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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zwinkerte Abe zu. »Charlie hält mich natürlich für absolut schamlos.« Sie lachte. »›Du rennst rum wie eine Schlampe‹ und so weiter und so fort, aber wir haben uns von meinem Trinkgeld grade einen nagelneuen Sony-Fernseher mit 70er Röhre gekauft, und darüber hat er sich noch nicht beschwert.«
    »Tja, Männer können manchmal komisch sein«, verkündete Nora.
    »Man kann nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie. Seid ihr auf Urlaub hier?«
    Nora nickte.
    »Wie schön. Ich hoffe, euch gefällt’s hier. Also, was kann ich euch bringen?«
    Sie berieten sich einen Augenblick, dann bestellten sie zwei große Krüge Bier.
    »Kommt sofort. Dazu eine große Schüssel von unserem berühmten Popcorn. Das geht aufs Haus.«
    »Die Kerle haben wirklich ordentlich was zu gucken«, sagte Nora, sobald die Kellnerin verschwunden war.
    »Bei dir aber auch«, entgegnete Tyler.
    Jack starrte ausgiebig in Noras Ausschnitt. »Bin schon dabei«, sagte er.
    »Rein damit!«, rief ein Mann am Billardtisch. »Jawohl!.«
    Aus der Jukebox am anderen Ende des Raumes drang die Stimme von Tom T. Hall, der gerade »I Like Beer« zum Besten gab.
    »Dieser Schuppen erinnert mich irgendwie an Le Dus Kneipe in Saigon«, sagte Jack und sah Abe an.
    »Tatsache. Le Du war ein großer Westernfan«, erklärte Abe. »Er trug ständig diese Cowboy-Beinschützer, die er von irgendwoher aufgetrieben hatte. Egal, wie warm es in seiner Kneipe war. Außerdem besaß er einen Cowboyhut, der ihm hoffnungslos zu groß war.«
    »Er war also ein ziemlicher Winzling?«, fragte Tyler.
    Abe lachte. »Für einen Cowboy schon.«
    »Er hat bekommen, was er verdient hat«, sagte Jack mit geheimnisvollem Grinsen.
    »Oh nein!« Nora rümpfte die Nase. »Er hat doch nicht etwa mit dem Vietcong sympathisiert?«
    »Nein«, sagte Abe. »Er sympathisierte mit den Jungs von der Ponderosa.«
    »Vergiss Randolph Scott nicht. Der war sein Lieblingsschauspieler.«
    »Soviel wir gehört haben, ist Le Du der Eigentümer des Hole in the Wall-Saloon in Waco, Texas.« »Und ich hoffe, dass er inzwischen ein neues Outfit hat«, fügte Jack hinzu. Die Kellnerin erschien mit einem vollbeladenen Tablett.
    Sie stellte Bierkrüge, eisgekühlte Gläser und eine Schüssel Pop-corn auf den Tisch. Abe wollte seine Brieftasche zücken. »Das ist bereits bezahlt. Mit Grüßen von Käpt’n Frank.«
    Abe sah verwirrt drein. »Von wem?«
    »Na, von dem Kerl da drüben.« Sie«4eutete mit dem Kinn auf den Tresen. Käpt’n Frank hatte sich auf seinem Stuhl umgedreht, um sie beobachten zu können. »Er sagt, ihr Mädels wärt seine alten Kumpels.«
    »Ach ja?«, fragte Nora. »Wie nett von ihm. Sollen wir ihn fragen, ob er sich zu uns setzen will?«
    Tyler spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
    »Seid ihr einverstanden? Anscheinend ist er ganz allein hier.«
    Die Kellnerin schüttelte den Kopf und machte sich davon.
    »Von mir aus«, sagte Abe.
    »Solange er nicht versucht, uns die Mädels auszuspannen«, fügte Jack hinzu. »Sonst werd ich nämlich ungemütlich.«
    »Ich hole ihn«, sagte Nora, stand auf und ging auf den Tresen zu.
    »Wer ist dieser Kerl?«, fragte Abe.
    »Käpt’n Frank«, sagte Tyler. »Nur ein alter Knacker, der sich für einen Seemann hält.«
    Abe runzelte die Stirn. »Stimmt was nicht?«
    »Nein, nein. Es ist nur… ich finde, er ist ein bisschen seltsam. Du solltest mal seinen Bus sehen.«
    »Wenn er dir Angst macht…«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    Nora hatte den Arm des alten Manns gepackt und steuerte mit ihm auf ihren Tisch zu. Während er ging, trank er aus einem zur Hälfte geleerten Bierglas. Er trug immer noch dasselbe verwaschene Hawaiihemd und die Bermudashorts. Seine dünnen Beine wollten so gar nicht zu seinem massigen Oberkörper passen. Außerdem schwankte er leicht.
    Nora brachte ihm einen Stuhl und stellte ihn neben Abes. »Aye, vielen Dank.« Er setzte sich.
    Nora stellte sie vor.
    Während Abe das Glas des Manns aus einem Krug füllte, bedankten sie sich für seine Einladung. »War mir ein Vergnügen«, sagte er mit schwerer, rauer Stimme. »Und ein Anliegen.« Er hob sein Glas, blinzelte ihnen zu und trank. Dann wischte er sich dei^ Mund mit einem von Altersflecken bedeckten Handrücken ab. »Um unsrer Sünden und um unsrer Väter Missetat willen«, murmelte er.
    »Sie sind ein Seemann?«
    »Aye, in der Tat. Beim Klabautermann, der alte Käpt’n Frank hat alle sieben Weltmeere besegelt. Genau wie sein Vater vor ihm.« Er beugte sich vor und starrte

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