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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Seitdem hatte sie Rand kaum zu Gesicht bekommen. Serena versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, erledigte ihre Aufgaben rund um die Hütte und hieß jede Ablenkung willkommen. Vielleicht könnte sie diesen kurzen Augenblick der Sinnlichkeit, da sie und Rand im Mondlicht am Wasserfall gestanden hatten, auf diese Weise vergessen.
    Sie erinnerte sich an jede Sekunde.
    Ein Brennen hatte in Rands Augen gelegen. Sie entsann sich seines glühenden Blicks, mit dem er sie vereinnahmt hatte, als sie vor ihm stand und ihr das kühle Wasser des Weihers am Leib herunterlief. Vielleicht hätte sie sich schämen sollen. Er hatte sie nackt gesehen, da war sie sich sicher. Und dieser Moment, als er einen Blick von ihr erhascht hatte – dieser kurze Moment, bevor sie sich in ihren Umhang hüllte – , hatte seinen Augen, ja seiner ganzen Miene einen anderen Ausdruck verliehen.
    Nein, diesen Blick würde sie nie vergessen. Er hatte sich ihr eingebrannt, genauso stark wie die immerzu wache Stimme der Ahnung. Nie würde sie das Gefühl vergessen, das sie verspürt hatte, als Rand sich eine ihrer Haarlocken um den Finger wickelte. Sie war wie erstarrt gewesen, und doch hatte kein Zwang in seiner Bewegung gelegen. Die flüchtige Liebkosung ihrer Wange würde immer in ihrer Erinnerung bleiben.
    Sie hatte sich gewünscht, er möge sie berühren. Sie hatte es schon in jenem Augenblick gewusst, und sie wusste es auch jetzt noch. Hitze schoss ihr ins Gesicht, wenn sie nur daran dachte. Sie hatte gewollt, dass Randwulf of Greycliff sie mit seinen Händen berührte, und sie ihn ebenso. Und dies war wahrlich ein gefährlicher Gedanke. Umso schlimmer gar, da er mit dem Namen einer anderen Frau auf den Lippen zu ihr gekommen war.
    Dem Namen seiner geliebten Gemahlin: Elspeth.
    Seine tote Gemahlin, wie Serena sich in Erinnerung rief. Und mit einem Mal vermochte sie sich nicht zu erklären, warum sie mit Unbehagen an eine Frau dachte, die sie nicht einmal kannte. Sie hätte doch Mitleid mit der Dame haben müssen, die auf eine so gewaltsame Art aus dem Leben gerissen worden war.
    Sie empfand auch Mitleid, doch es verblasste, sobald sie sich bewusst machte, was Elspeths Tod in Rand ausgelöst hatte. Serena wollte nicht näher darüber nachdenken, was in ihrem Innersten vorging, aber sie konnte das Gefühl der Enttäuschung nicht leugnen, das sie empfunden hatte, als Rand sie barsch von sich wies – nachdem er bemerkt hatte, dass nicht seine geliebte Elspeth vor ihm stand, sondern die sonderbare Serena aus dem Waldland.
    Die widerstreitenden Gefühle, die Rand in ihr auslöste, verunsicherten sie. Ein Teil ihres Wesens wollte dies tiefer ergründen, eine andere Stimme in ihr flüsterte indes, dass dies Gefühle waren, die sie besser nicht überprüfen sollte. Denn stets hatte sie den kummervollen Rat ihrer Mutter im Ohr, niemals einem Mann zu trauen.
    Und daher hatte Serena beschlossen, jeglichen Gedanken an Rand zu unterbinden. Sie würde weder an ihn denken noch an die Dämonen, die ihn verfolgten, und auch nicht daran, wie sich seine Gegenwart auf ihr Leben auswirkte. Sie würde sich nicht länger mit zärtlichen Berührungen oder Sehnsüchten aufhalten, die einer anderen Frau zugedacht waren.
    Schon bald würde er fort sein. Seine Verletzungen heilten gut, und von Tag zu Tag erhielt er mehr von seiner alten Kraft zurück. Nichts zog ihn so stark in die Ferne wie sein Ansinnen, Vergeltung zu üben, und er würde sich nicht aufhalten lassen, sobald er zum Aufbruch bereit war. Wenn sie klug war, gab sie einfach vor, es gäbe ihn gar nicht. Es sollte ihr nur mehr als recht sein, wenn er sich rasch erholte und seiner Wege ging.
    Ohnehin war er vom ersten Tag an nicht sehr zugänglich gewesen; wie dem auch sei, nun schien er nicht einmal mehr gewillt zu sein, überhaupt noch ein Wort mit ihr zu wechseln, und wandte sich ab, wenn er sie schon aus der Ferne sah. Die Tage verbrachte er damit, den Strand nach dem verlorenen Schatz abzusuchen, des Nachts schlief er unter den Sternen. Sie vermutete, dass er mit seinen Gedanken nur bei der Rache war, aber bisweilen fragte sie sich, ob sie es gewesen war, die ihn in diese grüblerische Einsiedelei getrieben hatte.
    Sie sollte besser nicht über seine Gefühle nachdenken, tat es aber dennoch.
    Es lag nicht nur an der Ahnung, die ihr Denken und Fühlen in dieser Weise lenkte.
    Wenn sie Randwulf of Greycliff betrachtete, sah sie einen Schmerz, der durch kein Maß an Vergeltung geheilt werden könnte. Vielleicht

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