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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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du denn den Spruch her? Aus einer Bierreklame?«
    Kichernd zog Nora den Reißverschluss ihrer Hose zu. »Angsthase.«
    »Willst du keine Jacke anziehen?«
    »Und meinen Luxuskörper verstecken? Vergiss es.«
    Abe und Jack warteten bereits im Mustang auf sie. Abe beugte
    * ^
    sich vor und öffnete Tyler die Tür. Nora kletterte zu Jack auf die Rückbank.
    »Deine angemessene Garderobe gefällt mir aber ziemlich gut.«
    »Du solltest mich mal ohne sehen.«
    »Nichts lieber als das.«
    »Keine Schweinereien da hinten«, sagte Abe, als er den Motor startete.
    »Wo denkst du hin?«, sagte Nora und kicherte.
    »Seid ihr wirklich Bibliothekarinnen?«, fragte er.
    »Nur Nora. Ich bin Medienbeauftragte. So nennen sie die schlecht bezahlten Schulbibliothekarinnen.«
    »So seht ihr aber gar nicht aus«, sagte Jack.
    »Nora arbeitet am College«, sagte Tyler, »und ich an einer High-school. Da sind weniger junge Studenten, die an Projektoren und anderen Dingen herumfummeln.«
    »Nur wenn ich geil bin«, sagte Nora.
    Obwohl kein anderer Wagen in Sicht war, blinkte Abe vorschriftsmäßig, bevor er in die Hauptstraße bog. Die Scheinwerfer schnitten blasse Lichtkegel in die Dunkelheit. »Wenn diese Kneipe zu schäbig ist«, sagte er, »können wir uns ja etwas anderes suchen.«
    »Mir kann’s nicht schäbig genug sein!«, rief Nora. Jack applaudierte und pfiff durch die Zähne.
    »Wir tun einfach so, als würden wir die beiden nicht kennen«, sagte Abe und grinste Tyler an.
    »Er will Tyler nur in Sicherheit wiegen«, flüsterte Jack laut. »Abe
    ist ein echtes Tier. Erzähl ihr doch mal, wie du auf Colonel Lock-ridge gepisst hast. Himmelarsch, das war krass.«
    »Jack!«
    »Du … hast auf einen Colonel uriniert?«, fragte Tyler.
    »Nur auf seine Beine. Er wollte es ja nicht anders.«
    »Mitten im Offizierskasino.«
    »Auf dem Klo?«
    »Mitten im Offizierskasino«, wiederholte Jack lauter. »›Abe der Pissen, wurde er danach genannt.« %
    Abe lachte leise und schüttelte den Kopf. »Das ist lange her. Seitdem haben sich meine Manieren deutlich verbessert.«
    »Es war vor zwei Jahren.«
    »Pass bloß auf, was du sagst, Jack.«
    »Was hat dieser Lockridge denn getan?«, fragte Tyler.
    »Die Hosen gewechselt«, antwortete Jack.
    »Nein, ich meine …«
    »Er hat einen Freund von mir beleidigt«, sagte Abe.
    »Himmel, hoffentlich beleidige ich nie einen von deinen Freunden.«
    »Keine Angst.«
    »Pisser-Abe ist ein Gentleman, was Frauen angeht«, sagte Jack. »Normalerweise jedenfalls. Obwohl, ich erinnere mich, wie er einmal …«
    »Wir sind da«, sagte Abe. »Die Last Chance Bar.«
    Das Neonschild vor ihnen tauchte die Nacht in rotes Licht. In seiner oberen Ecke schimmerte der Umriss eines Cocktailglases.
    Schotter knirschte unter den Reifen, als Abe hinter einer Reihe abgestellter Autos in den Parkplatz einbog. Das Gebäude, in dem sich die Bar befand, war ein niedriger, kastenförmiger Ziegelbau. In den Fenstern waren Neonreklameschilder für Bier angebracht. Tyler hörte gedämpfte Musik: Waylon Jennings sang »Lukenbach, Texas«. Sie parkten neben einem Pick-up und stiegen aus.
    Abe nahm Tylers Hand. Als sie die Bar betraten, verstummte die
    Musik. Durch die Gespräche und das Gelächter war das Klingeln eines Flippers und das Klacken von Billardkugeln zu hören. Die warme Luft war von Zigarettenrauch erfüllt. Während sie auf einen freien Tisch zugingen, bemerkte Tyler, wie sich mehrere Köpfe zu ihnen umwandten. Eines der Gesichter gehörte dem rotwangigen, weißbärtigen Käpt’n Frank. Er starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Sie nickte grüßend, woraufhin er einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog und sich wieder dem Tresen zuwandte.
    »Kennst du den?«, fragte Abe.
    »Wir haben ihn getroffen, als wir auf der Suche nach Dan waren.«
    Abe zog einen Stuhl für Tyler hervor. Sie setzte sich mit dem Rücken zur Wand. Käpt’n Frank warf einen Blick über seine Schulter. Dann verdeckte ihr Nora die Sicht.
    Eine Kellnerin erschien, nahm leere Bierkrüge vom Tisch und wischte mit einem Lappen darüber. Nora betrachtete ihr Outfit: Cowboystiefel, ultraknappe Jeans-Hotpants und eine rote Bluse, deren Muster an ein Halstuch erinnerte. Die Bluse war vor ihren Brüsten zusammengeknotet und stellte ihren nackten Bauch zur Schau. »Was darf’s sein, Leute?«
    »Gefällt mir, was Sie da anhaben«, sagte Nora.
    »Wirklich? Hab ich selbst zusammengestellt. Da haben die Kerle was zu gucken«, sagte sie und

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