Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
Schwerter weg, wenn Ihr an Eurem Leben hängt!«, befahl Julian und zog sich aus der Reichweite jeder Waffe zurück hinter die Lehne seines Stuhls. Nicht einmal Yezas Wurfdolch hätte noch helfen können, durchfuhr es Roc, er hätte dem Schurken längst an die Gurgel springen sollen, nun war auch diese letzte Chance verstrichen. Als Letzter ließ er sein Schwert fallen.
    »Unser Blut wird über Euch kommen!« Roc war nicht gewillt, Verzweiflung oder gar Unterwürfigkeit zu zeigen, doch das steigerte nur noch einmal die grenzenlose Heiterkeit des Herrn Julian, obgleich er schon nach Luft japste. »Euer Blut!«, spottete er. »Euer kostbares Blut, edler Trencavel! Lebend seid Ihr der Garant für die Unversehrtheit meines Leibes!« Er fing sich langsam wieder. »Und so auch Euer Mongolenbürschlein!« Julian schaute bei-396
    fallheischend zu seiner Frau. Johanna wog unbestimmt und mit sichtbarem Bedenken ihr Haupt, doch ihr Mann nahm das als Einverständnis. »Führt sie ab!«, wies er seine Strolche an, die nur auf diesen Befehl gelauert hatten.
    Herr Julian war bester Laune, seinen Gefangenen wurden die Hände auf den Rücken gebunden. »Ihr kommt an einen ruhigen Ort, geräumiger und komfortabler als Kerker gemeinhin sind«, er freute sich richtig ob der gelungenen Wendung der Dinge. »Mein Weib Johanna kann Euch dort gelegentlich besuchen, wenn ihr danach ist!« Er war ein großzügiger Ehemann.
    Roc sagte dazu nichts, und auch Johanna fand die Bemerkung unpassend. Dem Trencavel fiel ein Stein vom Herzen, nicht um seinetwillen, sondern der Gefährten wegen - besonders für Bai-tschus junges Leben fühlte er sich plötzlich verantwortlich. Für sich selbst hätte er den Tod in Kauf genommen, als späten Preis für eine Liebe, deren er sich bisher nicht würdig gezeigt hatte. Sollte er je wieder das Licht des Tages erblicken, wollte er sein Leben einzig dieser Liebe zu Yeza weihen!
    Die Gefangenen wurden abgeführt.
    »In der alten Zisterne können wir sie so lange trocken lagern, bis sie verdorrt sind - oder zumindest bis der Sturm sich gelegt hat«, erklärte Julian stolz seinem Weib, deren Gedanken längst weitergeeilt waren.
    »Du solltest einen Templer losschicken«, gab sie ihre Überlegungen preis, »der ein vertrauliches Schreiben an den Großmeister des Ordens befördert, in dem der amtierende Komtur von Sidon, dieser eitle Marc de Montbard, sich seines Schlachtensieges rühmt und anfragt, wohin mit dem erbeuteten Gold -«
    »Und woher soll ich den nehmen?«, fragte Julian vorsichtig nach, einleuchtend fand er den Plan auch nicht.
    »Mach dir einen!«, schalt Johanna seine Begriffsstutzigkeit. »Wichtig ist nur, dass die Mongolen den Brief abfangen!«
    Julian küsste seiner Frau die Füße.
    397
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Am nächsten Tag traf Herr Thomas Berard in Sidon ein, der Großmeister des Ordens Sacrae domus militiae Tempil Hierosolymitia-ni magistri. Er kam von Tyros herauf, wo er Gast des Stadtherrn Philipp de Montfort gewesen. Hier hatte er vor, seine Galeere zu besteigen, die ihn nach Europa bringen sollte, wo er um Unterstützung für die Tätigkeit des Ordens im Heiligen Land werben wollte, sei es um Nachschub für seine Ritterschaft, sei es um Spenden einzusammeln. Er war hocherfreut, als er von dem unglaublichen Fischzug seiner Leute hörte. In der Tat übertrafen die abgefangenen Lösegelder der Städte Damaskus und Aleppo bei weitem das, was im Abendland vom knauserigen Stuhle Petri oder gar aus weltlichen Säckeln zu erwarten war.
    Yves der Bretone machte sich nicht sonderlich beliebt bei dem hohen Herrn, als er darauf hinwies, dass die Mongolen wohl kaum auf das Gold verzichten würden, das sie als ihr Eigen betrachteten, wenn es auch den Muslimen abgepresst sei. Davon wollte Herr Thomas Berard nichts hören. Mit hochfahrender Handbewegung ließ er seinen Untergebenen samt diesen Bevollmächtigten des Königs von Frankreich wissen, dass die Unterredung beendet sei.
    Immerhin stieß der Bretone anschließend unter vier Augen bei Marc de Montbard nicht auf völlig taube Ohren.
    Bisher könne der Komtur noch davon ausgehen, dass die Mongolen sich mit der Rückerstattung ihres Goldes zufrieden geben und Sidon verschonen würden. Sollte aber der Orden die Aushändigung verweigern, dann fiele auch der Verdacht auf die Templer, sie hätten mit den Mördern der zwei Hundertschaften unter einer Decke gesteckt, und mit denen würden die Mongolen keinerlei Erbarmen kennen. Das

Weitere Kostenlose Bücher