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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Schwertklingen und Kettenhemden der Wachen unterscheiden, sogar den Atem einiger Männer, die zu viel Ale getrunken hatten.
    In diesem Moment schienen Havens sämtliche Sinne schärfer zu sein denn je.
    Und das Verlangen hinabzuspringen – um die Freiheit zu erlangen, die sie sich wünschte – durchpulste jede Faser ihres Leibes.
    »Bei allen Heiligen«, keuchte sie. »Was geschieht mit mir?«
    Mit einem Ruck löste sie sich aus den Fängen des gefährlichen Verlangens und wich von der Brüstung zurück.
    »Was ist mit mir?«
    Die Turmtür drückte sich in ihren Rücken. Mit tastenden Fingern suchte sie den kalten Riegel und öffnete die schwere Tür. Der Wind drohte das Holz wieder zuzudrücken, als wolle er ihr den Abstieg verwehren. Aber die Verzweiflung verlieh Haven Kraft. Sie riss die Tür auf und schlüpfte ins Innere des Burgfrieds. Dabei achtete sie nicht darauf, dass die Tür mit einem lauten Knall zuflog.
    Was sie dort draußen überkommen hatte, vermochte sie nicht zu sagen. Sie wusste lediglich, dass sich etwas Dunkles näherte, und sie war sich alles andere als sicher, ob sie bereit wäre, sich dieser Macht zu stellen, wenn sie wirklich käme.
    Sollte es hilfreich sein, sich mit Kenrick of Clairmont zu verbünden, dann war es vielleicht an der Zeit, nicht mehr länger gegen ihn aufzubegehren.
    Das Feuer im großen Kamin von Kenricks Turmgemach war beinahe erloschen. Kälte vertrieb die heimelige Wärme, und nur die glühenden Kohlen hielten die kleinen Flammen noch am Leben. Kenrick allerdings machte die einsetzende Kälte nichts aus. Über sein Schreibpult gebeugt, schrieb er seine Gedanken hastig und ohne Unterlass in eines seiner vielen Tagebücher. Mit einem Kratzen huschte der Gänsekiel über das Pergament. Angeregt durch die Berichte, die er für die Templer verfasst hatte, war er zu mehreren Orten aufgebrochen, von denen mindestens zwei mit Teilstücken des Drachenkelchs in Verbindung gebracht werden konnten. Ein dritter Ort, eine Kapelle hoch oben in Schottland, ging ihm seit Langem nicht aus dem Kopf, doch er müsste sich weit nach Norden begeben, um weitere Nachforschungen anzustellen. Nun aber beschäftigte ihn die Frage nach dem vierten Ort. Er fühlte, dass er kurz davor war, ein durchgängiges Muster in all seinen Aufzeichnungen zu entdecken … aber noch verschloss sich ihm die Erkenntnis.
    Erneut blätterte er in den älteren Aufzeichnungen, ehe er wieder zum Gänsekiel griff. Nachdem er einige Zeilen geschrieben hatte, kam ihm ein Gedanke. Er hielt inne und ließ die Schreibfeder schließlich auf das Pergament fallen.
    »Ja, natürlich«, murmelte er, ließ von seinem Tagebuch ab und wandte sich einem Schriftstück zu, das zusammengefaltet in einem anderen schweren Kodex gelegen hatte. Nun nahm er das Stück Pergament und hielt es vor die brennende Kerze, die mitten auf dem großen Schreibpult stand. Die Schrift mochte älter als ein Jahr sein und war verblasst. Mit verengten Augen las Kenrick den kodierten lateinischen Text, was ihm nicht sonderlich schwerfiel, denn die Zeilen hatte er selbst verschlüsselt. »Warum habe ich das nicht viel früher erkannt? Der Ort ist vollkommen falsch.«
    Wieder schrieb er etwas nieder, von seiner Arbeit ganz vereinnahmt. Er hatte keine Vorstellung, wie spät es war, und es kümmerte ihn auch nicht, wenn sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Oftmals gönnte er sich tagelang nur wenig Schlaf, um mehr Zeit für die Nachforschungen bezüglich des Drachenkelchs zu haben. Und Zeit brauchte er wahrlich, jetzt, da er sich sicher war, dass Silas de Mortaine und dessen Helfershelfer in England ihr Unwesen trieben.
    Einst war es Kenrick gelungen, den verhassten Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, und nun war er entschlossen, es wieder so zu handhaben.
    Mit einem leisen Fluch auf den Lippen kritzelte er Zeile um Zeile auf das Pergament, ganz und gar in die Arbeit vertieft. Selbst die unmittelbare Umgebung nahm er nicht mehr wahr, bis ein lautes Geräusch draußen auf der Treppe an seine Ohren drang: Eine schwere Tür war laut ins Schloss gefallen! Es musste die Tür gewesen sein, durch die man auf das Dach des Wohnturms gelangte. Lange lauschte er aufmerksam in die Stille hinein. Argwohn erfasste ihn. Denn wer, um alles in der Welt, war zu dieser späten Stunde noch wach und schlich durch den Burgfried? Mit gerunzelter Stirn erhob er sich, durchquerte das Gemach und riss dann die Tür auf.
    Auf dem Gang stand niemand anders als Haven. Sie

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