Der Keller
dem Randstein und sah Tyler an. »Beeilt euch«, sagte sie.
»Machen wir. Bis gleich.«
Bevor sie ausstiegen, warf Nora Abe einen Blick zu, als wollte sie noch etwas sagen. Dann schien sie es sich jedoch anders zu überlegen und ging mit Tyler zum Geschäft. Abe wartete ein vorbeifahrendes Auto ab und fuhr los.
»Mann«, sagte Jack. »Armes Ding.«
»Sie trägt es mit Fassung.«
»Sie ist sehr tapfer.«
»Ja.«
»Nora hat erzählt, dass sie diesen Typen um ein Haar geheiratet hätte. Und jetzt war sie endlich so weit, sich einzugestehen, dass es ein Fehler war, ihn zu verlassen. Sie wollte einen Neuanfang wagen.«
Abe nickte und betrachtete geistesabwesend die Geschäfte an der Straßenseite.
»Nora hat auch gesagt, dass ihr Zweifel an ihrem Entschluss gekommen sind. Und weißt du, warum? Wegen dir.«
Abe antwortete nicht. Er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
»Sie glaubt, dass Tyler sich bis über beide Ohren in dich verknallt hat. Viel Geschmack scheint sie also nicht zu haben.«
Abe grinste. Dann bemerkte er zwei Fahnenmasten auf dem Gehweg und wendete den Mustang. Was er zunächst für ein Postamt gehalten hatte, stellte sich als das Rathaus von Malcasa Point heraus.
»Was hast du vor?«
»Fahr du zum Hotel, hol die Badesachen und hol mich dann hier wieder ab. Ich will was überprüfen.«
»Geht es um diesen Jenson?«
»Du hast es erfasst.«
Er hielt hinter einem Lieferwagen, ließ den Schlüssel im Zündschloss stecken und gab Jack seinen Zimmerschlüssel. Dann stieg er aus und ging zielstrebig an einem Bürotrakt vorbei auf eine Doppelglastür zu, über der ein fünfzackiger Stern angebracht war. Auf der Tür stand MALCASA POINT -POLIZEIWACHE. Er betrat ein leeres Foyer, das durch eine Theke mit Milchglasscheibe abgetrennt war. Er stellte sich vor eines der drei Fenster in der Scheibe.
»Wir müssen ihn beschlagnahmen«, sagte ein Mann, der mit dem Rücken zu Abe auf einer Schreibtischkante saß.
Sein Gegenüber, eine Polizistin, nickte. Ihre beige Uniform saß etwas zu eng um ihre breite Brust und die ausladenden Hüften. Abe schätzte sie auf einundzwanzig. Ihr kurz geschnittenes Haar erinnerte ihn an Tylers Frisur. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt.
»Bix soll ihn abschleppen, und ich will, dass du das beaufsichtigst.«
»Na toll. Ausgerechnet Bix, dieses Ekel.«
»Tja. Schicksal, Lucy. Aber du weißt, was für ein Trottel er ist. Deshalb musst du dabei sein. Er wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit Mist bauen, nur um uns zu ärgern. Gib mir Bescheid, sobald der Wagen hier ist. Ich will persönlich einen Blick drauf werfen.«
»Okay.«
»Und wenn Bix dich anmachen sollte, darfst du ihn mit meiner Erlaubnis erschießen.«
Sie hatte ein nettes Lächeln. »Ich werde ihn wohl eher wegen Geruchsbelästigung eines Staatsbeamten einsperren.« Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie Abe bemerkte. Mit einem Nicken gab sie dem Mann zu verstehen, dass Kundschaft wartete.
Der Mann sah über seine Schulter, lächelte und ging auf die Theke zu. Er war größer als Abe. Sein Gesicht war hager und wirkte zerknautscht, und sein graues Haar war etwas zu lang, als wollte er damit seine beginnende Glatze wettmachen. Die Augen hatten dieselbe Farbe wie sein Haar. Scharfschützenaugen, dachte Abe. Aber auch die Augen eines Polizisten - wachsam und ein klein wenig amüsiert.
»Tag«, sagte er. »Harry Purcell, zu Ihren Diensten.«
»Ich war gerade im Horrorhaus.«
Das Lächeln wurde schwächer. »Und?«
»Dort gibt es eine Wachspuppe von einem gewissen Dan Jenson.«
Jetzt war das Lächeln völlig verschwunden. »Ich weiß.«
»Ich war mit einer jungen Frau dort, die früher sehr gut mit ihm befreundet war. Vielleicht können Sie mir sagen, was mit ihm passiert ist?«
Purcells Gesicht verzog sich, als hätte er sich gerade einen Zeh angestoßen. »Oha«, sagte er. »Wollen Sie damit sagen, dass sie von seinem Tod nichts wusste?«
»Ganz genau. Und plötzlich starrte sie in sein Wachsgesicht.«
»Oha. Das ist schlimm, sehr schlimm. Wie geht es ihr?«
»Sie trägt es mit Fassung.«
»Dieses gottverdammte Haus. Manchmal hätte ich gute Lust, es niederzubrennen.«
»Wie wurde Dan Jenson getötet?«
»Jenson ging ohne Verstärkung rein. Er war auf einer Routinepatrouille, als er Licht in einem der Fenster bemerkte. Nachts wagt sich niemand dort rein. Nicht mal die alte Kutch oder Hapson - das behaupten sie jedenfalls. Jenson vermutete Einbrecher und rief über Funk
Weitere Kostenlose Bücher