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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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dazu«, er fing sich schnell, »einen werten Gast mit einer derart lächerlichen Angelegenheit zu behelligen?!«
    »Ihr hättet Eurem Orden den Verdienst an den Beauseant heften können, das Königliche Paar endlich wieder zusammengeführt zu haben!«
    »Ist das die Aufgabe der Templer?!«, höhnte der Komtur. »Mir reicht es, dieser Prinzessin Gastfreundschaft zu gewähren, und das auch nur, weil Ihr sie angeschleppt habt!«
    Yves beherrschte sich nur mühsam. »Auf die Euch wohlbekannten Pläne der Mongolen keine Rücksicht genommen zu haben wird Euch vielleicht Sidon kosten«, sagte er scharf, » dass Ihr den erklärten Herzenswunsch der Grande Maitresse missachtet habt, wird Euch mit tödlicher Sicherheit um Posten und Titelwürde bringen!«
    »Was hätte ich denn machen sollen? « Der Komtur gab sich nur vorübergehend kleinmaulig, »da kann ja jeder kommen!«
    »Der Trencavel kam nur einmal!«, der Bretone schenkte es sich, den billigen Triumph weiter auszukosten. »Mit welcher Begründung habt Ihr ihn denn abgewiesen?«
    Doch Marc de Montbard war nicht gewillt, sich weiter abfragen zu lassen wie ein kleiner Sergeant. »Zum Teufel hab' ich ihn gejagt!« Er wurde jetzt laut. »Und das sollte ich auch mit Euch tun!«, setzte er hochfahrend hinzu.
    »Mit Euch und Eurer Prinzessin!«
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    Yves war bleich geworden, aber er ließ sich nicht zu der Antwort hinreißen, die dieser eitle Komtur verdient hätte. »Ich bin bereit«, entgegnete er einladend, »aber ich fürchte, dass Eure Eier lang vor den meinen in den Flammen der Hölle geröstet werden!« Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt sporenklirrend aus dem Saal.
    Beide Herren blieben Sidon und speziell der Zitadelle vorerst erhalten, ich beschloss, Yeza nichts davon zu sagen, wie nah ihr Roc bereits gewesen war. Sie hätte dem Komtur zumindest ein Fegefeuer auf Erden bereitet.
    Auch der Bretone ersparte sich solch Ungemach, allerdings vertraute er mir an, dass er diesem Ort so schnell wie möglich den Rücken kehren wolle, und zwar mit Yeza! Er habe sich entschlossen, sie tatsächlich nach Schaha zu bringen, so wie es von Kitbogha geplant gewesen sei. Nach dieser, ein weiteres Mal - diesmal durch pure Ignoranz - fehlgeschlagenen Wiedervereinigung des Königlichen Pares sei der leiblichen Sicherheit der Prinzessin, für die er sich nun allein verantwortlich fühle, der absolute Vorrang einzuräumen.
    »Manchmal bringt Dummheit gepaart mit Hochmut mehr an Gefahr als Böswilligkeit!«, sagte ich, um mein Verständnis zu beweisen. »Und Roc Trencavel erweist sich mal wieder glatter als eine Forelle im Wildbach, so wie er sich - ohne eigenes Zutun -jedem Zugriff entzieht!«
    »Wenn, was ich hoffte, Yeza hier gut aufgehoben wäre, hätte ich mich jetzt aufgemacht, und mir wäre der Trencavel nicht entwischt« , sagte der Bretone mit Bedauern. »Ich kann lange im kalten Wasser stehen - «
    »Derweil könnte ich doch?«, hob ich an, meine Hilfe anzubieten, doch der Herr Yves schnitt mich kurz.
    »Werter William«, er legte mir die kräftige Hand auf die Schulter, was mich ehrte. »Dem, was auf Sidon, die Prinzessin und die Templer jetzt zukommt«, sprach er düster, »seid Ihr mit Eurer Güte und Nächstenliebe nicht gewachsen! Aber sorgt Euch nicht, mein Nacken ist es gewohnt, die Lasten anderer zu tragen - und so wird es bleiben, so lange mein harter Schädel über seinen starren Hals noch fest mit ihm verwachsen!«
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    DER EMPFANG AUF BEAUFORT, der Burg des Raubritters Julian von Sidon, war frostig. Roc und sein
    kleiner Haufen wurden dennoch durch den unterirdischen Gang, die drei Tore mit ihren dräuenden Fallgittern hinauf in das Untergeschoss des mächtigen Donjon geleitet. Der fensterlose Gewölbesaal wies eine rundum laufende steinerne Empore auf, hinter der sich das hölzerne Treppenhaus nach oben schraubte. Hier erwartete sie der Hausherr, erstaunt, belustigt ob ihrer Rückkehr in sein Räubernest.
    »Was verleitet Euch zu dieser Tollheit, Roc Trencavel, mir noch einmal unter die Augen zu treten, nachdem klar erwiesen, dass es der von Euch dazu bestimmte Terez de Foix war, der mich an die Templer verriet?« Sein nicht bedecktes Auge starrte dennoch die vor ihm Stehenden voller Argwohn an, die Torwache hatte es versäumt, ihnen die Waffen abzufordern. Sein Blick glitt hoch zur Balustrade, von den Säulen verborgen, sah er die Läufe seiner Armbrustschützen auf die Besucher gerichtet. Der Trencavel hatte es nicht bemerkt, wohl aber der stets

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