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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Blutflecken würden wohl niemals wieder herausgehen. Und wenn doch - sie würde nie vergessen, dass es genau dieser BH war, den sie getragen hatte, als der Verrückte auf sie losgegangen war. Die Erinnerung daran würde niemals verlöschen. Sie ging ins Badezimmer und warf den BH in den Mülleimer.
    Jetzt bemerkte sie auch, dass etwas Blut durch den dünnen Stoff gedrungen war und rostrote Schlieren auf ihren Brüsten hinterlassen hatte.
    Sie stellte sich unter die Dusche und rieb mit einem Waschlappen über ihr Gesicht, ihre Schultern, ihre Arme, ihre Brüste und jeden Zentimeter ihrer Haut, der mit dem Mann oder seinem Blut in Berührung gekommen war. Sie sah an sich herab. Ihre Brüste waren dort, wo sie nicht gebräunt waren, von einem cremefarbenen Weiß, nur die Brustwarzen zeichneten sich dunkel ab. Obwohl sie kein Blut mehr fand, ließ sie den Waschlappen noch einmal über ihren Körper gleiten.
    Das Hotelhandtuch war ziemlich fadenscheinig und etwa halb so groß wie ihre Badetücher zu Hause. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, wickelte sie sich das Tuch um die Hüften und verließ das mit Dampf erfüllte Badezimmer. Sie schaltete die Lampe auf dem Frisiertisch ein und setzte sich davor, wobei das Handtuch zu Boden fiel. Dann bürstete sie ihr kurzes, pflegeleichtes Haar, bis nur noch die Spitzen feucht waren.
    Sie beugte sich vor und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Ihre Augen waren eine Katastrophe. Sie wirkten verstört und leicht glasig. Mit einem Abdeckstift aus dem Schminkkoffer bedeckte sie notdürftig ihre Tränensäcke, färbte ihre federweichen Wimpern mit Mascara und entschied sich für einen hellblauen Lidschatten. Eine eindeutige Verbesserung. Während sie Lippenstift auftrug, fragte sie sich, wieso sie sich nicht geschminkt hatte, bevor sie zu Dan hinausgefahren waren. Weil sie es eilig gehabt hatte und nervös gewesen war? Oder lag es an etwas anderem? Vielleicht hatte sie gedacht, dass ihn ihr schmuddeliges Aussehen nicht weiter stören würde. Oder hatte sie tief in ihrem Innersten geahnt, dass sie ihn dort nicht finden würde?
    Sie stand auf. Die Tischkante hatte unterhalb ihres Brustkorbs eine rote Linie hinterlassen, die an eine lange Narbe erinnerte. Sie kratzte sich die juckende Haut und brachte das Handtuch ins Badezimmer zurück.
    Sie hatte sich bereits entschieden, trotz der eher niedrigen Temperaturen einen Rock anzuziehen, und holte die entsprechenden Sachen aus ihrem Koffer heraus. Nachdem sie ein sauberes Höschen angezogen hatte, schloss sie die Strapse um ihre Hüften und setzte sich auf das Bett, um in ihre Strümpfe zu schlüpfen. Sie hatte einen blauen Tweedrock gewählt, der nicht besonders sommerlich wirkte, und deshalb auch ziemlich gut zum Wetter an diesem Abend passte. Danach folgte ein dünner BH, dessen seidener Stoff ihre Brustwarzen steif werden ließ. Schließlich zog sie sich einen weißen Kaschmirpullover über, der zu dünn war, um ihre hervorstehenden Nippel zu verbergen.
    »Egal«, murmelte sie.
    Wer würde ihr schon große Aufmerksamkeit schenken, wenn Nora neben ihr saß?
    Abe. Er schon.
    Ein angenehm aufregendes Gefühl durchfuhr sie, als sie sich die hohen Schuhe anzog und einige lebensnotwendige Dinge - darunter den Zimmerschlüssel - in ihre Handtasche steckte.
    »Nora?«, rief sie durch die Verbindungstür. »Bist du schon weg?«
    »Seit fünf Minuten«, antwortete Nora und gähnte. »Komm rüber. Meine Seite ist offen.«
    Noras Zimmer war genauso eingerichtet wie Tylers. Nora saß vor
    dem Frisiertisch und wechselte die Ohrringe. »Bin gleich fertig«, sagte sie. Sie trug dasselbe grüne Kleid wie gestern beim Bankett. Mit dem tiefen Ausschnitt und den Spaghettiträgern wirkte es um Längen eleganter als Tylers Garderobe.
    »Wo willst du denn hin - zum Abschlussball?«, fragte Tyler.
    Nora sah sie grinsend an. »Du siehst aber auch ziemlich adrett aus. Studentenparty?«
    »Eher Kaffeekränzchen.«
    »Wir müssen den Jungs schließlich was bieten.«
    »Dann ist der tiefe Ausschnitt wohl für Jack bestimmt?«
    »Du hast es erfasst.« Sie nahm einen weißen, großmaschigen Wollschal vom Bett, schlang ihn um die Schultern und hob ihre Handtasche auf, die farblich genau zu ihrem Kleid passte. »Gehen wir.«
    Draußen wehte eine milde Brise, und es war wärmer, als Tyler erwartet hatte. Die Sonne hing tief über den Baumwipfeln und blendete Tyler, so dass sie den Kopf senken und auf ihre Schuhe starren musste. »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Halb

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