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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Ariana wandte sich ihr mit einem mitfühlenden Blick zu. Doch anstatt Trost in dem milden Lächeln der blonden Frau zu finden, verspürte Haven Angst. Mochte ihr Erinnerungsvermögen auch unvollkommen sein, eine Drohung wusste sie immer noch herauszuhören.
    »Unter Eurer Beobachtung?«, wiederholte sie und sah zornig zur Tür hinüber.
    »Aye«, entgegnete er leichthin. »Hier auf Clairmont Castle.«
    Dem Ausdruck seiner Stimme nach zu urteilen bedurfte die Angelegenheit offenbar keiner weiteren Erklärung. Haven glaubte zu wissen, dass er keine Fragen duldete und von ihr verlangte, sich seinem Willen zu unterwerfen.
    Was für ein herrisches Gehabe – und welcher Hochmut!
    Haven versuchte, sich von der Matratze hochzudrücken, sank jedoch gleich wieder in die Kissen zurück, als ihr ein quälender Schmerz die Luft nahm. Erschöpft blieb sie liegen und wagte sich nicht zu bewegen, obwohl ihr Zorn heiß und unnachgiebig in ihr aufflammte und Taten forderte. Lady Ariana legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie besorgt an.
    Kenrick, der immer noch an der Tür verharrte, sprach kein Wort. Er sah nur zum Bett hinüber, mit jenem abschätzenden, beunruhigenden Blick, der ihr beinahe Angst einjagte. Stolz regte sich in ihr, ein Gefühl des Trotzes, angefacht durch die Erkenntnis, dass sie diesem strengen Ritter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war – zumindest jetzt noch. Oh, hätte sie nur ein wenig mehr Kraft, sie hätte sich wutentbrannt auf ihn gestürzt, das wusste sie. Er schien ihren Zorn zu spüren, vielleicht auch ihre Absicht, aber all das kümmerte ihn offenbar nicht im Geringsten.
    Als sie ihre Stimme endlich wiedergefunden hatte, kam sie nicht über ein schwaches Flüstern hinaus, und das ärgerte sie. »Also gut. Gedenkt Ihr mich hier als Euren Gast oder als Eure Gefangene anzusehen?«
    »Das liegt ganz allein bei Euch.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ das Gemach. Hilflos und geschwächt blieb Haven zurück, von nagender Wut erfasst.
    Hoffentlich nicht mehr lange, dachte sie und war sich sicherer denn je, dass ihr Überleben von der Flucht aus diesen Mauern abhing.

5
    »Hat die Frau deinen Verdacht bestätigt, wer hinter dem Angriff auf Greycliff Castle steckt?«
    Kenrick nahm den Blick von den Aufzeichnungen, die auf seinem Schreibpult lagen. Sein Schwager, Braedon le Chasseur, hatte es sich in einem Lehnstuhl neben dem großen gemauerten Kamin des Turmgemachs gemütlich gemacht und sah Kenrick mit seinen grauen Augen an. Er hatte die dunklen Brauen zusammengezogen; das tiefschwarze Haar fiel ihm lang über die Schultern.
    Mit den Gedanken noch halb bei der Arbeit, die er vor sich ausgebreitet hatte, schüttelte Kenrick den Kopf. Seine Miene verdüsterte sich. »Nein. Sie behauptet, sich an kaum etwas erinnern zu können.«
    »Heftiges Fieber trübt häufig die Erinnerung eines Menschen. Ich habe das schon mehr als einmal erlebt.«
    Kenrick gab einen Laut des Unmuts von sich, denn er wollte sich nicht damit zufriedengeben, obwohl er doch wusste, dass sein Schwager recht hatte. »Irgendetwas verschweigt sie mir. Ich sehe es in ihrem Blick. Sie schwört, mir die Wahrheit zu sagen … aber ich habe da so meine Zweifel.«
    »Vielleicht erzählt sie nichts, weil sie Angst hat.« Braedon musterte ihn mit wissender Miene. »Angst vor dir, Schwager.«
    »Vor mir?«, stieß Kenrick ungläubig aus. »Sie hat aber gar keinen Grund, sich vor mir zu fürchten. Sie ist doch noch am Leben, oder etwa nicht? Sie ist in Sicherheit und wird versorgt. Jede Furcht, die sie womöglich in meiner Gegenwart verspürt, ist fehl am Platze – nein, völlig unbegründet, geradezu töricht.«
    Arianas Gemahl gab nicht mehr als ein nachdenkliches »Hm« von sich und schwieg. Er war zwar anderer Meinung, beließ es aber fürs Erste dabei.
    Kenrick sah, wie sein Schwager die Aufmerksamkeit auf einen kleinen Gegenstand in seiner Hand richtete. Er betrachtete das schartige Stück Metall von beiden Seiten und hielt es so nah an das prasselnde Feuer, dass der Widerschein über die blanke Oberfläche huschte.
    »Dass sie während des Überfalls in der Burg war, ist offensichtlich«, fuhr Kenrick fort. »Die abgebrochene Spitze in deiner Hand dürfte der Beweis sein.«
    »Das ist wahr«, pflichtete ihm der dunkelhaarige Krieger bei und betrachtete das Metallstück mit düsterer Miene. »Diese Dolchspitze kann nur von einem einzigen Ort stammen.«
    »Aye«, sagte Kenrick. »Aus Anavrin.«
    Obwohl er sich über

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