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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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gewahrte und die scharfen Linien um ihren Mund sah, wusste er, dass auch sie um die Bedeutung des Ritts wusste. Unmittelbar vor der Tür blieb sie stehen und umarmte ihren Gemahl lange. Schließlich nickte sie stumm, als Braedon seine Stirn an die ihre drückte und Ariana vertrauliche Worte zuraunte. Nach einem letzten Kuss trennten sie sich. Als Braedon die wenigen Stufen nahm, die in den Hof hinunterführten, hob Ariana die Hand zum Abschied und sah Kenrick an.
    »Gott sei mit euch«, flüsterte sie.
    Kenrick nickte ihr stumm zu, ehe er sich den Helm aufsetzte und dem Knappen die Zügel aus der Hand nahm. Mit einem letzten Blick auf Braedon, der sich soeben in den Sattel schwang, gab Kenrick das Zeichen zum Aufbruch. Geordnet folgten die Reiter dem Burgherrn und dessen Schwager, die jetzt an der Spitze des Trosses unter dem Fallgitter des Burgtors herritten.
    Als sich der Hufschlag der Pferde in dem dunklen Torbogen brach, lenkte Braedon seinen Hengst dicht neben das Tier seines Schwagers und merkte an: »Der Vorfall gestern im Hühnerstall hat deinen Gast erschreckt.«
    »Haven?«, fragte Kenrick mit einem Achselzucken. »Auf mich wirkte sie nicht allzu mitgenommen. Sie hat ein paar Kratzer davongetragen, mehr nicht.«
    »Hm«, brummte Braedon. »Ich dachte nur, da sie es heute Morgen offenbar vorzieht, in ihrem Gemach zu bleiben. Vielleicht gab es ja noch etwas anderes, das sie verstimmt hat.«
    »Wer kann schon sagen, was in dieser Frau vorgeht?«, erwiderte Kenrick, weigerte sich jedoch, seinen Schwager dabei anzusehen, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Die frühen Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, als der Tross die Burg hinter sich ließ und den befestigten Weg einschlug, der in westlicher Richtung von Clairmont Castle wegführte. »Soweit ich das beurteilen kann, ergibt ihr Handeln keinen Sinn.«
    »Vielleicht hast du dir nur zu wenig Mühe gegeben, ihr Handeln zu verstehen. Frauen haben ihre eigene Denkweise, glaub mir. Und ein Mann, der sich anschickt, seine Dame zu verstehen, muss Zeit mitbringen.«
    »Ich habe aber keine Zeit, mich in Haven hineinzudenken. Für Clairmont Castle gibt es dringendere Angelegenheiten. Sie ist lediglich Teil eines Rätsels, das ich zu lösen versuche, und dieses Rätsel betrifft den Überfall auf Greycliff Castle, und weiter nichts.«
    »Ein kluger Vorsatz. Voller Logik, gewiss.« Braedon nickte weise. »Aber vielleicht solltest du auch auf dein Herz hören. Oder auf das ihre.«
    Kenrick brach in Lachen aus. »Ich wusste noch gar nicht, dass meine Schwester einen so schwärmerischen Mann geheiratet hat. Ich versichere dir, an Havens Herz verschwende ich keinen Gedanken, und ich wette, dass sie sich ebenso wenig Gedanken um mein Herz macht.«
    »Tatsächlich?« Braedons Stimme nahm einen belustigten Unterton an. »Ach, deshalb steht sie die ganze Zeit oben am Turmfenster und schaut uns nach.«
    Kenrick warf seinem Schwager einen kurzen, prüfenden Blick zu, da er davon überzeugt war, Braedon treibe Scherze mit ihm. Aber in der Miene des dunkelhaarigen Ritters deutete nichts darauf hin, dass er sich über ihn lustig mache. Vielmehr schien dem wissenden Lächeln, das nun die silbern aufliegende Narbe auf der sonnengebräunten linken Wange spannte, ein Anflug von triumphierender Selbstgefälligkeit innezuwohnen.
    »Sieh doch selbst nach, falls du mir nicht glaubst. Ich vermute sogar, sie steht am Fenster, seit du den Burghof betreten hast.«
    Mit finsterer Miene drehte sich Kenrick im Sattel um und schaute zu den Fenstern des Burgfrieds hinauf, der hinter den schützenden Mauern von Clairmont Castle aufragte. Dort oben waren die Läden an Havens Fenster geöffnet. Kenrick glaubte, eine Bewegung in dem dunklen Raum wahrzunehmen, dann erschien für einen kurzen Augenblick ein zierlicher Arm an der Fensteröffnung, um rasch einen Fensterladen zu schließen.
    Kenrick wandte sich wieder dem staubigen Weg zu, der sich wie ein helles Band in der Ferne verlor. »Sie verabscheut mich.«
    »Was wiederum für dich nicht nachvollziehbar ist, denke ich.«
    »Doch. Das hat schon seine Gründe. Ich fürchte, ich habe mir ihre Verachtung verdient. Gestern Abend.«
    »So? Was hast du getan? Hast du die arme Frau schon wieder mit deinen Fragen eingeschüchtert?«
    »Schlimmer. Ich habe sie geküsst.«
    Braedon gab ein prustendes Lachen von sich, worauf einige der Begleiter aufhorchten. »Du hast sie also geküsst.«
    »Ich bin sogar noch weiter gegangen, wenn du es genau wissen

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