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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Klang von Metall, Zaumzeug und Brustharnischen wahr. Schon stieg ihr der Blutgeruch des bevorstehenden Kampfes in die Nase. Gewiss war, dass an diesem Tag viel Blut vergossen werden würde. Nicht nur ihr eigenes, sondern auch das von Kenrick und Randwulf.
    Zorn erfasste sie bei diesem Gedanken. Ihre Wut tobte wie ein Sturm in ihr und vermischte sich mit der Zauberkraft, die zu neuem Leben erwachte. Nun rief sie ihren Zauber gleichsam herbei und sammelte ihre ganze Kraft, während sie den von Fackeln erleuchteten Mittelgang der Kapelle entlangschritt.
    Sie war eine Gestaltwandlerin und entstammte einer altehrwürdigen Linie anavrinischer Könige und Zauberer – und die Kühnheit, die sie nun in ihr Herz gelassen hatte, ließ sie zu einer gefährlichen Gegnerin werden.
    Ihre Finger schlossen sich fest um Kenricks Schwertknauf, während sie all ihre Sinne für ihre Verwandlung schärfte.
    Geschwind ging sie im Geiste die Bilder durch, suchte nach der geeigneten Form, bis sie die Gestalt, die sie anstrebte, deutlich vor Augen hatte. Ein Prickeln lief über ihre Haut, als der Wandel einsetzte. Sie spürte, wie ihr ganzer Leib zu einer schillernden Silhouette wurde und allmählich die Gestalt eines anderen Menschen annahm.
    Eine derart schwierige Verwandlung konnten nur wenige Gestaltwandler vollbringen, und sie war sich auch gar nicht sicher, ob ihr der Zauber gelingen würde, jetzt, da sie zu einem Schattendasein verdammt war. Aber Haven drängte ihre Zweifel beiseite und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Körper, für den sie sich entschieden hatte. Wie von Geisterhand nahm sie die neue Erscheinungsform an, die sich ihrem Leib wie ein Schleier anpasste.
    Es kostete sie viel Kraft, die Erscheinung beizubehalten, während sie sich dem Ausgang der Kapelle näherte. Doch in diesem Augenblick hörte sie, wie die Gestaltwandler, die hinter ihr her waren, die schwere Tür von außen aufdrückten und sich anschickten, den heiligen Ort zu betreten.
    Plötzlich merkte sie, dass jemand hinter ihr war, da sie auf dem Kachelboden Schritte hörte.
    Kenrick.
    Er und Rand waren ihr aus dem Inneren der Kapelle gefolgt.
    Ehe einer der beiden Männer seinem Erstaunen Ausdruck verleihen konnte, wirbelte Haven auf dem Absatz herum und zwang Kenrick mit der Spitze seines eigenen Schwerts, stehen zu bleiben.
    »Keinen Schritt weiter«, warnte sie ihn mit einer tiefen Stimme, die nicht zu ihr zu gehören schien. Sie sah, wie Kenrick versuchte, sich die plötzliche Anwesenheit des Feindes zu erklären, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. »Ihr müsst das tun, was ich euch sage. Vertraut mir.«
    Erst jetzt schien er zu begreifen, wer dort vor ihm stand, denn er erkannte das Schwert, das sie auf ihn richtete. Als sich sein Freund anschickte, ihn zu verteidigen, bedeutete ihm Kenrick mit einem kurzen Blick, die Waffe nicht gegen Haven zu erheben. Mit wenigen Schritten glitt Rand wieder in das Halbdunkel des Korridors und entzog sich den Blicken der Eindringlinge, die gerade hinter Haven erschienen.
    »Ausgezeichnet«, sagte sie gedehnt und bedachte die vier Gestaltwandler, die mit einem finsteren Blick auf der Schwelle stehen blieben. »Einen Augenblick später, und Clairmont wäre mit dem Kelchstein und eurer Beute entkommen.«
    »Le Nantres«, staunte einer der vier Männer und heftete seinen dunklen Blick auf das Trugbild, das Haven nur mit Mühe aufrechterhalten konnte. »Seid Ihr allein hierhergekommen?«
    »Zwei von euch haben mich begleitet.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    Das Trugbild des dunkelhaarigen Ritters zuckte gleichgültig die Schultern. »Sie waren unachtsam. Erstaunlich, was die bloße Berührung des Kelchsteins aus euch Gestaltwandlern macht. Ihr findet ihre Asche in der Kapelle.«
    Einer der vier Gestaltwandler sog die Luft durch flirrende Nasenflügel ein. »Aber hier ist noch etwas anderes. Ein Schatten«, zischte er und wandte sich seinen Gefährten zu. »Ich kann sie riechen.«
    Ein Kribbeln lief Haven über die Kopfhaut, und eine aufkeimende Furcht beschlich sie. Wie lange wäre sie in der Lage, diese Verwandlung durchzuhalten? Ihre Vorahnung machte es ihr schwer, ihrer Zaubergestalt die erforderliche Form zu verleihen. Schon spürte sie, wie ihre Haut wieder von dem Prickeln erfasst wurde, das die Verwandlung ankündigte, und nahm all ihre Kraft zusammen, das Trugbild weiter aufrechtzuerhalten.
    Havens Schweigen schien die Zweifel des Wortführers noch zu nähren, denn seine bösen, kalten Augen verengten

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