schon bemerkenswert, aber zusammen mit diesem zweiten Kelch … «
    »Vorimasaar«, sagte Kenrick und fing den Blick seines alten Gefährten ein. »Der Stein, den wir heute gefunden haben, heißt Vorimasaar – der Stein des Glaubens.«
    »Die beiden Schalen sind zu einer verschmolzen?«
    Kenrick nickte. »Sie haben sich gegenseitig mit einer Kraft angezogen, der kein Mensch zu widerstehen vermochte. Die Macht des Drachenkelchs nimmt zu, sobald ein neuer Stein gefunden wird.«
    »Erstaunlich«, sagte Rand halblaut.
    Andächtig drehte er den Kelch und beobachtete, wie die beiden Steine das matte Licht der Fackeln einfingen, die an den Wänden hingen. Weiße und rote Lichtstrahlen huschten über sein Gesicht und beleuchteten Züge, die eher von Verbitterung als von Bewunderung gekennzeichnet waren. Als er zu sprechen anhob, lag eine grimmige Entschlossenheit in seiner Stimme.
    »Wenn wir die Pferde antreiben und den ganzen Tag und die Nacht durchreiten, könnten wir bis morgen die Westküste erreichen. Wir sind schneller, wenn wir segeln, daher nehmen wir ein Boot, sobald wir dort sind. Und dann machen wir uns nach Schottland auf, ehe le Nantres oder de Mortaine überhaupt ahnen, dass wir in Glastonbury waren.« Er hielt inne und ließ sich für einen Augenblick von dem neu zusammengefügten Gefäß verzaubern, das aus Calasaar und Vorimasaar entstanden war, ehe er Kenrick ansah. »Was sagst du, Heiliger?«
    »Ein guter Plan«, stimmte Kenrick zu. »Da wäre nur eins.«
    »Was denn?«
    »Haven.«
    Rands Miene verdüsterte sich. »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist von den Anstrengungen zu stark geschwächt, zumal sie ohnehin in letzter Zeit viel durchgemacht hat. Zwar gibt sie sich stark, aber ich weiß, wie es wirklich um sie steht. Den langen Ritt wird sie niemals durchhalten.«
    Rand gab einen unwirschen Laut von sich. »Mir war nicht bewusst, dass sie uns begleiten soll.« Sein Blick war hart. »Sie ist eine Gestaltwandlerin, mein Freund. Du hast selbst erlebt, zu was für Untaten die Abgesandten ihres Clans fähig

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